Glosse: Eine Aufklärungsstunde zum Thema Gender

Hurra, die SVP Zug kommt mit 25 in die Pubertät!

Aeschi im SVP-Wahlvideo «Welcome to SVP» – inklusive K.o.-Tropfen. Das sei nicht als Angriff gemeint, sagte Aeschi damals.

(Bild: SVP Schweiz)

Die Zuger SVP fragt in einer Interpellation nach dem Thema Gender. Das ist für Teenager ganz normal: Wird Zeit, dass auch mal Erwachsenenthemen die kleinen Rabauken neugierig machen.

Dass Jungs und Mädchen sich füreinander interessieren, ist ganz normal, das kommt mit einem gewissen Alter. Bei der SVP Zug ist es halt erst mit 25 Jahren so weit. Ach, die Bengel werden so schnell gross …

Wenn Parteien etwas wissen möchten, dann schreiben sie eine Interpellation an die Regierung und fragen darin, was sie interessiert. Die SVP Zug interessiert sich momentan sehr für das Theater «Hans was Heidi» von der Frauenbildung Zug in Zusammenarbeit mit der Theaterfalle Basel. Das Theater thematisiert die Geschlechterrollen im Alltag und wird am Mittwoch, 26. Oktober, und Donnerstag, 3. November, in Zug aufgeführt. Der Zuger SVP scheint das aber nicht so recht geheuer.

Ist Gender überhaupt legal?, fragt die SVP

Die Zuger SVP hat nun, ganz verschupft, in einer Interpellation gefragt, was das Theater koste, ob es legal sei («Was ist die präzise gesetzliche Grundlage des Projektes Genderfit?»), ob die «extreme Ideologie des Genders» mit der Neutralität des Staates zu vereinbaren sei und ob der Regierungsrat bereit sei, in Zukunft auf solche Projekte zu verzichten.

Jaja, die SVP Zug ist sonst ja eher als Rabauke auf dem Schulhof bekannt: Im letzten Jahr hat Beinahe-Bundesrat Aeschi noch frech Witze über K.-o.-Tropfen-Vergewaltigungen gemacht, nun zupft die Zuger SVP aber ganz scheu am Rockzipfel der Regierung und fragt mit grossen Augen, wie das mit Männlein und Weiblein eigentlich so genau funktioniert. Aber so sind sie, die Kleinen: Erst laut herumtröten, dann brauchen sie aber trotzdem noch eine starke Hand, die dem kleinen Engel die verwirrende Welt von heute erklärt.

Papa erklärt euch das

Ach, Zuger SVP, es ist ganz normal, dass ihr euch auch langsam für Erwachsenenthemen interessiert. Da braucht man keine Angst zu haben. Kommt, setzt euch mal auf Papas Schoss, der erklärt euch das.

Wisst ihr, früher war’s halt noch einfacher. Da waren Mann und Frau noch einfach zu unterscheiden: Die einen durften arbeiten und sich dafür am Abend auch rechtschaffen müde den Sack kratzen, die anderen machten das ganze Kinderzeugs und fütterten den Sackkratzer.

Sackkratzen ist nicht mehr Thema Nummer eins

Heute läuft das alles komplett aus dem Ruder! Plötzlich müsst ihr euch in ehemals angestammten Männerrunden mit Personen rumschlagen, die das Smalltalk-Thema Sackkratzen gar nicht interessiert! Das ist aber gut so, das ist nun eben dieser Fortschritt, von dem man immer so viel hört.

Jaja, die Erwachsenenwelt ist furchtbar kompliziert. Man möchte dem süssen SVP-Balgen nachsichtig seufzend die Ketchup-Flecken aus dem Mundwinkel wischen. Aber was soll man machen? Man tut den Knirpsen ja keinen Gefallen, wenn man sie zu lange vor Themen wie Chancengleichheit oder Diskussionen über Rollenbilder der Geschlechter fernhält.

Denn wer Fragen zur Gleichstellung der Geschlechter und damit Reflexion über deren Rolle in der Gesellschaft «extrem» findet – oder Diskussionen darüber verhindern will –, der ist eben genau sexistisch. Aber fragen darf man ja. Gebt euch ein wenig Zeit, ihr werdet das schon noch verstehen.

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