Best-of des Luzerner «Knallfrosch»

Die Satire-Highlights: «Wahl Wars» und peinliche Werbung

Beat Züsli als glücklicher Darth Vader in «Wahl Wars». (Bild: Knallfrosch)

Der 89. «Knallfrosch» ist erschienen. Die Luzerner Fasnachts-Satirezeitung nimmt Politik, die Salle Modulable und Trump aufs Korn. Doch richtig böse wird’s leider nicht. Dafür sind die Inserate zum Lachen.

«HolLUwood» ist das diesjährige Thema des Luzerner «Knallfrosch». Und im Editorial des alljährlichen Luzerner «Satire-Fasnachts-Magazins» versprechen die Verantwortlichen: keine Fakenews wie beim neuen orangenen Führer der USA.

Wir haben reingelesen und waren von den Filmadaptionen der Luzerner Live-Tragödien und Komödien begeistert. Vom Rest nicht so recht.

Gölä und Trump

Natürlich haben Trump und sein Luzerner Fan Yvette «Bessermann» ein Plätzchen im neuen Knallfrosch bekommen. Und Gölä:

Trump und Gölä auf einer Stufe – passt. (Bild: Knallfrosch)

Trump und Gölä auf einer Stufe – passt. (Bild: Knallfrosch)

Die «Salle Blamable»

Auch Stefan Rötheli und Adrian Sorgula bekommen ihr Fett weg. Und natürlich darf das Salle-Modulable-Bashing nicht fehlen. Der Grossteil davon jedoch wurde schon hundert Mal gehört und mit «Salle Blamable» gewinnt diesen Frühling keiner mehr einen Satire-Preis.

Natürlich ist das Sparprogramm des Kantons und damit auch Finanzdirektor Marcel Schwerzmann ein perfektes Ziel für einige Spitzen. (Bild: Knallfrosch)

Natürlich ist das Sparprogramm des Kantons und damit auch Finanzdirektor Marcel Schwerzmann ein perfektes Ziel für einige Spitzen. (Bild: Knallfrosch)

«Schtägers Liste» – Kompliment

Die Top 10 HolLuwood-Klassiker der Knallfrösche hingegen, die können sich durchaus sehen lassen:

Die Gesetzeshüter Bussmann und Achermann sorgen als echte Haudegen im County Lucerne für Recht und Ordnung. Ihr Cannabis-Western «Vier Fäuste für ein Halleluja» hat es auf die Liste geschafft.

Auf den 1. Platz schafft es aber «Wahl Wars – Das Imperium schlägt zurück» in Luzerner Fassung. Beat Züsli bezaubert als strahlender Darth Vader auf dem Plakat – er übernimmt die Führung, während sich sein Gegenspieler Steve Rothwalker im Dunstkreis der Macht vom Volk der Lucernianer immer mehr entfremdet.

Thomas Schärli schaffte es als Hauptdarsteller mit «unter… pardon, ausserirdischen» Auftritten im Horrorfilm S.T. der Ausserirdische ebenfalls unter die ersten 10. So wie Ruedi Stäger und seine Liste. Ok, gut, der ist wirklich böse.

S.T. und Schtägers Liste – zwei Tragödien für Luzern. (Bild: Knallfrosch)

S.T. und Schtägers Liste – zwei Tragödien für Luzern. (Bild: Knallfrosch)

Und die Geschichte der Salle Modulable wird als «Vom Winde verweht» erzählt:

Das Heft

Der Knallfrosch 2017 wird in einer Auflage von 60’000 Exemplaren gedruckt und ist kostenlos erhältlich – solange der Vorrat reicht. Das Heft ist rund 80 Seiten dick und wird von der Wey-Zunft herausgegeben.

Die Hauptrollen: Der Elitäre (Hubert Achermann), der Intendant (Michael Häfliger), die Kulturminister (Ursula Stämmer und Reto Wyss).
Der Regisseur: Auf Bermuda domiziliert.
Die Nebenrolle(n): Fleischermeister Doggi und sein Schaufenster «Salle Modulable auf dem Inseli – nie! Sonst stirbt die Määs»
Das Genre: Doku-Soap.
Der Plot: Der Elitäre, der Intendant und die zwei Kulturminister finden auf Bermuda eine grosse Schatzkiste. Mit den vielen Goldstücken wollen sie sich zu Hause in Luzern einen riesigen Palast an exklusiver Lage bauen. Sie vergessen dabei aber, dass ein böser Zauberer den Goldschatz mit einem Bannspruch belegt hat. Und darum kann sich das Quartett noch so bemühen, die Luzerner wollen die vielen Batzeli als Zahlungsmittel nicht akzeptieren. Es kommt zum grossen Showdown: Die einen stellen Putschiauto-Bahnen, Rösslispiele und Schaubuden als Blockade auf, die anderen flechten sich Perlen in die Haare, lassen sich die Hipster Bärte wachsen und besetzen den Bauplatz mit Kiffer und Multi-Kulti-Happenings – das Happy End bleibt aus.

Auch der Verkehr unter Beschuss

Nicht zu vergessen: Adrian Borgula als Regisseur von «Stirb langsam», einer Mischung aus Road Movie und Melodrama. «Sämtliche Einfallsstrassen und Parkhäuser wurden gesprengt.» Die Innenstadt ist langsam ausgeblutet. Die Geschäftsinhaber haben ihre Lokale vernagelt, immer wieder flammen Gefechte auf. «Doch Frieden herrscht indes im Stadthaus. Dort pflegen die Direktionsvorsteher ihre eigenen Hochbeete beim Urban Gardening.»

Zwei Filmklassiker-Vorschläge zur Salle Modulable und zum Stadtluzerner Verkehr. (Bild: Knallfrosch)

Zwei Filmklassiker-Vorschläge zur Salle Modulable und zum Stadtluzerner Verkehr. (Bild: Knallfrosch)

Doch nicht nur als Hollywood-Klassiker, auch sonst ernten die Verkehrspolitik sowie der Plan Lumière einiges an Spott.

Was darf Satire?

Benno Zurfluh, Oberknallfrosch und Kopf der Satirezeitung, sagte im vergangenen Jahr zu zentralplus: «Wir greifen niemanden unter der Gürtellinie an und sind auch mit persönlichen Angriffen zurückhaltend. Und die Endfassung wird von einem Rechtsanwalt geprüft.» Man wolle kein Risiko eingehen. Und das merkt man leider allzu oft.

Kein Sorge: Solche Satire würde Erdogan wahrscheinlich tatsächlich ganz nett finden. (Bild: Knallfrosch)

60’000 Exemplare vom Knallfrosch sind bald im Umlauf. Doch wir wagen zu bezweifeln, dass es 60’000 Luzerner gibt, welche die Satirezeitung tatsächlich zum Lachen bringt.

Richtig böse wird’s nämlich nicht. Und leider ist und bleibt der Knallfrosch zu 50 Prozent ein Heft gefüllt mit Insiderwitzen. Denn für das Privatleben der Zünftler, für Dorfpolitik und medieninternen Knatsch interessiert sich neben dem Fasnachts-Medien-Altstadtkuchen wahrscheinlich kaum jemand.

Ist man unter 50 Jahre alt, arbeitet man weder bei den Medien, in der Politik noch ist man in einer Zunft – dann, nun ja, gibt’s ungefähr alle vier Seiten etwas zu lachen. Und das meist über leidenschaftliche Photoshop-Collagen oder über die seltsamen Inserate von Firmen, deren Lehrling sich damit wohl an «humorvoller Werbung» versuchte.

Für eine «rüüdig schöne Entleerung» und eine rüüdig lustige Truppe – die kriegen sich bei der Arbeit ja gar nicht mehr ein vor lauter Gelächter. (Bild: Knallfrosch)

Für eine «rüüdig schöne Entleerung» und eine rüüdig lustige Truppe – die kriegen sich bei der Arbeit ja gar nicht mehr ein vor lauter Gelächter. (Bild: Knallfrosch)

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