Zugerin erfindet Überfall auf ihren Freund

Polizei erwischt Facebook-Märchentante

Für die Märchentante aus Zug hat der Facebook-Post Folgen.

(Bild: Flickr)

Eine Zugerin verbreitet Lügen auf Facebook – und führt die Polizei damit in die Irre. Das hat nun Folgen: «Das Internet ist kein rechtsfreier Raum», stellt die Zuger Polizei klar.

Nachdem kürzlich in Zug ein Überfall passierte, bei dem ein Mann mit einem Messer an Gesicht und Armen verletzt wurde, gingen die Wogen in der Zuger Facebook-Gruppe «Zuger helfen Zugern» hoch. Viele Leute kommentierten den Vorfall. Entsetzen, Angst und Wut war aus den Beiträgen zu lesen.

Eine Userin schrieb, ihrem Freund sei genau das Gleiche zwei Wochen zuvor passiert. Beunruhigend. – Wenn’s denn wahr wäre. Die Frau hat den Überfall auf ihren Freund nämlich frei erfunden.

Erfundene Empörungsgeschichten auf Social Media sind kein wirkliches Novum. Der Begriff «Fake News» ist wohl bereits jetzt ein vielversprechender Kandidat für das kommende «Wort des Jahres». Dass sich der Begriff etabliert hat, macht das Lügen jedoch nicht weniger schlimm.

Die Dame aus dem aktuellen Fall kommt jedenfalls nicht ungeschoren davon: «Wir haben die Diskussion auf Social Media ebenfalls mitverfolgt und verschiedene Anfragen zu dem Eintrag bekommen, unter anderem von Journalisten», erklärt Judith Aklin, Sprecherin der Zuger Strafverfolgungsbehörden. 

«Einer schweren Straftat müssen wir nachgehen»

Da es sich bei einem Raubüberfall um eine schwere Straftat und um ein Offizialdelikt handelt, habe die Zuger Polizei umgehend Ermittlungen aufgenommen. «Für uns ist es bei den Ermittlungen schon relevant, ob es noch einen zweiten Fall im gleiche Stil gegeben hat», führt Judith Aklin aus. «Wenn da eine schwere Straftat beschrieben ist, müssen wir dem von Amtes wegen nachgehen.»

Wie sich herausstellte, war der Facebook-Eintrag mit dem Wahrheitsgehalt einer Fabel gesegnet, sprich: eine Falschmeldung. Was schnell getippt war, hat nun Folgen: «Die verantwortliche Person wird sich nun bei der Staatsanwaltschaft des Kantons Zug wegen Irreführung der Rechtspflege verantworten müssen», schreibt die Zuger Polizei in ihrer Mitteilung.

Die Polizei liest mit

So etwas wie ein Auge zudrücken, weil es ja bloss auf Social Media geschrieben wurde, gibt es nicht. «Das Internet ist kein rechtsfreier Raum», betont Judith Aklin. Die Zuger Polizei liest also durchaus mit, was im Cyberspace rund um den Zugersee passiert. Auf welchen Seiten genau, da wolle sich die Polizei nicht in die Karten schauen lassen.

Bei Hasskommentaren oder sexistischen Beleidigungen handelt es sich in der Regel um Antragsdelikte. Hier braucht es einen Betroffenen, der sich meldet und Anzeige erstattet. Jeder Fall sei jedoch ein Einzelfall und werde rechtlich geprüft, sagt Aklin.

 

Und Achtung – an alle mit eigener Homepage oder Facebook-Gruppe: Für die Kommentare auf Ihrer Seite sind Sie mitverantwortlich, nicht nur deren Verfasser.

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3 Kommentare
  • Profilfoto von Lionel Hausheer
    Lionel Hausheer, 25.01.2017, 10:35 Uhr

    Ich habe die Frage genauer abgeklärt. Der Kommentar-Verfasser ist in erster Linie verantwortlich, für das, was er schreibt. Kann bei verletztenden oder beleidigenden Kommentaren der Autor nicht ermittelt werden, wird auf das Medium (oder die Hosts der Facebook-Gruppe) zurückgegriffen. Grundsätzlich tragen alle an der Veröffentlichung beteiligten Personen eine Mitschuld, da die Beleidigung nicht verhindert wurde. Sprich: Hat man die Möglichkeit Straf- oder Zivilrechtlich relevante Kommentare zu löschen, dann sollte man das auch tun.

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  • Profilfoto von Lionel Hausheer
    Lionel Hausheer, 24.01.2017, 09:57 Uhr

    Eine sehr berechtigte Frage. Ich nehme an es liegt daran, dass die Aussage der Verfasserin nicht per se strafrechtlich relevant war, sondern eben «bloss» irreführend in der Folge. Rassistische oder sexistische Beleidigungen sind für sich schon eine Straftat, hier muss auch der Betreiber Verantwortung übernehmen, wenn er die Aussagen auf seiner Seite duldet. Aber Achtung: Ich bin kein Fachmann, die genauen Umstände müsste jemand klären, der sich genauer auskennt.

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  • Profilfoto von Billy
    Billy, 24.01.2017, 07:13 Uhr

    Sie schreiben, wonach der Inhaber des Forums verantwortlich für die Kommentare ist und nicht die Verfasserin. Weshalb wird dann trotzdem die Verfasserin zur Anklage gebracht und nicht die Admins der Gruppe Zuger helfen Zuger? Ein Widerspruch in sich nicht?

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