Das neue Verteilzentrum von Aldi erobert Perlen

Aldis Megabau: Ein 157’000-Quadratmeter «Bienenstock»

3 Fussballfelder gross ist auch das minimal spitz zulaufende Satteldach. Dieses erspart teure Abflusssysteme.

(Bild: slam)

100 Millionen Franken investierte Aldi Suisse in ein neues Verteilzentrum in Perlen. 140 Mitarbeiter werden seit September hier beschäftigt. Dass die täglich ausschwärmenden LKWs die ohnehin staugeplagte A4 verstopfen, davon will der Discounter nichts wissen.

180 Filialen unterhält der Detailhändler Aldi in der Schweiz. Bis ins Tessin wird neu von Perlen aus beliefert. In der Dunkelheit liefern bereits die ersten LKW-Ladungen Waren in die Geschäfte, damit diese vor 7 Uhr in den Filialen sind. Eine zusätzliche Verkehrs-Belastung für den Standort Buchrain.

Total 300 Meter misst die Lagerhalle für Trockenprodukte. 100 Meter für die Verwaltung liegen im Anschluss direkt daneben.

Total 300 Meter misst die Lagerhalle für Trockenprodukte. 100 Meter für die Verwaltung liegen im Anschluss direkt daneben.

(Bild: slam)

Im Schnitt messen die Touren zu den rund 60 von hier aus belieferten Filialen über 142 Kilometer. Im Vergleich zur alten Zentrale in Dagmarsellen sind es jetzt 50 Kilometer weniger. «Ein enormer Effizienzgewinn, was auch die Investitionen hier in Perlen rechtfertig», weiss Steven Loepfe von der Pressestelle.

Zehntausende «neue Mitarbeiter»

Nicht nur im, sondern auch vor dem Gebäude lässt man sich in punkto Nachhaltigkeit nicht lumpen. So wird vor der Haustüre bereits an einem waschechten Bienenhaus gebaut, das ab 2017 – so scherzt ein Verantwortlicher beim Herumführen – «Zehntausende Aldi-Mitarbeiter» für die Honigproduktion beschäftigen soll, auch wenn nur in kleinen Mengen. Schulklassen aus der Region, die zu Besuch kommen, könnten dann in einem Showroom dem regen Treiben der Bienen beiwohnen. Symbolisch steht das Bienenhaus neben einer altehrwürdigen Eiche (siehe Bild). Im Vordergrund stehen jedoch die bis zu 300 geplanten Mitarbeitenden.

Neben dieser Eiche wird ein Bienenhaus gebaut. Die Imker der Region freuen sich.

Neben dieser Eiche wird ein Bienenhaus gebaut. Die Imker der Region freuen sich.

(Bild: slam)

Fleissig wie Bienen sollen vielleicht schon bald fast 200 Mitarbeiter zwischen den Tausenden von Paletten und Lagerbahnen hin- und herflitzen, um die tagtäglich rund 130 LKW-Touren mit frischer Ware zu bestücken. Im Moment würde die Umstellung der Frische- und Tiefkühlprodukte organisiert, im Oktober wird es dann erst richtig losgehen, kündigt die Leitung an.

Dass Lidl an der schmalsten Stelle der Zufahrtsstrasse ausgerechnet auch eine Filiale hat, scheint die Herren von Aldi wenig zu stören. Die täglich 130-mal vorbeifahrenden LKWs dürften eher die Kunden von Lidl in Erstaunen versetzen, die noch nicht wissen, dass nebenan der Bienenstock an der «Aldi Suisse Strasse» fleissig am Rumoren ist.

Drei Fussballfelder für 100 Filialen

Es könnten noch viel mehr sein. Bis zu 100 Filialen könne man von der neuen Verteilzentrale aus beliefern, denn «wir sind auf Wachstum eingestellt», sagt Timo Schuster, Landesgeschäftsführer von Aldi Suisse. «Die Anlage ist darauf ausgerichtet, und die bestehenden Gemeindestrassen seien ebenfalls darauf ausgelegt», begegnet Loepfe der Frage, ob die zusätzliche Verkehrsbelastung, auch an der Autobahnausfahrt in Buchrain, nicht das Fass zum Überlaufen bringen könnte. Man habe bewusst auf den Standort gesetzt, weil er sich als Dreh- und Angelpunkt für Transportunternehmer und die hiesige Perlen Papier AG bewährt habe, so Robert Pontius, Geschäftsführer der Zweigniederlassung Perlen.

Schlüsselübergabe der neuen Zweigniederlassung. Albert Kompatscher vom Planungsbüro ATP, Timo Schuster und Robert Pontius von Aldi Suise

Schlüsselübergabe der neuen Zweigniederlassung. Albert Kompatscher vom Planungsbüro ATP, Timo Schuster und Robert Pontius von Aldi Suise

(Bild: slam)

Insgesamt 39 Tausend Quadratmeter misst das neue Trockenlager, so gross wie drei Fussballfelder. Auf dem Gang durch den Verwaltungstrakt alleine passieren wir schon nur 4 Küchen und ebenso viele Garderoben. Wie es der Zufall will sitzen gerade über 100 Mitarbeiter in der Vorlesung. Thema heute: «Vitaminis», die hauseigenen Kinder-Comicfiguren. An den Kassen der rund 180 Schweizer Aldi-Filialen begrüssen diese die zukünftige Kundschaft. Nachhaltigkeit ist auch beim Marketing ein beliebtes Thema.

Im Hintergrund: die ehemalige Eigentümerin, die Perlen Papier AG

Im Hintergrund: die ehemalige Eigentümerin, die Perlen Papier AG

(Bild: slam)

Zurück in der Matrix

In Sachen Raumdimensionen will man es den Grössten gleichtun. Der Kühlraum allein, der auf –25 Grad gekühlt wird und die Schnauzhaare der Journalisten beim blossen Betreten spürbar erfrieren lässt, misst 7600 Quadratmeter. Hier dürfen Mitarbeiter höchstens dreimal täglich 90 Minuten ausharren mit anschliessender Aufwärmpause von 30 Minuten. Bezahlte Pausen.

Trotz Nachhaltigkeit und Investition in moderne Standards, wie die flächendeckende LED-Beleuchtung, die die drei Fussballfelder täglich mit Licht flutet, sind die Aschenbecher im neuen Raucher-Séparé gut gefüllt von den rund 100 jetzt schon beschäftigten Logistikmitarbeitern. Diese liefern zur Steigerung der Effizienz direkt von den Wareneingangsrampen zum Warenausgang. Dort warten bereits die LKWs, um die einzelnen Filialen zu beliefern. Dies geschieht hier täglich.

Trotz zeitversetzten Lieferungen; sollte die «Mall of Switzerland» auf der Verkehrsachse Luzern-Ebikon ihre Tore öffnen, wird die Autobahnausfahrt im angrenzenden Gebiet von Buchrain wohl in Zukunft noch arger in Bedrängnis geraten mit ihren hier eher «ländlichen» Anbindungen. Man sei mit den Gemeinden Roth und Perlen in Kontakt, so die Leitung. Die zahllosen Autofahrer, die hier auf der A4 täglich im Stau stehen, werden den Discounter beim Wort nehmen.

 

So sah es vor 18 Monaten vor Ort aus. Rechtzeitig geht der Neubau im Oktober in Vollbetrieb über.

(Bild: Google Maps)

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