Luzern: «Gundula» veröffentlicht Communique

«Menschen wurden eingesperrt, schikaniert, bedroht»

Die Villa an der Obergrundstrasse 99 während der Besetzung des Nebengebäudes.

(Bild: pze)

In einem Schreiben äussert sich am Freitagabend die Aktivisten-Gruppe «Gundula» zum Ende der Besetzung an der Obergrundstrasse 101. Dabei beschreiben sie den Einsatz der Polizei als unverhältnismässig und «mit übertriebener Gewalt».

Am Dienstagnachmittag, 4. April, sei Gundula mit einem völlig übertriebenen Polizeiaufgebot geräumt worden (zentralplus berichtete), schreiben die Aktivistinnen in einem ausführlichen Communique am Freitag nach der Besetzung.

Die Belebungen der Obergrundstrasse 99 und 101 seien ruhig und friedlich verlaufen. «Die Häuser wurden im Zustand belassen und es wurde Sorge getragen. Das wissen alle, die zu Besuch waren. Es gab viele positive Erlebnisse und Rückmeldungen.» Letztes Jahr sei das Haus nach einem Dialog selbständig verlassen worden und auch dieses Jahr sei man gesprächsbereit gewesen.

Deshalb stellen die Besetzer in der Mitteilung die Frage: «Frau Jost, was ist los?» Mit der Räumung seien am Dienstag klare Zeichen dafür gesetzt worden, dass in unserer Gesellschaft Geld und Eigentum mehr zählt als Leben, Träume, Ideen, Zeit und Gemeinschaft. Ein Zeichen auch, dass wer genügend Geld habe, Stadtraum verschwenden und das Ortsbild einreissen dürfe.

Physische und psychische Gewalt?

Im Communique äussern sich die Besetzer zum Räumungseinsatz und beschreiben diesen als «unverhältnismässig und mit übertriebener Gewalt»:

«Menschen wurden gegen ihren Willen eine Treppe hinunter geschleift. Eine Passantin, die filmte, wurde zu Boden geschlagen. Menschen wurden eingesperrt und schikaniert, bedroht, psychisch fertiggemacht, unter finanziellen und sozialen Druck gesetzt. Das ist Gewalt im Auftrag von Bodum und im Namen des Rechts. […] Die zwei Besetzerinnen, die vor Ort waren, haben mehrmals versucht, ein konstruktives Gespräch aufzunehmen, mussten sich aber nach der polizeilichen Drohung die Tür aufzubrechen auf die Dachterasse zurückziehen.»

«Zurück bleibt Hilflosigkeit»

Es seien mehrere leicht bis mittelschwerverletzte Personen unter den Aktivisten und Demonstranten, heisst es im Communique. Die Aktivisten seien durch die vermummte Spezialeinheit Luchs zu Boden geschlagen worden.

Auch von einem «überdimensionierten Aufgebot von Robocops» am Abend, schreiben die Aktivistinnen. Die kleine Gruppe von Personen, welche die Freilassung der verhafteten Aktivistinnen forderten, sei bedrängt worden.

«Zurück bleiben Fragen, Hilflosigkeit, Wut, Trauer und eine Leere der Verständnislosigkeit und Enttäuschung», heisst es zum Schluss – und «Wir machen weiter.»

Die Luzerner Polizei äusserte sich bis Samstagabend nicht zu den Vorwürfen.

Lesen Sie hier die Analyse von zentralplus zur Besetzung und dem geplanten Abriss an der Obergrundstrasse 101.

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