Wechselvolle Geschichte des Zuger Altstadthauses

Zuger «Taube» beherbergt 300-jährigen Münzschatz

Sogar ein paar alte Münzen sind bei der Analyse zutage gekommen.

Die bauarchäologische Untersuchung am Haus Unteraltstadt 26, dem ehemaligen Restaurant «Taube» in Zug, ist abgeschlossen. Sie ergab, dass die ältesten Mauerreste aus der Zeit um 1300 stammen. Gäste verloren in der alten Schenke immer wieder ihr Geld. Nun fand man zwischen Bodenritzen mehr als 30 Münzen aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Das unter Denkmalschutz stehende Haus Unteraltstadt 26 in Zug, bekannt als Liegenschaft «Zur Taube», wird aktuell umgebaut und saniert. Parallel dazu führte das Amt für Denkmalpflege und Archäologie in Absprache mit dem mit der Sanierung beauftragten Architekturbüro routinemässig eine bauarchäologische Untersuchung durch. Dabei wurden Täfer abgelöst, moderner Putz abgeschlagen und Bodenbelag entfernt, bis die ins Mittelalter zurückreichenden Gebäudeteile freilagen.

Stadtbrand und Seeabbruch hinterliessen Spuren

Der älteste Baubestand im ehemaligen Restaurant «Zur Taube» konnte in der seeseitigen Haushälfte ausgemacht werden. Es handelt sich um Mauerreste eines ursprünglich wohl dreigeschossigen Gebäudes aus der Zeit um 1300. Auf der gassenseitigen Parzellenhälfte stand spätestens seit 1372/73 ein zweites Haus. Dieses komplett aus Holz errichtete Gebäude war vom seeseitigen Haus durch einen Nord-Süd gerichteten Abwassergraben getrennt.

Das Gemäuer innerhalb des Hauses datiert  etwa 1300.

Das Gemäuer innerhalb des Hauses datiert  etwa 1300.

(Bild: armin_thuerig)

Das Alter des zur Gasse hin vorkragenden Holzhauses wurde mit Hilfe der Jahrringdatierung bestimmt: Die Hölzer wurden 1372 gefällt und – wie dies damals üblich war – «saftfrisch» verbaut. «Man kann also davon ausgehen, dass der Holzbau zwischen 1372 und 1373 realisiert wurde», so Anette JeanRichard, Leiterin der Abteilung Bauforschung und Mittelalterarchäologie. Die Erkenntnis ist ein indirekter Nachweis, dass Zug im Jahre 1371 tatsächlich von einer verheerenden Brandkatastrophe heimgesucht wurde, nach welcher die Stadt innerhalb der Ringmauer neu aufgebaut werden musste.

Ein weiteres grosses Unglück – nämlich der Seeabbruch vom 4. März 1435 mit 60 Toten und 26 versunkenen Häusern – ist am seeseitigen Hausteil der Unteraltstadt 26, abzulesen. Zumindest teilweise versank auch dieses Haus im See. Wahrscheinlich ist überdies, dass auf Grund der Katastrophe von 1435 sowohl im Bereich der heutigen Liegenschaft Unteraltstadt 26 als auch bei den angrenzenden Grundstücken eine Neuparzellierung vorgenommen wurde, heisst es in einer Mitteilung der Stadt Zug.

Münzen und Ausgleichsgewichte in den Ritzen des Zwischenbodens entdeckt

Die Nutzung der Unteraltstadt 26 als Wirtshaus «Zur Taube», zwischenzeitlich in Kombination mit einer Bäckerei, dürfte mindestens auf das 18. Jahrhundert zurückgehen. Dies legt ein weiterer interessanter Fund nahe: Als materielle Zeugen der Nutzung des Hauses als Schankstube wurden nämlich über dreissig Münzen aus dem 17. und 18. Jahrhundert gefunden, die sich in den Zwischenböden des gassenseitigen «Säli» befanden. Sie dürften der Kundschaft entglitten und in den Ritzen des Holzbodens verschwunden sein.

Auch sogenannte Münzgewichte, mit denen damals der Edelmetallgehalt eines Geldstückes ermittelt werden konnte, kamen zum Vorschein. «Die Zusammenarbeit mit dem Amt für Denkmalpflege und Archäologie war sehr gut und die Erkenntnisse der Bauforschung fliessen in die Gestaltung der neuen Räume ein» sagt Dan Semrad, geschäftsführender Partner und Inhaber des Büros CSL Partner Architekten. «Auch im geplanten Restaurant auf zwei Geschossen wird die historische Bausubstanz sichtbar sein.»

Blick auf den alten Boden.

Blick auf den alten Boden.

(Bild: zvg)

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