Spange Nord: Mit Mehrausgaben in die Ungewissheit

Autobahnzubringer wird 50 Millionen teurer

So sieht der Kreisel Schlossberg heute aus. Mit der Spange Nord soll dieser einem Grosskreisel weichen, der um eine Überbauung führt.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Nach viel Kritik wurde das Luzerner Verkehrsprojekt «Spange Nord» optimiert. Neu wird ein Tunnel verlängert, Rad- und Fussverkehr wird mehr Beachtung geschenkt und eine Brücke fällt breiter aus. Alles schön und gut. Doch wegen Zusatzkosten steigt die Gefahr, dass das 200-Millionen-Projekt zu einer Planungsleiche verkommt.

Der Kanton Luzern hat das Vorprojekt zur Spange Nord überarbeitet. Und die geplanten Änderungen gehen ins Geld: Neu wird mit Kosten von 200 Millionen Franken gerechnet – 50 Millionen Franken mehr als bisher geplant. Insbesondere vertieften die zuständigen Stellen verkehrstechnische und städtebauliche Massnahmen und konkretisierten die zukünftigen Schritte für den öffentlichen Verkehr, teilt die Dienststelle Verkehr und Infrastruktur diesen Mittwoch mit.

Mit dem Bypass würde die heutige A2 zwischen der Verzweigung Rotsee und dem Anschluss Luzern-Kriens zu einer Stadtautobahn umfunktioniert. Dadurch könnte der Anschluss Luzern-Lochhof in Betrieb genommen werden. Hier setzt das kantonale Projekt «Spange Nord» ein. Mit diesem Anschluss und der Spange Nord würde der Agglomerationsverkehr auf die neue Stadtautobahn verlagert.

Die Spange Nord soll die Innenstadt dereinst vom Verkehr entlasten. Der Tunnel Bypass den Durchgangsverkehr aus der Stadt fernhalten.

Die Spange Nord soll die Innenstadt dereinst vom Verkehr entlasten, der Tunnel Bypass den Durchgangsverkehr aus der Stadt fernhalten.

(Bild: zvg Kanton Luzern)

In fünf Punkten nachgebessert

«Zum einen wurde die Konzeption der Spange Nord bestätigt», sagt Beat Hofstetter, Abteilungsleiter Planung Strassen, «zum anderen haben wir Anliegen aus der ersten Vernehmlassung aufgegriffen und in das überarbeitete Vorprojekt aufgenommen.» Konkret:

  • Die Infrastruktur für den Rad- und Fussverkehr entlang der Spange Nord wird optimiert.
  • Die Massnahmen für den öffentlichen Verkehr bzw. die durchgehenden Busspuren zwischen Grosshof Kriens und Luzernerhof sind konkretisiert.
  • Der denkmalgeschützte Friedhof Friedental ist dank einem um 200 Meter längeren Tunnel besser vor Immissionen geschützt.
  • Die geplanten Massnahmen am Schlossberg werden bestätigt. Mit Blick auf deren städtebauliche und gestalterische Auswirkungen liegen erste Lösungsvorschläge vor.
  • Um die Leistungsfähigkeit beim Anschluss Luzern-Lochhof zu gewährleisten, ist eine Verbreiterung der Fluhmühle-Brücke auf vier Spuren notwendig. Davon profitiert insbesondere auch der öffentliche Verkehr auf der Baselstrasse.

Diese Skizze zeigt die 4-spurige Fluhmühle-Brücke

Diese Skizze zeigt die 4-spurige Fluhmühle-Brücke

(Bild: zvg Kanton Luzern)

Gemeinden können sich erneut äussern

Das Projekt Spange Nord ist in der Stadt umstritten. Die betroffenen Stadtluzerner Quartiere rund um den Schlossberg wehren sich aus Sorge vor Mehrverkehr und damit verbundenen Einbussen der Wohnqualität (zentralplus berichtete). Hofstetter ist überzeugt, mit dem überarbeiteten Projekt auf diese Bedürfnisse eingegangen zu sein. «Gerade im Bereich Siedlungsentwicklung sind wir konkreter geworden. Zudem präsentieren wir Lösungen für den Langsamverkehr.» Nun wird das Projekt in eine zweite Vernehmlassung geschickt. Wiederum können sich die betroffenen Gemeinden (Luzern und Kriens) sowie der Bund äussern. «Danach wird das Vorprojekt – abgestimmt auf das Projekt ‹Bypass Luzern› des Bundes – zum Bauprojekt weiterentwickelt», erklärt Hofstetter.

Von zentralplus angefragte Quartiervereine wollten sich noch nicht zum überarbeiteten Projekt äussern, da sie dieses erst prüfen müssten.

Beim Schlossberg soll ein Grosskreisel entstehen.

Beim Schlossberg soll ein Grosskreisel entstehen.

(Bild: zvg Kanton Luzern)

So soll die Mobilität im Raum Luzern künftig aussehen

Bei den beiden Grossprojekten Bypass und Spange Nord geht es um die Erhöhung der Strassenkapazitäten, die Entlastung des Stadtzentrums und die Förderung des öffentlichen Verkehrs. Für den «Bypass Luzern» ist das Bundesamt für Strassen zuständig. Der neue Tunnel Bypass mit zwei Röhren und je zwei Fahrstreifen zwischen Ibach und dem Gebiet Grosshof Kriens würde entsprechend vom Bund bezahlt.

Der nächste Schritt beim Bypass ist die Genehmigung des generellen Projekts durch den Bundesrat. Dieser steht kurz bevor, der Bundesrat dürfte noch dieses Jahr darüber befinden, erklärt das Bundesamt für Strassen Astra auf Anfrage. Dieses würde bei positivem Bescheid die weitere Projektierung in Angriff nehmen. Die Entscheidung, ob und falls ja, ab wann gebaut werden kann, fällt das eidgenössische Parlament.

Volk kann über Bypass befinden

«Da es sich bei der Spange Nord um ein Kantonsstrassenprojekt handelt, ist der Kanton für die Finanzierung verantwortlich», erklärt Beat Hofstetter. Aufgrund der Summe von heute budgetierten 200 Millionen hätte das Volk das letzte Wort – der Entscheid würde einem obligatorischen Referendum unterliegen.

Jetzt stellt sich einfach die Frage, ob die Chancen mit der Verbesserung des Projekts gestiegen oder mit der Verteuerung gesunken sind. Insgesamt hat man für das ganze Projekt 20 Jahre eingerechnet. Mit ersten Planungen begonnen hat man 2006. Nach dem Vorprojekt wird ein Bauprojekt ausgearbeitet – und es gibt jede Menge Einsprachemöglichkeiten.

Als Erstes müsste zudem der Bund grünes Licht für den Bypass geben. Kostenpunkt: 1,6 Milliarden Franken. Hier zeigt sich ein ähnliches Problem wie beim Luzerner Tiefbahnhof. Das Projekt ist zwar nett, die Kosten aber sehr hoch. Es dürfte also noch viele Diskussionen um die ambitionierten Luzerner Verkehrsprojekte geben. Und wann das Luzerner Volk dereinst an der Urne über die Spange Nord befinden kann, ist heute schwer abschätzbar.

In den Vernehmlassungsunterlagen sind detaillierte Pläne vorhanden. 

In den Vernehmlassungsunterlagen sind detaillierte Pläne vorhanden. 

(Bild: zvg Kanton Luzern)

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3 Kommentare
  • Profilfoto von Markus Burkhalter
    Markus Burkhalter, 10.11.2016, 21:31 Uhr

    Das Projekt der sogenannten «Spange Nord» stammt ursprünglich aus den 1960er-Jahren (damals als Nordtangente bezeichnet) und somit aus einer Zeit, in der man glaubte, Verkehrsprobleme mit dem Bau neuer Strassen zu lösen. Diese Zeit ist längst vorbei. Die Spange Nord bringt nebst hoher Kosten in erster Linie Mehrverkehr für Stadt und Agglomeration. Will man beim Verkehr weiter kommen, gibt es leider nur ein sinnvolles Rezept: Den knappen Platz effizienter nutzen. Das bedeutet in der Stadt unweigerlich: Weniger Platz für Autos, mehr Platz für Velos und Busse. Davon sind wir leider noch weit entfernt. Im Vergleich zu Kantonen wie Zürich, Basel oder Bern ist die Verkehrsplanung und Strassenraumgestaltung des Kantons Luzern mittlerweile eine Lachnummer. Schade.

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  • Profilfoto von Marc Germann Quartierverein Hochwacht
    Marc Germann Quartierverein Hochwacht, 10.11.2016, 18:02 Uhr

    Dieses Projekt ist eine Katastrophe für die Lebensqualität von Hunderten von Luzerner Haushalten. Während andernorts Strassen um Dörfer umverlegt oder in Tunnels gebaut werden, plant der Kanton eine Autobahnauffahrt quer durch Wohnquartiere, zerschneidet Schulwege und rasiert Pausenplätze, verlärmt ein Altersheim usw. In Kriens wehrt sich die Bevölkerung zusammen mit der Exekutive, aber in Luzern ist der Stadtrat unverständlich nett zu Kanton und Bund – und schadet so einem grossen Teil der Bewohner: traurig, himmeltraurig…

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  • Profilfoto von Mario Senti
    Mario Senti, 10.11.2016, 13:20 Uhr

    Spange Nord- das tönt ganz harmlos. Das ist die vor Jahren schon abgelehnte Nordtangente! Eine dreispurige Fahrbahn am Schulhausplatz vorbei (der verkleinert werden müsste). Gohts no?

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