Luzern: Grosses Interview mit neuer CVP-Stadträtin

«Das nennt man dann wohl Frauenpower!»

So sieht Frauenpower aus: Franziska Bitzi Staub (links) freut sich mit GLP-Stadträtin Manuela Jost über ihre Wahl.

(Bild: Luca Wolf)

Sie wird die erste CVP-Frau im Stadtrat, hat mehr Stimmen geholt als Stefan Roth vergangenen Frühling und hofft nun, dass sie ihrer Partei wieder zu neuem Glanz verhelfen kann: Franziska Bitzi Staub wurde diesen Sonntag mit riesigem Vorsprung gewählt. Sie ist überglücklich – nur mit den Ferien wird’s schwierig.

And the Winner is: Franziska Bitzi Staub. Die 43-jährige Juristin hat wie erwartet das Rennen um den Sitz des Mitte September zurückgetretenen Finanzdirektors Stefan Roth gemacht. Und zwar superklar. Die CVP-Fraktionschefin wählten diesen Sonntag 13’336 Stadtluzerner, das entspricht einem Anteil von rund 68 Prozent aller Stimmen. Ihre Gegner waren chancenlos, SVP-Kantonsrat Thomas Schärli schrieben 3380 Stadtluzerner (rund 17 Prozent) auf den Wahlzettel und der parteilose Rudolf Schweizer holte 2534 Stimmen (rund 13 Prozent, hier geht’s zum Artikel.)

Finanzexpertin Bitzi Staub wird wohl die von Sozialdirektor Martin Merki (FDP) interimistisch geführte Finanzdirektion übernehmen. Entschieden wird dies jedoch erst an der Stadtratssitzung vom 14. Dezember. zentralplus bat die erste CVP-Stadträtin in der Geschichte Luzerns zum grossen Siegerinterview.

zentralplus: Franziska Bitzi Staub, wie gut haben Sie in der Nacht auf Sonntag geschlafen?

Franziska Bitzi Staub: Sehr gut (lacht). Ich habe am Samstagabend mit meinem Mann ein feines Nachtessen samt etwas Rotwein genossen und danach sehr gut geschlafen.

zentralplus: Sie haben 68 Prozent aller Stimmen geholt – haben Sie damit gerechnet?

Bitzi Staub: Ich habe nicht mit diesem hohen Anteil gerechnet und deswegen prompt eine Wette verloren. CVP-Grossstadtrat Albert Schwarzenbach hat gewettet, dass ich über 65 Prozent der Stimmen hole, daran habe ich nicht geglaubt. Jetzt freut sich Albert schon auf die Flasche Wein, die wir als Wetteinsatz abgemacht haben (lacht).

zentralplus: Ihre beiden Herausforderer waren allerdings auch keine allzu grosse Bedrohung. Einige Beobachter, selbst innerhalb der SVP, sprachen gar von «Scherzkandidaten».

Bitzi Staub: Ich bin einfach froh, dass es überhaupt zu einer Wahl gekommen ist. Auf diese Weise bin ich mit vielen Leuten in Kontakt gekommen und konnte in der Bevölkerung den Puls spüren. Das wäre mit einer stillen Wahl nicht möglich gewesen. Zudem bin ich dank diesem Wahlkampf als neue Stadträtin besser legitimiert.

Die drei Stadtratskandidaten Rudolf Schweizer (links), Franziska Bitzi Staub und Thomas Schärli posieren nach der Wahl im Stadthaus für ein Gruppenfoto.

Die drei Stadtratskandidaten Rudolf Schweizer (links), Franziska Bitzi Staub und Thomas Schärli posieren nach der Wahl im Stadthaus für ein Gruppenfoto.

(Bild: Luca Wolf)

zentralplus: Jetzt sind Sie gewählt – und morgen kündigen Sie als Generalsekretärin der Direktion des Innern im Kanton Zug?

Bitzi Staub: Genau (lacht). Ich schreibe die Kündigung morgen und bringe sie meiner Chefin Manuela Weichelt persönlich vorbei. Sie findet es zwar gut, wenn im Luzerner Stadtrat wieder zwei Frauen sitzen, bedauert jedoch auch meinen Abgang.

Bitzi Staub gibt nach ihrer Wahl den Medien Auskunft.

Bitzi Staub gibt nach ihrer Wahl den Medien Auskunft.

zentralplus: Sie haben in Zug eine sechsmonatige Kündigungsfrist. Wann starten Sie als Luzerner Stadträtin?

Bitzi Staub: Das ist noch nicht ganz klar. Ich gehe von einem Start im Frühling aus. Das müssen wir nun alles in den nächsten Tagen und Wochen klären.

zentralplus: Sie haben heute Sonntag mehr Stimmen geholt als ihr Vorgänger Stefan Roth vergangenen Frühling. Roth holte damals im zweiten Wahlgang 10’500 Stimmen, im Kampf ums Stadtpräsidium 9400. Ihre Erklärung?

Bitzi Staub: Die Ausgangslage ist nicht vergleichbar. Damals gab es einen ersten und zweiten Wahlgang mit mehr Kandidaten als heute. Wichtig für mein gutes Resultat war sicher, dass mich ausser der SVP alle Parteien unterstützt haben, wobei die SP Stimmfreigabe beschloss.

Es ist nicht so wie's aussieht! Stadtpräsident Beat Züsli gibt seiner neuen Stadtratskollegin Franziska Bitzi Staub bloss ein Gratulationsküsschen.

Es ist nicht so wie’s aussieht! Stadtpräsident Beat Züsli gibt seiner neuen Stadtratskollegin Franziska Bitzi Staub bloss ein Gratulationsküsschen.

zentralplus: Finanzpolitisch haben Sie eine ähnliche Haltung wie Ex-Finanzdirektor Stefan Roth. Aber in Sachen Verkehr gelten Sie als velofreundlicher als Ihr Vorgänger. Wird man das in der städtischen Verkehrspolitik spüren?

Bitzi Staub: Stefan und ich unterscheiden uns hauptsächlich im Mobilitätsverhalten, indem er häufig das Auto benutzt und ich den öffentlichen Verkehr. Aber eine andere Verkehrspolitik ist durch meine Wahl nicht zu erwarten. Der Stadtrat wird wie bisher an seiner Politik fortsetzen, den ÖV zu priorisieren, um mehr Platz für den notwendigen Autoverkehr zu schaffen. Es braucht auch weiterhin Platz für die Autos – ich verteufle die Autofahrer nicht.

zentralplus: Nun sitzen mit Manuela Jost (GLP) und Ihnen bald wieder zwei Frauen im fünfköpfigen Stadtrat. Wie wichtig ist das für die Stadt?

Bitzi Staub: Ich bin darüber sehr glücklich. Gemischte Gremien funktionieren einfach besser. Zudem gibt es zwischen mir und Manuela Jost viele Gemeinsamkeiten.

zentralplus: Sie sind die erste CVP-Frau im Luzerner Stadtrat. Zudem wird die CVP nun von einem Frauentrio regiert: Sie als Stadträtin, Andrea Gmür als Parteipräsidentin und Mirjam Fries übernimmt Ihren Job im Stadtparlament als Fraktionschefin.

Bitzi Staub: Das nennt man dann wohl Frauenpower (lacht)! Ich freue mich auch darüber sehr.

Zufriedene Siegerin: Die neue Stadträtin Franziska Bitzi Staub nimmt im Stadthaus Gratulationen entgegen.

Zufriedene Siegerin: Die neue Stadträtin Franziska Bitzi Staub nimmt im Stadthaus Gratulationen entgegen.

(Bild: Luca Wolf)

zentralplus: Speziell die städtische CVP hat dieses Jahr schwer eins aufs Dach gekriegt. Im Stadtparlament verlor sie gleich zwei von neun Sitzen. Zudem wurde Stadtpräsident Stefan Roth von SP-Herausforderer Beat Züsli klar besiegt. Kommt die Partei mit Ihnen wieder zurück auf die Siegesstrasse?

Bitzi Staub: Gerade der Verlust der beiden Sitze im Stadtparlament hat mich extrem getroffen. Aber heute ist ein Freudentag für die CVP und wir werden alles für einen guten Neustart tun, um in kommenden Wahlen wieder zu gewinnen.

zentralplus: Gönnen Sie sich und Ihrem Mann vor dem Jobantritt im Stadthaus noch Ferien?

Bitzi Staub: Nein, danach sieht es nicht aus. Über Weihnachten habe ich ein paar Tage frei. Aber danach werde ich wohl bis zum letzten Tag in Zug arbeiten, um gut abzuschliessen und eine ideale Übergabe an meinen Nachfolger zu ermöglichen.

Hinweis: Hier geht’s zu unseren vor den Wahlen publizierten Wahl-Artikeln:

Mehr Bilder von den drei Stadtratskandidaten finden Sie in unserer Slideshow:

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