Ein fataler Fehler, und warum es so kommen musste

«Entlassungsprogramm»: Verbales Karma erwischt Zuger Regierung eiskalt

Achtung: Verbales Karma ist gefährlich.

(Bild: zvg)

Das tut besonders weh. Ein Schreibfehler auf dem Stimmzettel? Pipifax, da hatten wir schon anderes. Aber DER Schreibfehler? Das ist nichts anderes als das Universum, das für Ausgleich sorgt.

Lasst doch mal die Regierung in Ruhe. Ja, genau, ihr da! Nur weil sie ein T vergessen hat, bei Entlastungsprogramm. Und stattdessen ein S geschrieben. «Entlassungsprogramm». Auf dem Stimmzettel. «Katastrophe», sagt Landammann Heinz Tännler. «Freudscher Verschreiber», der Tagi-Korrespondent. «Hihi, ist doch wahr?», kichert man hinter vorgehaltener Hand. Der Drucker war’s, sagt die Regierung, der Idiot hat’s falsch abgetippt! Die beim Kanton haben’s aber auch nicht bemerkt, moniert der Autor der Luzerner Zeitung.

Ein ganz wunderbares Dorftheater schwingt an, und da wollen wir uns nicht zurückhalten. Unsere ganz eigene October Surprise! Und mindestens ebenso wichtig wie die von Hillary. Und wir haben dafür sogar eine ganz einfache Erklärung: Das ist verbales Karma!

Das musste ja passieren. Dieser Schreibfehler ist ein Schienbeintritt des Universums an die Adresse der Regierung. Und zwar nur dafür, dass sie das Wort «Entlastungsprogramm» überhaupt erfunden hat.

Denn das Wort ist so ausgesprochen hässlich und so offensichtlich euphemistisch, dass sich die Fugen der Raumzeit einige Pikometer verbiegen müssen, um es psychisch zu überstehen. «Entlastungsprogramm» kommt auf der Waschmaschine gleich nach Schleudern und vor Gehirnwaschgang.

Noch schlimmer: «Entlastungspaket». Das ist ein Ding, in das man Entlastung hineinpackt und dann feste zuschnürt und es irgendwo tief im See versenkt. He du, Entlastungspaket, könnte man jemanden rufen, der nicht sehr sympathisch in die Runde schaut. Ein Entlastungspaket ist ein Paket von der Sorte, das einem eine Ohrfeige gibt, wenn man’s öffnet, und einem dann die Brieftasche wegnimmt.

Das hält die Realität nicht aus

Verbales Karma. Wenn man «Entlastung» sagt und eigentlich «Sparpaket» meint, dann muss man eine psychische Anstrengung vollbringen. «Kognitive Dissonanz» nennt sich das in der Sozialpsychologie. Tritt dann auf, wenn man sich entgegen seiner Überzeugungen verhält. Zum Beispiel: ein Sparpaket als Entlastungspaket bezeichnet.

Und wenn das ein ganzer Kanton macht, dann drehen irgendwo die Sicherungen durch. Das hält die Realität nicht aus. Diesmal ist’s beim Drucker passiert. Seien Sie lieber mal froh. Es hätte auch die Regierung direkt treffen können. Dann wäre jetzt der Geheimdienst bei der Zeugenbefragung. «Wer hat das Wort eingeschmuggelt?», würden die Männer mit den schwarzen Anzügen und den Linkedinprofilen jetzt fragen. «War es als Bürokratie getarnt?»

Man sollte die Bevölkerung warnen. Verbales Karma ist gefährlich. Egal, wie Sie also stimmen – hüten Sie sich vor dem Begriff «Elastikpak…» äh, «Verlassungsprog…», verdammt, es hat uns erwischt.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von igarulo
    igarulo, 05.11.2016, 00:34 Uhr

    Rahmenschluss statt Rahmenbeschluss, Entlassungsprogramm statt Entlastungsprogramm auf dem Stimmzettel und schon 2014 missverständliche Unterlagen bei den Regierungsratswahlen. Da frage ich mich, ob die Fehler nicht mit der forcierten Kompetenzorientierung in Schulen und Gesellschaft zusammenhängen. Die Verantwortlichen fühlen sich kompetent Stimmrechtsunterlagen zu gestalten, wissen aber nicht worum es geht. Das ist genau das, was in den letzten Jahren in Schulen und der Ausbildung gefördert wurde und mit dem Lehrplan21 zementiert wird: Rasterkompetenzen ohne das dazugehörende übergeordnete Wissen.

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  • Profilfoto von E. Seger
    E. Seger, 02.11.2016, 20:09 Uhr

    Etwas Gutes haben die Fehler – sie bieten die Möglichkeit, sich auf humorvolle Weise dazu zu äussern. Danke für die «Lesefreude».

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