Zug: Hickhack zwischen Gegnern und Bauherr

Kontroverse um die möglichen Mietzinse im Unterfeld

Die Luftaufnahme zeigt den Standort der geplanten Überbauung Unterfeld (weisser Kreis rechts). Die Aufnahme stammt von 2012. Im linken Kreis sieht man die Überbauung Feldpark Zug der Alfred Müller AG, damals noch im Bau.

 

(Bild: Fying Camera)

Am 12. Februar wird in Zug und Baar über den Bebauungsplan Unterfeld abgestimmt. Ein zentrales Argument sind die preisgünstigen Wohnungen. 400 will die Korporation Zug realisieren und nennt konkrete Zahlen zum Mietzins. Dieser Zins sei nicht möglich, sagen Unterfeld-Gegner. Die Korporation findet, doch.

Viel attraktiver und preisgünstiger Wohnraum für die Region entstehe im Unterfeld, betonen die Befürworter. Auf Zuger Seite soll eine 4,5-Zimmer-Wohnung 1600 Franken kosten; in Baar werden unter 2000 Franken angegeben. 1600 Franken sind ein attraktiver Zins für die Stadt Zug, das macht neugierig. Die Details würden deshalb interessieren: Wie gross ist die Wohnfläche der Wohnungen? Sind die Grössen schon festgelegt? Wie sehen die Grundrisse aus?

«Wir haben aber den Tatbeweis erbracht, dass wir Wohnungen mit diesem Mietzins realisieren und auf den Markt bringen können.»
Daniel Schwerzmann, Korporation Zug

Zu früh für Details

Laut Daniel Schwerzmann von der Korporation Zug, welcher das Bauland auf Zuger Seite gehört, sei es noch zu früh für diese Angaben. Auch wenn viele Wohnungsinteressenten sich ebenfalls für diese Angaben interessierten.

Auf Baarer Seite verschiedene Investoren

Während die Korporation Zug auf eigenem Land baut, ist es auf der Baarer Seite komplexer. Laut Werner Schaeppi von der Creafactory AG, welche die Informationsarbeit der Investoren leitet, musste die Firma Implenia das Baarer Baugebiet käuflich erwerben. «Implenia ist die Projektentwicklerin und veräussert die einzelnen Baufelder an interessierte Investoren», sagt Schaeppi. Bereits ihr Engagement zugesagt hätten die Pensionskasse der Zuger Kantonalbank, die Liberale Baugenossenschaft Baar, die Wohnbaugenossenschaft Familie Baar sowie auch die Erbengemeinschaft Stocker (die ursprünglichen Landbesitzer).

«Wir müssen ihnen jeweils erklären, dass es in diesem Stadium eines Projekts naturgemäss noch keine Grundrisse gibt und die Wohnungen erst in einigen Jahren entstehen werden. Wir haben aber den Tatbeweis erbracht, dass wir Wohnungen mit diesem Mietzins realisieren und auf den Markt bringen können», fügt Schwerzmann hinzu. Er erwähnt die Überbauung Herti 6 in Zug.

Gegner zweifeln Mietzins an

Die Korporation Zug beruft sich also auf ihre Erfahrungen, um zu belegen, wie sie auf einen Mietzins von 1600 Franken für eine 4,5-Zimmer-Wohnung kommt. Die Unterfeld-Gegner bezweifeln, dass dies möglich ist. Der Zuger Gemeinderat Urs Bertschi (SP) schreibt im aktuellen Pro & Contra auf zentralplus: «Der 60-Prozent-Anteil im Bebauungsplan ergibt bei einer anrechenbaren Geschossfläche von 39’684 Quadratmetern eine Fläche für preisgünstiges Wohnen von 23’850 Quadratmetern. Nimmt man die propagierten 400 Wohnungen für bare Münze, führt dies gerade mal zu Wohnungsflächen von 59,6 Quadratmetern.»

«Bei Wohnungen über 59,6 Quadratmeter ist die Zahl ‹400› nicht das Papier wert, auf dem sie propagiert wird.»
Urs Bertschi, SP Zug

Bertschi spricht von Irreführung

Dann holt der Präsident der Bau- und Planungskommission des Stadtparlaments die Keule hervor. Dies mache deutlich, dass die Investoren das Thema «preisgünstige Wohnungen» für ihre Zwecke instrumentalisierten und mit «widersprüchlichen und irreführenden Zahlen» jonglierten, die einer näheren Prüfung nicht standhielten, so Bertschi. «Bei 400 Wohnungen liesse sich keine einzige 4,5-Zimmer-Wohnung realisieren, wiewohl gerade diese als ‹Schnäppchenangebot ab CHF 1600.00› beworben werden. Oder anders herum: Bei Wohnungen über 59,6 Quadratmetern ist die Zahl ‹400› nicht das Papier wert, auf dem sie propagiert wird.»

«Die Rechnung von Herrn Bertschi geht von einer falschen Grundannahme aus.»
Daniel Schwerzmann, Korporation Zug

Korporation kritisiert Bertschis Berechnungen

Was sagt die Korporation Zug zu den Berechnungen Bertschis? «Die Rechnung von Herrn Bertschi geht von einer falschen Grundannahme aus», erklärt Daniel Schwerzmann von der Korporation Zug. «Der Wohnanteil beträgt tatsächlich 72 Prozent und nicht 60, woraus eine durchschnittliche Wohnungsgrösse von über 71 Quadratmetern resultiert.» Damit lasse sich problemlos ein Mix von über 400 recht komfortablen 1½- bis 4½-Zimmer-Wohnungen realisieren. «Die Grösse der einzelnen Wohnungen liegt über den Richtlinien der kantonalen Wohnbauförderung», fügt Schwerzmann hinzu. Das habe die Korporation beim Kanton abgeklärt.

Auf der Webseite des Projekts Unterfeld ist im Text ein Gewerbeanteil von 40 Prozent angegeben. Bleiben 60 Prozent fürs Wohnen. Wer hat denn jetzt recht? Laut Werner Schaeppi bezieht sich die Aussage der Korporation über 72 Prozent gegenüber zentralplus ausschliesslich auf die Zuger Seite. «Es sind eigentlich zwei Bebauungspläne, über die abgestimmt wird, einer in Zug und einer ein Baar. Es gibt Zahlen zum Zuger Teil, zum Baarer Teil und zum Gesamten.»

Geht man von 72 Prozent Wohnfläche sind von den verbleibenden 28 Prozent Gesamtfläche auf der Zuger Seite 18 Prozent für «Arbeiten» sowie 10 Prozent für Erdgeschoss-Nutzungen vorgesehen. Konkret will die Korporation einen Doppelkindergarten, eine Kindertagesstätte sowie voraussichtlich ein Café und ein kleines Ladengeschäft realisieren.

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