Zuger Geschichte als Comic

Illustrator Milan Hofstetter: gefangen im Skizzenbuch

Der Zuger Illustrator Milan Hofstetter in Zagreb anlässlich des Animationfilms «Chris the Swiss».

 

(Bild: zvg)

Zeichnen ist nicht nur seine Passion, Milan Hofstetter kann es auch ausserordentlich gut. In seiner neusten Arbeit zeigt der Zuger Illustrator zudem, dass sich Comics hervorragend zur Wissensvermittlung eignen. Ein einfaches Berufsfeld hat er sich allerdings nicht ausgewählt.

Comics, da denkt man an Superman, Spiderman oder andere Helden aus der Kindheit. Man denkt an Asterix und Obelix oder an die witzigen Abenteuer von Donald Duck und seinen Freunden aus Entenhausen. Comics können aber viel mehr als unterhalten. Sie werten trockene Zeilen auf, schmücken Texte aus, dienen als visuelles Hilfsmittel, um komplexe Sachverhalte zu veranschaulichen. Kurz: Comics illustrieren – im wahrsten Sinne des Wortes.

Genau genommen sind Illustratoren nicht mit Comiczeichnern gleichzusetzen. Viele Illustratoren beschränken sich allerdings nicht aufs Illustrieren von Texten, sondern betätigen sich auch im Bereich Comics. Der Zuger Milan Hofstetter ist einer von ihnen. Er sagt: «Es ist eine Stärke sowohl der Illustration als auch des Comics, dem Leser trockenes Wissen mit visuellem Material zugänglicher zu machen. Letztlich geht es ja darum, den Leser über das Visuelle einzufangen.»

Der Comic als Geschichtsvermittler

Bestes Beispiel dafür ist Hofstetters jüngste Arbeit. Für den Zuger City Guide hat der 36-Jährige mehrere Comic-Strips angefertigt, die sich mit dem historischen Erbe des Kantons auseinandersetzen. «Die Stadt hat mir dabei keine thematischen Vorgaben gemacht», erzählt Hofstetter. «Ich musste mir den Rahmen also selber setzen.»

Auf die Idee, einzelne Aspekte aus Zugs Geschichte etwas näher zu betrachten, sei er relativ schnell gekommen. «Ich komme aus Zug, bin in Baar aufgewachsen. Da ich nun bereits seit einigen Jahren in Luzern lebe, wollte ich einen Blick in die Vergangenheit meiner Heimat wagen.»

Ein Comic-Strip aus dem Zuger City Guide von Milan Hofstetter.

Ein Comic-Strip aus dem Zuger City Guide von Milan Hofstetter.

Notwassern auf dem Zugersee

Diese Arbeit habe ihm nicht nur grossen Spass bereitet, sondern sei auch lehrreich gewesen. «Da waren Sachen dabei, die mir so nicht bekannt waren. Von der Geschichte mit dem amerikanischen Flugzeug, das im Zweiten Weltkrieg in den Zugersee stürzte, hatte ich beispielsweise noch nie gehört.»

Sein Bild zu ebendieser Geschichte zeigt einen Fischer in seinem Boot. Die unerwartete Notwasserung des Flugzeugs auf dem Zugersee fesselt diesen derart, dass ihm glatt der Fisch aus den Händen und die Zigarette aus dem Mundwinkel gleiten. Aber das Bild beinhaltet viel mehr als das.

Zum Beispiel fungiert es als Ausgangspunkt für den weiteren Geschichtsverlauf. Hofstetter erzählt: «Die Bergung des amerikanischen Bombers übernahm ein Garagist namens Martin Schaffner. Er hat das Wrack in einer riesigen Aktion auf eigene Kosten aus dem See gefischt und neben seiner Tankstelle in Cham ausgestellt. Von da an nannten ihn die Leute nur noch den Bomber-Schaffner.»

Der Moment der Notwasserung auf dem Zugersee. Gezeichnet von Milan Hofstetter.

Der Moment der Notwasserung auf dem Zugersee. Gezeichnet von Milan Hofstetter.

«Ich wollte einfach zeichnen»

Natürlich kann man dieses Ereignis in Geschichtsbüchern nachlesen. Mit illustrativen Elementen erzähle es sich aber besser, meint der Künstler. Und man erreiche ein anderes Publikum.

Hofstetter brennt für sein Metier. Schon von Kindstagen an war für ihn klar, dass er seine Brötchen dereinst mit Zeichnungen verdienen möchte. «Gezeichnet habe ich schon immer», sagt er. «Eigentlich ist für mich gar nie etwas anderes infrage gekommen. Ich wollte einfach zeichnen.»

Seine Ausbildung genoss Hofstetter an einer privaten Gestaltungsschule in Zürich. Der bekannte Schweizer Illustrator Hannes Binder gehörte zu seinen Lehrern. «Das war eine gute Zeit», erinnert sich Hofstetter. «Trotzdem genügte mir dieser Privatschulabschluss nicht. Deshalb ging ich danach noch an die Kunsti in Luzern und absolvierte den Bachelor-Studiengang Animation. Rückblickend war das eine weise Entscheidung.»

Die Zuger Altstadt als Comic. (Bild: Milan Hofstetter)

Die Zuger Altstadt als Comic. (Bild: Milan Hofstetter)

Vom Stand- zum Bewegtbild

Entsprechend ist Hofstetter heute nicht nur als Illustrator tätig. Auch als Storyboarder und Animator hat er sich einen Namen gemacht. «Mein Tätigkeitsbereich ist sehr durchmischt. Durch das Animationsstudium konnte ich meinen Bereich enorm erweitern.»

Finanziell ist das natürlich hilfreich. Gerade in jüngster Zeit läuft es recht gut für den Zeichenkünstler. Hofstetter war an zwei Kinofilmen beteiligt: als Layout-Zeichner bei «Molly Monster» und als Storyboarder für «Chris the Swiss». Daneben immer mal wieder Auftragsarbeiten, wie jene für den Zuger City Guide. Oder aktuell für das Zuger Stadtmagazin. Ein Comic-Buch-Projekt steht in den Startlöchern.

«Wenn ich in meinem Skizzenbuch zeichne, hat das etwas Therapeutisches.»

Gerade das Storyboard, also die zeichnerische Version eines Drehbuchs, habe es ihm angetan. «Darauf möchte ich künftig vermehrt setzen», betont Hofstetter. «Ich liebe es, filmisch zu erzählen. Zeichnen und Film, für mich die beste Kombination. In diesem Bereich möchte ich Fuss fassen.»

Therapie mit Stift und Papier

Sein Skizzenbuch habe er trotz fortschreitender Digitalisierung nie zur Seite gelegt. Das analoge Zeichnen mit Stift und Papier sei Hofstetters ständiger Begleiter. «Zeichnen ist meine Passion. Davon komme ich nicht weg. Wenn ich in meinem Skizzenbuch zeichne, hat das etwas Therapeutisches.»

Das Digitale hingegen sei viel schnelllebiger. Meist handle es sich dabei um eine Arbeit auf Auftragsbasis, die möglichst rasch erledigt sein will. Der Faszination für das Zeichnen tue dies allerdings keinen Abbruch – auch wenn das Gefühl für die eigene Zeichnung auf Papier letztlich doch mit nichts zu vergleichen sei.

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