Trends und Flops in Luzerner Brockis

Keiner will die olle Wohnwand – und Plüschtiere sind eine Katastrophe

Sie will einfach keiner: Süsse Bären und kuschlige Elefanten sind in den Brockis Ladenhüter. (Alle Bilder aus dem Heilsarmee-Brocki in Kriens: jav)

Brockenhäuser müssen täglich in aussortiertem Hab und Gut das finden, was noch verkäuflich ist. Wir haben in den Luzerner Brockis nachgefragt, was ihnen aus den Händen gerissen wird und was sie schon gar nicht mehr annehmen – von Trends und Ladenhütern.

Trends kommen und gehen – das ist nichts Neues. Und bestimmt trauern heute so einige ihrer ausgemisteten Schlaghose, dem 60er-Jahre-Clubtischchen, dem üppigen Kronleuchter oder auch bloss der Lavalampe nach. Doch all diese Dinge kann man mit etwas Glück im Brocki wieder finden.

Auch in den Brockenhäusern gibt es zeitlose Klassiker und weniger zeitlose Trends. Wir haben uns in Luzern umgehört und erfahren, was im Secondhand total unbeliebt ist und wonach die Masse gerade schreit.

Möbel: Die 60er schlagen die 90er

Wie Daniel von Holzen vom Caritas Brockenhaus in Luzern weiss, sind derzeit vor allem gut erhaltene Vintage-Artikel wie Möbel oder Lampen gefragt. Besonders Möbel im Stil der 50er und 60er Jahre seien gerade die Favoriten, bestätigt auch Michael Suter, zuständig für das Luzerner Brockenhaus bei der IG Arbeit. Was jedoch vor dem 20. Jahrhundert und ab den 90ern in den Wohnungen stand, will sich derzeit keiner mehr in die eigenen vier Wände stellen.

Bei den Möbeln seien aktuelle Trends immer spürbar, wissen die Brocki-Leiter. (Bild: jav)

Trends in Wellen

Allgemein sei bei Möbeln stets der aktuelle Trend spürbar, so Suter. Kronleuchter hingegen seien zeitlos beliebt. Trends spüre man auch die eher kurzfristigen, so Ana Soto vom Heilsarmee Brocki in Kriens: «Etagèren oder Shabby Chic sind zwei Trends, die sich in regelmässigen Abständen wiederholen. Phasenweise reissen sie uns die Sachen fast aus den Händen, und dann sitzen wir wieder monatelang darauf.»

Velos findet man nicht oft in den Brockis – die Velobörsen haben ihnen den Rang abgelaufen. (Bild: jav)

Trends ohne Auslaufdatum

Zeitlos und immer beliebt seien auch Damenfahrräder und Citybikes, Pfannen, Kochtöpfe und Italienische Kaffeekocher, so von Holzen von der Caritas. «Alles, was man im Haushalt und besonders in der Küche braucht, läuft gut», bestätigt auch Soto. Erstaunlicherweise fänden auch die meisten Bücher noch immer Abnehmer. Romane seien jedoch viel gefragter als Sach- und Fachbücher. «Mit der Digitalisierung der vergangenen Jahre hatten wir uns gerade in diesem Bereich ziemliche Sorgen gemacht», sagt Soto. Bisher hätten sie davon jedoch gar nichts gespürt.

Sehr stark bemerkbar macht sich dafür in denn Brockenhäusern seit Jahren der Hype um Vinyl, bestätigen alle Luzerner Brockis. «Plattenspieler und alles, was mit Vinyl zu tun hat, ist ein sicherer Wert», so Suter und ergänzt: «Auch alte Bilder und vor allem Bilderrahmen, Markenschuhe und alte Schlitten reissen uns die Kunden fast aus der Hand.»

Vinyl: Ein Trend, der den Brockenhäusern in die Hände spielt. (Bild: jav)

Die Fasnacht als Goldgrube

Die absolute Hochsaison in den Luzerner Brockis bringt aber die fünfte Jahreszeit. «Mit den Fasnachtsartikeln können wir nicht früh genug anfangen. Schon im Advent kommen Fasnachtskleider, Bastelsachen und Accessoires in die Regale», sagt Soto. Und wer derzeit einem der Luzerner Brockenhäuser einen Besuch abstattet, der kann nur bestätigen, dass die Fasnacht den Secondhand-Markt gerade absolut dominiert.

Bei der Caritas laufe dann auch in der – sonst nicht extrem ausgelasteten – Stoffabteilung plötzlich viel mehr, so von Holzen.

Hochsaison für Brockis und «Kafi Zwätschge»: Die Fasnacht. (Bild: jav)

Unbeliebt und links liegen gelassen

Doch egal, ob Winter oder Sommer, Fasnacht oder Advent, einige Dinge werden die Brockenhäuser einfach nicht mehr los. Stoffpolstergruppen zum Beispiel seien extrem unbeliebt, weiss Suter von der IG Arbeit. Ledersofas hingegen seien ziemlich beliebt.

«Erstaunlicherweise bleiben wir auch auf Skis und Snowboards sitzen», wundert sich Suter. Ebenfalls schlecht verkauft werden – weniger verwunderlich – Röhrenfernseher, VHS-Geräte und Videos, analoge Fotoapparate und alte Wanduhren. «Auch alles, was im Überfluss vorhanden ist, wie Boccalinos, Ansichtskarten sowie Dekorationsartikel mit Gravur, werden wir kaum los», so Daniel von Holzen von der Caritas.

Boccalinos finden zu Hunderten den Weg in die Brocki-Regale. (Bild: jav)

Keiner will die Wohnwand

Bei den unbeliebten Möbeln sind sich die Brockis ebenfalls ziemlich einig: Glastische, Salontische und unvollständige Betten bleiben stehen. Rustikale, dunkle, wuchtige und massive Möbel und grosse Wohnwände seien jedoch die schlimmsten Ladenhüter, da sind sich alle Luzerner Brockis einig.

Zudem scheinen die Kunden beim Aufbewahren und Ordnen ihres Hab und Guts nicht mehr auf die dafür hergestellten Hilfsmittel zurückgreifen zu wollen: «Kleider laufen super – von retro bis schickimicki, Kleiderbügel hingegen gar nicht. CDs verkaufen wir immer gut, CD-Ständer nehmen wir gar nicht mehr an, die will keiner», erklärt Soto.

Allgemein seien Kinder ein schwieriges Segment, weiss Ana Soto: «Kinderkleider werden eher wenig gekauft. Und Plüschtiere sind eine richtige Katastrophe. Auch bei Kitas oder Kinderheimen sind die ein rotes Tuch, das haben wir bemerkt, als wir den ganzen Berg unverkaufter Plüschtiere hatten verschenken wollen.» Allgemein seien die Kunden heikler geworden, was Textilien angeht, Möbel mit kleinen Kratzern oder Objekte, die nicht blitzeblank in den Regalen stehen. «Nur deshalb werden auch die Brockis immer heikler darin, was sie annehmen», betont Soto.

Kleider laufen eigentlich immer gut – abgesehen von Kindersachen. (Bild: jav)

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