Aus für Medizin-Tourismus-Projekt «Lucerne Health»

Prestigeunternehmen am Ende – Verein stillschweigend aufgelöst

CEO Dieter Baumgartner (links im Bild) bei der Eröffnung des Akquisitions-Büros in Shanghai.

(Bild: zvg)

2011 startete «Lucerne Health» unter viel Getöse: Das auf reiche Ausländer angelegte Gesundheitsprojekt weckte grosse Hoffnungen auf der einen Seite, aber genauso grosse Skepsis auf der anderen Seite. Nun werden die kritischen Stimmen bestätigt – der Medizin-Tourismus florierte nicht wie erhofft.

Zu wenige Touristen wollten sich in Luzern medizinisch behandeln lassen – das Projekt «Lucerne Health» ist gestorben. 2011 gestartet, wollte der Verein kaufkräftige Medizin-Touristen aus aller Welt nach Luzern locken, um sich hier behandeln zu lassen (zentralplus berichtete). Wie das «Regionaljournal» von Radio SRF diesen Dienstag berichtet, hat sich der Verein klammheimlich aufgelöst, nämlich bereits im Mai 2016. Der Geschäftsstellenleiter sei pensioniert worden, die drei Teilzeitangestellten müssten eine neue Stelle suchen.

Das Projekt warf bereits vor Beginn grosse Wellen. Einerseits, weil Behörden, Wirtschaftsförderung und Tourismus mit dem Konzept grosse Hoffnungen weckten. Andererseits, weil von verschiedenen Seiten skeptische Stimmen laut wurden. Besonders umstritten war, dass sich die öffentliche Hand finanziell am Start beteiligte. So flossen aus der Kasse des Kantons Luzern drei Jahre je 50’000 Franken ins Projekt. Dagegen wehrten sich im Kantonsparlament damals SP, Grüne und SVP – scheiterten aber knapp.

Jährlich 60’000 Franken steuerten die drei zuletzt involvierten Kliniken bei – das Luzerner Kantonsspital, die St. Anna-Klinik sowie die Cereneo-Klinik im Parkhotel Vitznau. Ebenfalls mit im Boot sassen mehrere Luxushotels der Region.

Zu starke Konkurrenz

Das gross angekündigte Potenzial konnte das Gesundheitsprojekt in den knapp sechs Jahren allerdings nicht ausschöpfen. Der Verein «Lucerne Health» rechnete mit jährlich rund 300 Interessierten – in Realität lag diese Zahl mit 100 Patienten aber deutlich unter den ursprünglichen Erwartungen. Insbesondere die kostspieligen stationären Behandlungen stiessen auf weniger Anklang als erhofft.

Mit ein Grund ist laut Walter Stalder, dem Präsident des Vereins, die grosse Konkurrenz. Andere Kliniken hätten das Geschäftsmodell bereits früher entdeckt und mehr Geld zur Verfügung. «Damit wir diese Konkurrenz aushebeln könnten, müssten wir wesentlich mehr Mittel investieren», sagte Staldger gegenüber dem «Regionaljournal». Trotz dem Aus: Die Marke soll unter dem Dach von Luzern Tourismus erhalten bleiben.

Und auch das Konzept bleibt der Zentralschweiz erhalten: Bekanntlich setzt das Bürgenstock-Ressort, das bald eröffnet wird, auf reiche Ausländer, die sich vor Ort medizinisch behandeln lassen wollen. 

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