Walchwiler Restaurant sucht Pächter und Betreiber

Frust für die Gastgeberin: Der «Engel» kommt in neue Hände

Beatrice Hughes-Furrer führt derzeit das Gasthaus Engel in Walchwil. Im Sommer ist Schluss. Dann folgt erst einmal eine Babypause.

(Bild: wia)

Das Walchwiler Gasthaus Engel sucht derzeit einen neuen Pächter. Weil Gastgeberin Beatrice Hughes-Furrer die Pacht nicht übernehmen kann, muss sie bereits nach zweieinhalb Jahren ihren Betrieb aufgeben. Obwohl das historische Haus zunehmend floriert, wird sie wohl in den Service zurückkehren. 

Der «Engel» trägt bereits sein Fasnachtskostüm. Das alte Restaurant, das im 17. Jahrhundert gebaut wurde, ist mit Girlanden und Luftschlangen geschmückt. Fröhlich sieht sie aus, die hölzerne Wirtsstube. Und als wenn sie dieser Stimmung folgen wollte, trägt die Gastgeberin Beatrice Hughes-Furrer rot gefärbtes Haar. Doch fröhlich ist sie nicht, die junge Frau, die das Restaurant gemeinsam mit dem Koch Fabian Baumann seit zwei Jahren führt. Denn im kommenden Sommer müssen sie den Betrieb schliessen. «Der Aufbau war nicht einfach, und jetzt, da es läuft, müssen wir das Restaurant abgeben», sagt Hughes. In ihrer Stimme liegt Bedauern.

Die gebürtige Urnerin ist im fünften Monat schwanger. Dies sei jedoch nicht der Grund, warum sie den Betrieb aufgeben werde, betont sie. Auch liege es nicht daran, dass das Restaurant nicht rentieren würde. «Der Grund ist vielmehr, dass der Pächter des Restaurants, Peter Leder, den Pachtvertrag mit dem Hausbesitzer Hans Durrer aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr verlängern möchte.»

Die Übernahme der Pacht ist keine Option

Der «Engel» ist nun offiziell zur Pacht ausgeschrieben. Dass Hughes diese mit Baumann übernehmen würde, steht nicht mehr zur Debatte. «Wir haben die benötigte finanzielle Sicherheit nicht. Abgesehen davon war nach dem Entscheid bald klar, dass Baumann, mit dem ich alle wichtigen Entscheidungen gemeinsam treffe, wieder zurück in seinen alten Betrieb kann. Somit fällt diese Option endgültig weg», sagt Hughes.

Das Restaurant Engel wurde 1669 gebaut und diente damals nicht nur als Wirtshaus, sondern auch gleich als Poststelle.

Das Restaurant Engel wurde 1669 gebaut und diente damals nicht nur als Wirtshaus, sondern auch gleich als Poststelle.

(Bild: wia)

Man merkt Hughes an, dass sie nicht glücklich ist mit der aktuellen Situation. «Ja, ich bin wirklich traurig, dass wir aufhören müssen. Nicht zuletzt auch, weil wir dieses Dorf sehr ins Herz geschlossen haben. Die Walchwiler sind super Leute und wir sind gerne mit dem Dorf gegangen», sagt die junge Frau, die erst vor zwei Jahren von Brunnen nach Walchwil kam, um ihren ersten Betrieb zu führen. Nicht allen Einwohnern sei es anfangs einfach gefallen, den quirligen Rotschopf zu akzeptieren. «Da hatten einige zuerst Mühe. Diese Skepsis ist mittlerweile jedoch verflogen.»

«Wir bleiben hier, weil wir während der letzten Jahre unzählige tolle, engagierte Leute kennengelernt haben. Es wäre schade, dieses Umfeld zu verlassen.»

Beatrice Hughes-Furrer, Betreiberin des Gasthauses Engel

Neben dem «Engel» gibt es noch ein paar andere, teilweise renommierte Wirtshäuser in Walchwil. Es scheint, als wäre die Konkurrenz nicht zu unterschätzen. Halb so wild, findet Hughes: «Wir unterscheiden uns von den anderen Betrieben.» So stehe das Restaurant Sternen etwa für die gehobene Küche, das «Lido» hingegen sei vor allem für Fischgerichte bekannt. «Und wir bieten eher gutbürgerliche Küche zu gemässigten Preisen. Das hat die Sache einfacher gemacht. Klar hatten wir anfangs schwierige Zeiten. Doch wenn man will und mit Leib und Seele dabei ist, dann schafft man das», sagt Hughes. Wenn Hughes von «wir» spricht, meint sie ihren Koch und sich selber. Ihr Mann ist nicht in der Gastronomie tätig.

Wohlig, gemütlich und fasnächtlich kommt sie daher, die Wirtsstube des Restaurants Engel.

Wohlig, gemütlich und fasnächtlich kommt sie daher, die Wirtsstube des Restaurants Engel.

(Bild: wia)

Und nun bahnen sich also grosse Veränderung an. Einerseits kommt im Sommer das Baby, andererseits muss Hughes die Wirtschaft abgeben. Und dies wiederum wirkt sich auf die Wohnsituation des Ehepaares aus. «Die Wohnung, in der wir heute leben, liegt über dem Restaurant und gehört zum Betrieb. Das heisst, auch dort mussten wir uns eine neue Lösung suchen», sagt sie. Eine Wohnung habe das Paar mittlerweile gefunden. «Dank meiner Stammtisch-Connection», wie es Hughes lachend formuliert.

Walchwil ist ja nicht gerade der Nabel der Welt. Dennoch war es für die gelernte Metzgerin und Köchin keine Frage, ob sie im Dorf bleiben wolle. «Wir bleiben hier, weil wir während der letzten Jahre unzählige tolle, engagierte Leute kennengelernt haben. Es wäre schade, dieses Umfeld zu verlassen.»

Mit der Geburt ihres ersten Kindes ist die Frage nach Hughes Plänen vorerst überflüssig. Doch für sie ist klar: «Ich möchte bald wieder arbeiten.» Wo genau, ist indes noch nicht klar. «Servicefachkräfte werden ja immer wieder gesucht. Aus Erfahrung nehme ich an, es wird nicht allzu schwierig sein, eine Stelle zu finden. Aber gerade jetzt bin ich noch nicht so weit, mir darüber Gedanken zu machen. Im Moment trauere ich noch um den ‹Engel›.»

Düstere Wolken hängen über dem «Engel».

Düstere Wolken hängen über dem «Engel».

(Bild: wia)

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