Die wichtigsten Fragen zum Rekordjackpot

Yeah, endlich Lottomillionär – doch was jetzt?

Verlockende Aussichten – doch die Chance ist klein: Seit 47 Ziehungen gab es keinen Haupttreffer.

(Bild: jal)

Noch nie gab es im Schweizer Lotto so viel zu gewinnen wie diesen Mittwoch: 64,3 Millionen Franken sind im Jackpot. zentralplus gesellt sich zu den Optimisten und beantwortet schon mal die wichtigsten Fragen für den Glückspilz: Wie spare ich Steuern? Wie viel will das Steueramt? Wie halte ich mir falsche Freunde vom Hals? Und vor allem: Wie vermeide ich einen spektakulären Absturz?

Wer träumt nicht davon: Schnell ein paar Zahlen ankreuzen, Schein am Kiosk abgeben und am Abend die Champagnerkorken knallen lassen. Sich ein Leben als Lottomillionär ausgemalt haben sich wohl die meisten – insbesondere jetzt: 64,3 Millionen Franken befinden sich diesen Mittwoch im Jackpot des Schweizer Lottos. Das ist ein neuer Rekord.

Einen Rekord verzeichnet jedoch auch die Durststrecke der Lottospieler: Seit 47 Ziehungen tippte niemand mehr die richtigen sechs Zahlen plus Zusatzziffer. Nun, wen wundert’s, die Gewinnchance liegt bei (Achtung, viele Nullen) 0,000000032 Prozent.

Davon lassen wir uns jedoch nicht entmutigen. Schliesslich haben in der Geschichte des Schweizer Lottos schon beinahe 700 Glückspilze den Jackpot geknackt (siehe Box). zentralplus beantwortet deshalb schon mal die wichtigsten Fragen für angehende Lottomillionäre. 

1. Muss ich den Gewinn teilen?

Das ist gut möglich. Am letzten Samstag sind insgesamt 1,4 Millionen Lottoscheine gelöst worden – für diesen Mittwoch rechnet Swisslos-Mediensprecher Willy Mesmer mit mindestens so vielen. «Je mehr Leute mitspielen, umso öfter werden dieselben Kombinationen gespielt.» Darum steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein anderer dieselben Zahlen tippt. Andererseits hat nun während 47 Ziehungen niemand die richtigen sechs plus Zusatzzahl getroffen. Willy Mesmer rät auf jeden Fall, auf eigene Zahlen zu setzen: Letzten Mittwoch haben rund 1300 Spieler die Zahlen getippt, die der TV-Hellseher Mike Shiva im «Blick» voraussagte. Hätte er richtig gelegen, hätten sich die einfallslosen Copy/Paste-Spieler mit jeweils rund 42’000 Franken begnügen müssen.

2. Wie komme ich zu meinem Geld?

Am besten holt man es selber am Swisslos-Sitz in Basel ab – beziehungsweise bringt man seinen Lottoschein da hin. «Wenn es um 64 Millionen Franken geht, liegt ein Zugticket nach Basel sicher drin», sagt Swisslos-Mediensprecher Willy Mesmer. Einen Koffer voll Geld gibt es natürlich aber auch in Basel nicht, das Geld wird überwiesen. Mesmer rät allen Gewinnern, ihren Namen auf die Rückseite des Lottoscheins zu schreiben. Denn ohne Name drauf gilt: Wer den Schein vorweist, ist der Gewinner.

3. Wie viel Geld bleibt nach den Steuern übrig?

Fällig werden 35 Prozent Verrechnungssteuern – 22,5 Millionen werden also gleich mal abgezogen. Dieser Betrag wird dann mit der Einkommenssteuer verrechnet. Heisst: Je nach Kanton erhält man etwas davon zurück – oder muss draufzahlen. Im Kanton Luzern müssen Glückspilze etwas weniger als diese 35 Prozent abliefern. In Zahlen bedeutet dies: 7,394 Millionen Franken fliessen in Form der Bundessteuer nach Bern. Dazu kommen in der Stadt Luzern für eine alleinstehende, katholische Person 13,56 Millionen Franken. Günstiger davon kommt man beispielsweise in Meggen, wo die Kantons- und Gemeindesteuern nur 10,12 Millionen Franken ausmachen. Fazit: Insgesamt bleiben nach Abzug der gesamten Steuern für Leute aus dem Kanton Luzern zwischen 42 und 46 Millionen.

4. Lohnt es sich, umzuziehen?

Oh ja. Anstatt der knapp 21 Millionen Franken Steuern in Luzern muss man beispielsweise in Zug oder in Wollerau im Kanton Schwyz nur rund 15 Millionen abgeben. Unter dem Strich blieben damit also knapp 50 Millionen – mit einem Umzug kann man also bis zu 6 Millionen sparen. Bloss: Für die Steuern ist massgeblich, wo jemand am 31. Dezember wohnt. Das heisst: Es könnte knapp werden, bis dahin einen neuen Wohnsitz zu finden.

Gesucht wird der 698. Lottomillionär

Es ist der grösste Jackpot in der Geschichte von Swisslos: 64,3 Millionen Franken kann am Mittwoch gewinnen, wer im Lotto die sechs Zahlen plus die Glückszahl richtig tippt. Der bisherige Rekord lag bei 48,6 Millionen Franken und wurde im August 2014 gewonnen. 47 Mal in Folge ist der Jackpot nun nicht mehr geknackt worden – das ist die längste Durststrecke, die es je gab.

Die Chancen sind allerdings verschwindend klein: 31,4 Millionen Kombinationen sind möglich – entsprechend liegt die Chance bei 0,000000032 Prozent. Trotzdem trifft der Geldsegen immer wieder einen Glückspilz: Seit der Einführung des Jackpots 1979 gab es in der Schweiz 697 Lottomillionäre – allein dieses Jahr waren es 26.

Rechtlich gesehen ist ein Umzug zwar möglich. Wie Paul Furrer von der Dienststelle Steuern des Kantons Luzern sagt, schaut die Steuerverwaltung aber genau hin. «Man muss tatsächlich den Wohnsitz verlegen, nur ein Briefkasten oder eine Adresse bei einem Bekannten reicht nicht.» Für einen alleinstehenden Studenten in einem WG-Zimmer sei ein Umzug deshalb einfacher als für einen Familienvater, der ein Einfamilienhaus besitzt, an seinem Wohnort verwurzelt ist und dessen Kinder die Schule besuchen. «Er kann nicht einfach eine Einzimmerwohnung in Wollerau beziehen und seine Familie bleibt im Haus.» Wie lange man am neuen Wohnort bleiben muss und was als glaubhafter Umzug gilt, das müsse man im Einzelfall betrachten.

 

 

 

Furrer hält aber auch fest: «Wenn ein Lottomillionär tatsächlich seine Wohnung aufgibt und vor Ende Jahr umzieht, müssen wir das akzeptieren – auch wenn wir uns natürlich freuen würden, wenn die 64 Millionen im Kanton Luzern zur Besteuerung kämen.» Im Kanton Luzern habe es beides schon gegeben: Lottomillionäre, die wegziehen und solche, die bleiben. Eine Statistik dazu wird aber nicht geführt. Paul Furrers persönlicher Tipp: «Statt die Steuern zu optimieren, könnte man mit dem vielen Geld in der Weihnachtszeit besser eine Spende leisten oder ein karitatives Projekt unterstützen.» Der Clou dabei: Werden die Spenden im gleichen Jahr einbezahlt, wie der Lottogewinn angefallen ist, kann man sie von den Steuern abziehen – und gemäss Furrer die Steuerbelastung damit um bis zu 30 Prozent senken.

Was hingegen nichts bringt, ist ein Umzug ins Ausland. «Wer denkt, er könnte nach Monaco ziehen, weil man dort keine Einkommenssteuern zahlt, liegt falsch. Denn in diesem Fall ist der Lottogewinn in der Schweiz am letzten Wohnsitz steuerpflichtig», sagt Furrer.

5. Was ist der grösste Fehler, den ich als Lottomillionär begehen kann?

Auch wenn die Freude so gross ist wie der Geldhaufen, den man gewonnen hat: Allzu stark zeigen sollte man das nicht. In der Swisslos-Broschüre lautet die erste Empfehlung: Schlafen. «Wir raten Gewinnern, sich Zeit zu lassen und sich gut zu überlegen, was sie mit ihrem Leben machen wollen», sagt Mesmer. Der grösste Fehler sei, an jedem Stammtisch herumzuerzählen, dass man gewonnen habe. «Die Erfahrung zeigt, dass man am besten fährt, wenn man nur einen engen Kreis einweiht. Sonst hat man plötzlich Freunde, von denen man zwei Wochen vorher nicht mal wusste, dass es sie gibt.» Entsprechend sei es auch nicht ratsam, gleich einen Ferrari zu kaufen und vor dem Haus zu parkieren – wobei es bei 64 Millionen nicht ganz einach sein dürfte, das Geld unbemerkt auszugeben. Mesmers Fazit: Unauffällig weiterleben und in kleinen Schritten geniessen.

Ebenfalls ein grosser Fehler sei es, zu leichtgläubig zu sein und den falschen Leuten zu vertrauen. «Wer einem eine Rendite von zehn Prozent verspricht, den sollte man lieber ignorieren.» Mesmer sagt, viele hätten bei einem solch grossen Beitrag Angst, dass sie ihr grosses Glück irgendwann mit genauso viel Pech bezahlen müssten. Solchen Neo-Millionären rät er, einen Teil des Gewinns zu spenden, um ihr Gewissen zu beruhigen.

6. Wo bringt mein Geld überhaupt noch Zinsen?

Früher galt: Das Geld vermehrt sich auf der Bank von alleine – und nur schon davon lässt sich leben. Das ist vorbei. Nennenswerte Zinsen gibt es heute auf keiner Bank. Ja, mehr noch, seit die Nationalbank Negativzinsen eingeführt hat, muss man beinahe von Glück reden, wenn man nicht draufzahlen muss. Die Postfinance beispielsweise verrechnet bei Kunden mit über einer Million Franken ab dem nächsten Jahr 1 Prozent Gebühr. Andere überlegen, nachzuziehen. «Bei 60 Millionen Franken werden Sie keine Bank finden, die diesen Betrag nicht mit Negativzinsen belastet», sagt Tim Zemp, Niederlassungsleiter des VZ Vermögenszentrums Luzern. «Einen gewissen Strafzins wird es bestimmt geben.»

Bei der Luzerner Kantonalbank ist die Einführung von Negativzinsen für private Kleinsparer vorderhand kein Thema, sagt Mediensprecher Daniel von Arx. Und doch könnte das Geldparkieren auch bei der LUKB ins Geld gehen – denn bei einzelnen vermögenden Kunden werden trotzdem Negativzinsen fällig. Gemäss von Arx bezahlen von den gut 280’000 Kunden rund 100 (davon zehn sehr vermögende Privatpersonen) sogenannte Liquiditätshaltegebühren. Heisst: Sie erhalten nichts davon, sondern ihnen wird genommen.

 

Rekordjackpot: Diesen Mittwoch gibt es im Schweizer Lotto 64,3 Millionen Franken zu gewinnen.

Rekordjackpot: Diesen Mittwoch gibt es im Schweizer Lotto 64,3 Millionen Franken zu gewinnen.

(Bild: jal)

Wer das Geld nur auf die Bank legt, macht also einen schlechten Deal. Mit welcher Geldanlage man am besten fährt, könne man aber nicht pauschal beantworten, sagt Tim Zemp weiter. Da müsse jeder individuell bestimmen, wie viel Risiko er eingehen könne und wolle. «Wichtig ist, dass man diversifiziert, also das Risiko verteilt und nicht nur auf Wertschriften setzt.» Da im nächsten Jahr mit einer Inflation gerechnet wird, sei es wichtig, das Vermögen vor Entwertung zu schützen, beispielsweise, indem man in Edelmetall oder Immobilien investiere.

Und wie geht man sicher, dass man nicht einem betrügerischen Berater auf den Leim geht? Tim Zemp nennt ein klares Kriterium: «Ein Kunde muss von seinem Berater vollständige Transparenz verlangen dürfen, vor allem, wenn es darum geht, wie er sein Geld verdient.» Ein Berater müsse offenlegen, wofür und in welcher Höhe er eine Provision erhalte, damit man als Kunde mögliche Interessenskonflikte erkenne. Zudem würden in der Regel nur unseriöse Berater spektakuläre Anlagechancen anpreisen. «Zu schöne Renditeversprechen sind ein Signal, bei dem die Alarmglocken läuten müssen», so Zemp. Alles, was im zweistelligen Bereich liege, sei unrealistisch oder mit extremen Risiken verbunden.

Zusatzzahl äh -frage: Macht Geld glücklich?

Swisslos hat erstmals bei den Lottomillionären von 2011 eine Umfrage gemacht und sie gefragt, wie sie fünf Jahre nach dem Gewinn leben. Die Hälfte der Fragebögen kam zurück – und jene Millionäre haben durchs Band positive Erfahrungen gemacht. Nicht selten hört man jedoch gegenteilige Geschichten von spektakulären Abstürzen. Prominentestes Beispiel ist vermutlich Werner Bruni, der erste Schweizer Lottomillionär. Der Berner tippte 1979 als Erster die sechs Richtigen, gewann 1,7 Millionen Franken – und verzeichnete später einen nicht weniger dramatischen Absturz. Obwohl er lieber ein Haus mit Garten gehabt hätte, kaufte der Sanitär-Monteur auf Anraten seines Chefs einen angeblich rentablen Wohnblock. Es folgten Verschuldung, Überforderung, Privatkonkurs. Am Ende waren sowohl sein Geld als auch seine Frau weg. Seinen Leidensweg schrieb Bruni, der inzwischen verstorben ist, im Buch «Lottokönig – einmal Millionär und zurück» nieder.

«Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, solche Geschichten gebe es nicht. Denn nicht alle können mit so viel Geld umgehen», sagt Swisslos-Sprecher Mesmer. Doch das sei eine Minderheit. «Die meisten Menschen in der Schweiz tendieren dazu, vorsichtig zu agieren.» Mesmer, der so manchen Lottomillionär kommen sah, hält fest: «Glücklich ist man immer in einem Moment – für solche Augenblicke kann eine Lottomillion glücklich machen. Aber wer bereits vorher unzufrieden war, dem wird das Geld kein zufriedenes Leben bescheren.»

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