Fälle von Phishing und Geldwäscherei aufgedeckt

Perfide Cyber-Gauner betrügen Zuger um viel Geld

Bisher sind der Zuger Polizei sechs Personen bekannt, denen im aktuellen Fall mehrere 10’000 Franken abhanden kamen.

(Bild: fotolia.de)

Mindestens sechs Zuger wurden in den letzten Wochen Opfer von Cyberkriminalität. Dies mithilfe von Personen, die den Kriminellen als Geldwäscher dienten. Die Zuger Polizei tappt im Dunkeln. Dass die Täter besonders professionell vorgehen und die Spuren ins Ausland führen, macht die Sache nicht einfacher.

Bei der Zuger Polizei gingen kürzlich mehrere Meldungen ein von Leuten, die Opfer von Internetkriminalität geworden waren. Konkret handelt es sich um Privatpersonen, denen mittels eines «Trojaner»-Computervirus jeweils mehrere 10’000 Franken abgeknöpft worden waren.

Die Täter scheinen dabei ungewöhnlich geschickt vorgegangen zu sein. Denn anstatt das Geld direkt abzuzwacken, wurden die Summen jeweils über die Konten weiterer Privatpersonen geschleust. Diese wurden zuvor von den Betrügern kontaktiert, so die Zuger Polizei. Im Fachjargon heisst diese Vorgehensweise «Money Muling».

Geldwäscherei als lukrativer Nebenjob

Nachdem die Betrüger die Konten der unwissenden Privatpersonen erleichterten, gaben sie sich als real existierende Firmen aus und missbrauchten diese insofern, als dass sie deren Namen auf Jobplattformen, fingierten Internetseiten oder in sozialen Netzwerken verwendeten und interessierten Personen Jobangebote vermittelten.

Die Zuger Polizei warnt vor ominösen Jobangeboten

Die Zuger Polizei fordert die Bevölkerung auf, Jobangebote zu melden, bei denen einem die «Firma» Geld aufs Bankkonto überweisen wolle, und dieses in irgendeiner Form weitergeleitet werden müsse.

Weiter betont die Polizei, dass man gegenüber lukrativen Jobangeboten mit raschen und hohen Verdienstmöglichkeiten misstrauisch sein solle.

Einige Leute bissen an und wurden daraufhin aufgefordert, ihr Bankkonto zur Verfügung zu stellen, um Gelder von angeblichen Kunden der Firma zu empfangen – das Geld der Betrogenen. Dieses Geld mussten sie daraufhin wieder abheben und per Post oder mittels Zahlungsplattformen wie Western Union oder Money Gram ins Ausland senden. Die entsprechenden Zahlungsaufforderungen erhielten die Personen per Telefon, E-Mail oder auf den gefälschten Internetseiten. Im Gegenzug wurde ihnen, den «Arbeitnehmern», ein kleiner Betrag als Lohn abgegeben.

Diese «Arbeitgeber» machen sich strafbar. «Wer Geld aus solchen Handlungen entgegennimmt und weiterleitet, macht sich der Geldwäscherei strafbar und muss mit einer Strafuntersuchung durch die Staatsanwaltschaft rechnen», schreibt die Zuger Polizei.

Der Kanton Zug ist nicht der einzige Kanton, in dem die Betrüger ihr Unwesen treiben. Auch in Schwyz meldeten sich mehrere geschädigte Personen.

Markus Reichen ist Dienstchef für Wirtschaftsdelikte bei der Zuger Polizei. zentralplus hat ihn zu den aktuellen Fällen befragt.

zentralplus: Wie sind die aktuellen Fälle ans Tageslicht gelangt?

Markus Reichen: Wir hatten Meldungen von verschiedenen Seiten. So haben sich Geschädigte gemeldet, die etwa vergeblich versucht hatten, sich in ihr E-Banking einzuloggen. Ein paar Stunden später hat’s dann geklappt, aber es fehlten Geldbeträge. Aber auch «Money Mules» haben sich gemeldet, nachdem sie realisiert haben, dass etwas nicht stimmen konnte.

«Bei den ‹Money Mules› handelt es sich häufig um Leute, die finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet sind.»

zentralplus: Wie Sie in der Medienmitteilung schreiben, machen sich die Money Mules selbst strafbar. Kann man überhaupt davon ausgehen, dass jemand so naiv ist, dass er da ganz blauäugig mitmacht und keine Ahnung davon hat, etwas Illegales zu tun?

Reichen: Das ist tatsächlich ein schwieriger Punkt. Häufig handelt es sich dabei um Leute, die finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet sind und eine Möglichkeit sehen, auf relativ einfache Art und Weise Geld zu verdienen. Diese Personen hinterfragen solche Art von Verdienstmöglichkeiten zu wenig. Bei genauerem Hinschauen sollte man rasch merken, dass etwas nicht stimmen kann.

zentralplus: Solche Cyber-Attacken gibt es immer häufiger, die Täter werden geschickter. Ist es da überhaupt möglich, sich zu schützen?

Reichen: Internetbenutzer sollten achtsamer sein im Netz und nicht alles durchklicken. Ein Trojaner kommt meistens auf den Computer, indem man einen zwielichtigen Anhang aufmacht. Etwa sind immer wieder E-Mails im Umlauf, in denen Personen aufgefordert werden, Rechnungen zu zahlen. Wir raten, solche Anhänge nicht zu öffnen und diese E-Mails zu löschen.

«Wer beim Login ins E-Banking mehrmals die Meldung erhält, seine Zugangsdaten einzugeben, sollte unbedingt stutzig werden.»

zentralplus: Und wie sieht es im Umgang mit E-Banking aus?

Reichen: Wer beim Login ins E-Bankings mehrmals die Meldung erhält, seine Zugangsdaten einzugeben, sollte unbedingt stutzig werden. Erst recht, wenn das E-Banking danach nicht mehr funktioniert. Dann ist es empfehlenswert, sofort die Bank telefonisch zu kontaktieren.  

zentralplus: Die Kriminellen haben sich in diesem Fall als bestehende Firmen ausgegeben. Sind darunter auch Zuger Unternehmen?

Reichen: Nein, aktuell nicht.

zentralplus: Cyber-Kriminalität gehört heute beinahe zum Alltag. Inwiefern ist der aktuelle Fall besonders?

Reichen: Das Phänomen gibt es schon länger. Aussergewöhnlich ist jedoch, dass uns innert drei Wochen gerade sechs Fälle beschäftigen.

zentralplus: Bekommen die Geschädigten ihr Geld zurück?

Reichen: In einigen Fällen gelang es, das Geld auf dem Konto des Money Mule rechtzeitig zu blockieren, da die betroffenen Kontoinhaber schnell genug mit ihrer Bank in Verbindung getreten sind. Bei anderen war es zu spät, das Geld wurde bereits bar abgehoben und mittels Briefpost ins Ausland transferiert.

zentralplus: Hat die Polizei denn bereits eine Ahnung, wer hinter den Angriffen stecken könnte?

Reichen: Es ist nicht einfach, den Betrügern auf die Schliche zu kommen. Insbesondere weil sie sehr professionell vorgehen und alles dafür tun, ihre Spuren zu verwischen. Ausserdem führen die uns aktuell bekannten Spuren ins Ausland, was die Ermittlungen zusätzlich erschwert.

zentralplus: Gibt es bereits Hinweise darauf, aus welchem Land die Täter kommen?

Reichen: Bis jetzt wissen wir noch nicht, wo der Endpunkt ist.

Das sagt die Zuger Kantonalbank zu solchen Phishing-Fällen

Auf Anfrage bei der Zuger Kantonalbank, ob deren Kunden bereits Opfer dieser Attacken geworden seien, erklärt die Medienverantwortliche Carmen Wyss: «Zielobjekte von Trojanern und Phishing-Angriffen sind nicht Banken, sondern E-Banking-Nutzer direkt. Insofern können Kunden der Zuger Kantonalbank davon genauso betroffen sein wie Kunden von allen anderen Finanzinstituten.» Das E-Banking der Zuger Kantonalbank sei sicher. Betrugsfälle im E-Banking gelängen jedoch immer wieder, weil Nutzer ihre PCs nicht ausreichend schützen würden, fahrlässig mit Daten umgingen respektive diese Daten Dritten zugänglich machten oder die Sicherheitshinweise unbeachtet liessen.
 
Weiter betont Wyss: «Bei seltsamen Fragen nach Geburtsdatum, Geburtsort oder bei Pop-ups von fadenscheinigen Wartungsfenstern oder Wartungsmeldungen sind unsere Kunden aufgefordert, auf keinen Fall Codes einzugeben, den PC sofort abzuschalten und die Hotline der Zuger Kantonalbank zu kontaktieren.»

 

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