Salon Morpheus im Kleintheater Luzern

Wo hört die Realität auf? Das ist hier die Frage.

Johnson als Traumfänger im Himmel.

(Bild: hans gut photographie/hgph.ch)

Ein Zirkus der anderen Art gastierte am Freitagabend im Luzerner Kleintheater und liess einen Blick in eine verzauberte Welt der Träume zu. Magie, Tanz, Musik und Theater verschmolzen zu einem Ganzen. Morpheus, einer der Traumgötter, erwachte in Luzern zum Leben.

Im Kleintheater gastierte am Samstag der Salon Morpheus, eine bunte Truppe verschiedener Künstler. Schon die Stimmung zu Beginn war mitreissend. So erwartete ein Dompteur mit seinem Tanzbären die Besucher, welche ins Foyer des Theaters strömten. Der Aufforderung der Künstler, sich selbst in Schale zu schmeissen, war auch ein grosser Teil des Publikums gefolgt, so traf man schon in der Lobby die eine oder andere Stola-Trägerin an. Die Vorstellung war bis auf den letzten Platz ausverkauft, es wurden von den Veranstaltern sogar noch weitere Stühle aufgestellt.

Wie in einen Rausch versetzt

Als das Theater, welches eher einen Überbau für all die einzelnen Künstler bot, begann, fühlte man sich wie in einen Rausch versetzt. Das Bühnenbild ebenso wie die Stimmung, welche von «Ferkel Johnson», der den Part des Showmasters übernahm, gemacht wurde, ergänzten sich zu einem Ganzen.

Sie versetzten uns in die 20er-Jahre, wo Überfluss neben kindlicher Ausgelassenheit existierte und nicht die Leistung dominierte. Man liess uns in eine Welt der Künstler abtauchen. Schon zu Beginn der Aufführung wurde klargestellt, dass die Wahrheit heute nicht das zentrale Kriterium ist. Wir sollten uns fallen und verzaubern lassen, uns selbst der Fantasie und den Träumen der Künstler öffnen und fragen, was nun Realität sei. 

Künstler lügen, um die Wahrheit zu offenbaren

Leider nicht so überzeugend war der Auftritt von Mona Gamie, die als Drag Queen drei Lieder zum Besten gab. So hörte man auch in der Pause Gemunkel im Publikum, dass sie leider nicht immer jeden Ton getroffen habe. Sie erschien im zweiten Teil der Show als Edith Piafs Verkörperung wieder auf der Bühne und konnte dieses Mal schon mehr punkten. Im Duett mit Ferkel Johnson, der im realen Leben übrigens Merlin Phose heisst, wirkte sie jedoch wie ausgewechselt. Die beiden ergänzten sich zu einem Ganzen. Ferkel Johnson lieferte eine Interpretation von Georg Kreislers Lied «Taubenvergiften im Park».

Minouche von Marabou als sich entblätternde Blüte der Weiblichkeit.

Minouche von Marabou als sich entblätternde Blüte der Weiblichkeit.

(Bild: hans gut photographie/hgph.ch)

Die komplette Show basierte, wie auch der Zirkus, auf vielen einzelnen Leckerbissen, welche nach und nach dargeboten wurden. So hat Teka Kaufmann das Theater, die burleske Kunst, Puppenspiel und Magie unter einen Hut gebracht. Die burleske Show von Minouche von Marabou war ebenso Teil des opulenten Abends wie das Puppentheater der Dakar Produktion.

Kampf der Geschlechter

All dies vermochte Kaufmann unter dem Hut der Reise des Odysseus zu vereinen. Lucid Allan, welcher auf der Bühne die mythische Figur des Heimatsuchenden verkörperte, kämpfte mit dem Zyklop und erreichte schliesslich wieder seine Heimat Ithaka.

Ob es sich als Frau überhaupt lohnen würde, auf so einen Helden 20 Jahre zu warten, versuchten Anna Krager und Delia Dahinden mit ihren Puppen zu klären. Der Kampf der Geschlechter wurde mit der Aussage des Teiresias entschieden. So ist der ganze Abend eine Vermengung von Moderne und Klassik, griechischer Mythologie vereint mit Musik und dem schwarzen Humor der Gegenwart. Eine Szene jagt die nächste und dennoch wirkt es nie wie billiger Klamauk.

Was war Realität?

Als das Licht am Ende der Vorführung wieder erstrahlt, bleibt die Frage offen, was nun Realität ist und wo der Traum begonnen hat. Unser Zirkusdirektor hatte mit einer gekonnt lasziven Art uns alle in den Bann geschlagen. Viele Zuschauer folgen auch der Einladung, noch etwas Zeit in der Bar mit den Künstlern zu verbringen. 

So geht auch dieser Traum zu Ende. Für diejenigen, die’s verpasst haben: Das Zelt des Zirkus wird in Zürich im Macotte seinen nächsten Platz finden.

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