Abgang von Kantonsförster Winkler führt zu Fragen

Manuela Weichelt: «Nur so viel: Es hat keine Entlassung stattgefunden»

Der ehemalige Zuger Kantonsförster Martin Winkler.

(Bild: zVg)

Der Abgang des Zuger Kantonsförsters Martin Winkler kam überraschend – und löst Empörung aus. Ein SVP-Kantonsrat vermutet Knatsch und greift die Direktion des Innern an. Allerdings ist alles etwas anders, als gedacht.

 

Es ist eine heftige kleine Anfrage, die Philip C. Brunner am Donnerstagmorgen platzen lässt. Titel: «Was ist eigentlich jetzt wieder mit der Direktion des Innern los?» Stein des Anstosses ist der überraschende Abgang des Zuger Kantonsförsters Martin Winkler per Ende Februar.

Der ehemalige Kantonsförster ist offenbar noch bis Ende August angestellt, in dieser Zeit aber freigestellt.

Nach 28 Jahren in der Direktion des Inneren, davon 18 als Kantonsförster, wurde Winkler nun mit 60 Jahren verabschiedet – weshalb, ist unklar. Brunner vermutet dahinter einen Knatsch und unterstellt der Direktorin des Innern unsorgfältige Personalführung. «Als selbstständiger KMU-Patron macht es mich wütend und sauer, zu erfahren, wie in Zug mit verdienten Leuten durch die Regierung umgegangen wird», schreibt Brunner in einer Medienmitteilung.

Empörung über Kommunikation

Publik wurde der Abgang Winklers durch einen Leserbrief von Korporationsförster Vitus Hürlimann aus Walchwil in der «Zuger Zeitung». Er schreibt darin, der Abgang löse bei ihm grosses Erstaunen aus: «Dank seinem enormen Engagement können wir heute stolz sein auf gut strukturierte, artenreiche und stabile Wälder im Kanton Zug», so Hürlimann über Winkler.

Der Abgang Winklers sei von der Direktion des Innern (DI) ohne Würdigung von Winklers Arbeit und Engagement in einem Brief an die Korporationsförster angekündigt worden: «Mit gerade mal einem Satz wird darüber informiert, dass Martin Winkler als Kantonsförster nicht mehr im Kanton Zug angestellt ist», so der Leserbriefschreiber.

SVP-Kantonsrat Brunner fragt in seinem Vorstoss nun unter anderem: «Wie ist ein solche Entlassung eines hoch verdienten Angestellten aus dem Staatsdienst überhaupt zu rechtfertigen?»

Weichelt: «Keine Entlassung»

Was steckt nun tatsächlich dahinter? «Die Auflösung des Arbeitsverhältnisses erfolgte im gegenseitigen Einvernehmen», sagt Regierungsrätin Manuela Weichelt gegenüber zentralplus. «Der Kanton und der Abteilungsleiter Martin Winkler haben eine Vereinbarung abgeschlossen.» Dabei sei es üblich, dass auch die interne und externe Kommunikation geregelt werde. «Daran haben sich beide Parteien zu halten», sagt Weichelt. «Nur so viel: Es hat keine Entlassung stattgefunden. Wir haben uns in gegenseitigem Einvernehmen getrennt.»

«Ich sah mich gezwungen, auf eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses hinzuwirken, auch aus gesundheitlichen Überlegungen.»
Martin Winkler, abtretender Kantonsförster

Das bestätigt auch Martin Winkler selber. «Ich habe diese Vereinbarung angestrebt. Obwohl ich während der letzten 28 Jahre gerne für den Zuger Wald gearbeitet habe, sah ich mich nach umfassendem Abwägen gezwungen, auf eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses hinzuwirken, auch aus gesundheitlichen Überlegungen.»

Nicht zuletzt aus finanziellen Gründen sei es eine grosse Unsicherheit, mit 60 Jahren einen neuen Job suchen zu müssen. «Aber trotz schwieriger Umstände bin ich überzeugt, dass es der richtige Entscheid war.» Über die Umstände dürfe er nichts sagen: «Wir haben Stillschweigen vereinbart.»

Frau Landammann und Regierungsrätin Manuela Weichelt.

Frau Landammann und Regierungsrätin Manuela Weichelt.

(Bild: Archiv)

Winkler etwas erstaunt

Die kantonale Kommunikation seines Abganges habe ihn befremdet: «Wenn man 28 Jahre für dieselbe Direktion gearbeitet hat und schliesslich bei den Förstern der Korporationen mit einem Satz verabschiedet wird, wirft dies ein schiefes Licht auf die Absender», sagt Winkler.

ALG nimmt ihre Regierungsrätin in Schutz

Die Alternative-die Grünen reagieren auf die Kontroverse um die Personalpolitik in der Direktion des Inneren und kritisieren Philip C. Brunners Einmischung. Die Personalpolitik sei eine «ureigenste» Aufgabe des Regierungsrats, schreibt ALG-Fraktionschef Anastas Odermatt in einer Mitteilung. Er bezeichnet Brunners Vorstoss als «tendenziös» und hat auch eine Kleine Anfrage eingereicht. Der Regierungsrat solle doch gleichzeitig zu einem anderen Personalfall aus der Finanzdirektion von SVP-Regierungsrat Heinz Tännler Auskunft geben. Es geht danach um die Auflösung des Arbeitsverhältnisses mit René Loepfe, Leiter des Amts für Informatik und Organisation (AOI Zug). Wer gekündigt habe, will Odermatt wissen, und ob es eine Vereinbarung gebe. Wieviele AOI-Mitarbeiter seit 2016 gekündigt hätten. Auch der Generalsekretär der Finanzdirektion habe nach Amtsantritts Tännlers gewechselt, dazu will Odermatt ebenfalls Auskunft.

Er habe viele positive Rückmeldungen erhalten, aus der ganzen Schweiz. «Viele haben mir auf meinen Abgang hin geschrieben, das Feedback vom Zuger Forstdienst, den Waldeigentumsberechtigten und den zahlreichen Kollegen und Kolleginnen der schweizerischen Forstszene für meine Arbeit war durchwegs sehr positiv. Das freut mich sehr.» Sein Nachfolger werde seine Arbeit gut weiterführen. «Ich kenne ihn und bin völlig überzeugt, dass die Arbeit in guten Händen liegt.»

Vereinbarungen auch in der Privatwirtschaft

SVP-Kantonsrat Brunner kritisiert in seiner Anfrage, dass Winkler von der Direktion des Innern nicht genügend gewürdigt worden sei. Weichelt sagt dazu: «Die Art, in der wir den Wechsel kommuniziert haben, ist Bestandteil der Vereinbarung mit Martin Winkler.»

Über die genauen Umstände des Abgangs von Winkler könne Weichelt nichts sagen. «Ob und wie lange eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter freigestellt wird, ist Teil der Vereinbarung. Aufgrund dieser Vereinbarung darf der Öffentlichkeit keine Auskunft gegeben werden», so Weichelt. Sie relativiert: «Die Möglichkeit von Vereinbarungen kennt nicht nur die Verwaltung, sondern auch die Privatwirtschaft.»

«Wechsel sind nicht immer nur schlecht.»
Manuela Weichelt, Direktorin des Innern

Zur Anfrage von Philipp C. Brunner sagt sie: «Ich kann der Regierung nicht vorgreifen, sie wird die Anfrage beantworten. Aber zur Klarheit: Die Personalpolitik des Kantons ist eine Aufgabe der Exekutive.»

Abgang sei «normaler Stellenwechsel»

Den Vorwurf Brunners, es laufe in der Direktion des Innern «derart schief, das solche Fälle möglich werden», weist Weichelt zurück: «Wechsel sind nicht immer nur schlecht. So wurde unsere Generalsekretärin im letzten Jahr zur Stadträtin von Luzern gewählt und dafür konnten wir unseren früheren Generalsekretär aus der Frühpensionierung wieder gewinnen, bis die Nachfolgerin ihr Amt antritt.»

«Der neue Amtsleiter hat im März seine Arbeit aufgenommen und ist prädestiniert dafür, auch Kantonsförster zu sein.»
Manuela Weichelt

Ein anderes Beispiel sei der Asylbereich, bei dem eine höhere Fluktuationsquote in der Natur der Sache liege, «da bei hohen Zuweisungen mehr Personal benötigt wird, bei rückläufigen Asylzahlen weniger Personal benötigt wird. Gerade die SVP dürfte dies gut nachvollziehen können».

«Der neue Amtsleiter hat im März seine Arbeit aufgenommen und ist prädestiniert, auch Kantonsförster zu sein», so Weichelt. Es sei etwas seltsam, dass Philip C. Brunner ihr wegen des Abgangs schlechte Personalpolitik vorwerfe: «Ich nehme an, die Anfrage ist politisch motiviert. Ein Telefon würde manchmal mehr bringen.»

Martin Winkler ist im Stiftungsrat der Bildungswerkstatt Bergwald. Dort ist er noch immer als Zuger Kantonsförster aufgeführt.

Martin Winkler ist im Stiftungsrat der Bildungswerkstatt Bergwald. Dort ist er noch immer als Zuger Kantonsförster aufgeführt.

(Bild: bergwald.ch)

Hinweis der Redaktion: Der Artikel wurde am 12.03.2017 überarbeitet.

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