So will Zug den Wegzug grosser Firmen verhindern

Unternehmenssteuerreform III: «Da blickt kaum einer durch»

Heinz Tännler hat keine Angst vor der Unternehmenssteuerreform III. Er ist überzeugt, dass Zug das schon hinkriegen wird. (Bild: zentralplus /fam)

Mit der Einführung der Unternehmenssteuerreform III passt die Schweiz ihr Steuersystem an. Interessiert Sie nicht? Sollte Sie aber. Denn die Reform kommt bald vors Stimmvolk. Obwohl die Konsequenzen für Zug alles andere als klar sind, ist Heinz Tännler guten Mutes.

Schwere Kost am Montagmorgen: Die Zuger Kantonsregierung lädt zur Medieninformation zur Unternehmenssteuerreform III (USR III), welche die Schweiz seit einigen Jahren und für viele weitere beschäftigt. Die Regierung erarbeitet derzeit Eckwerte, mit denen die USR III möglichst schmerzlos in die Zuger Wirtschaft integriert werden kann (zentralplus berichtete).

Zug zittert um seine Firmen

Der Kanton Zug, Wirtschaftskanton per Exellence, muss sich also etwas ausdenken. Die Grundangst? Hebt er seine Gewinnsteuern stark an, steigt gemäss wirtschaftsfreundlicher Kreise auch die Gefahr, dass sich heute stark begünstigte Unternehmen – sogenannte Statusgesellschaften – vom Acker machen und sich einen anderen Standort suchen.

Darüber ist sich die Zuger Regierung natürlich im Klaren. Sie will nicht, dass grosse Firmen – und mit ihnen Arbeitskräfte – wegziehen und hat deshalb präventiv Pläne geschmiedet. Zwar sollen mit einer Steuerreform künftig gemischte Gesellschaften, die heute bloss acht bis elf Prozent Gewinnsteuern zahlen, mit etwa zwölf Prozent besteuert werden. Was im internationalen Vergleich noch immer sehr wenig ist. Um die hiesigen Firmen bei Laune zu halten, sollen zusätzliche Mittel eingesetzt werden.

Hübsche Anreize gegen höhere Steuern

So sollen die Bereiche Forschung und Entwicklung künftig speziell gefördert werden. In Zug will man dazu etwa eine Patentbox mit einer kantonalen steuerlichen Entlastung von 90 Prozent ins Leben rufen (der Kanton Nidwalden verfügt bereits über eine solche), zudem sollen Forschung und Entwicklung mit einem 150-prozentigen kantonalen Abzug gefördert werden. Das klingt wahrlich etwas unfassbar.

«Welche Bereiche genau profitieren, ist noch nicht definiert», erklärt denn auch Tännler. Der Bundesrat sei noch dabei, konkrete Richtlinien zu schaffen. «Es ist jedoch klar, dass eine solche Patentbox für den Kanton Basel-Stadt mit seinen Pharmariesen besonderes Gewicht hat. Für Zug zwar weniger, doch haben auch wir einige Firmen, die davon profitieren würden», so der Finanzdirektor.

KMU profitieren von tieferen Gewinnsteuern

Eine Erhöhung der Gewinnsteuern von acht bis auf etwa zwölf Prozent, das klingt nach viel. Ist es aber nicht in jedem Fall. Im Gegenteil. Ordentlich besteuerte Firmen wie KMU zahlen heute 14,6 Prozent Gewinnsteuern. Ihre Steuern werden also künftig tiefer ausfallen.

Was die Umsetzung der USR III, die ab 2019 in Kraft treten soll, für Zugs Finanzen konkret bedeutet, ist noch ziemlich unklar. Denn Zug ist nicht nur diesbezüglich im Umbruch. Das Zuger Volk stimmt demnächst über das zweite Sparpaket ab. Wird dieses abgelehnt, so drohte Heinz Tännler letzthin, sei eine Steuererhöhung wahrscheinlich (zentralplus berichtete). Auch ist noch nicht absehbar, wie sich der Anteil Zugs im nationalen Finanzausgleich entwickeln wird, insbesondere weil dessen Effekte teilweise stark verzögert auftreten. Die Regierung rechnet jedoch damit, dass ein höherer Kantonsanteil an der direkten Bundessteuer den steuerlichen Umbau abfedern solle.

«Das ist das Resultat von intelligenter Politik.»

Heinz Tännler, Zuger Finanzdirektor

Trotz aller Unsicherheiten ist der Finanzdirektor überzeugt, dass die Reform keine massiven Löcher in die Finanzen des Kantons graben wird. Warum er sich so sicher ist? «Das ist das Resultat von intelligenter Politik.» So habe der Kanton Zug in den letzten zehn Jahren mehrmals seine Unternehmenssteuern angepasst. Damit würde laut Tännler die Veränderung für Firmen nicht allzu gross.

Heute rechne man damit, dass die USR III in den Gemeinden Zug und Baar eher höhere Steuererträge generieren wird, die übrigen Gemeinden jedoch kaum betroffen seien oder moderat tiefere Erträge generieren würden.

«Zwei Punkte sind uns sehr wichtig. Einerseits wollen wir in Zug auch künftig attraktive steuerliche Rahmenbedingungen haben, anderseits soll die Steuerlast nicht von den Unternehmen auf Private umgelagert werden», betont Tännler.

Wenn nur einer nachkäme …

Als ein Journalist die Frage stellt, ob denn das Bundesparlament über jede Änderung abgestimmt habe, welche die USR III mit sich bringe, antwortet der an der Medienkonferenz anwesende Leiter der Steuerverwaltung, Guido Jud: «Die USR ist im Parlament durchgekommen. Sie wurde aber sicher nicht bis ins kleinste Detail mit den Räten besprochen. Es gibt wohl in der Schweiz keine drei Leute, die all diese Hintergründe im Detail verstehen.» Und Heinz Tännler ergänzt schmunzelnd: «Wenn überhaupt einer.»

Das ist etwas beunruhigend. Nicht bloss für die Medienschaffenden, die versuchen, kompetente Berichterstattung zu machen. Sondern auch für das Schweizer Stimmvolk. Gegen die Unternehmenssteuerreform III wurde das Referendum ergriffen. Somit entscheidet also das Schweizer Stimmvolk vermutlich kommenden Februar darüber, ob die vom Bund während Jahren ausgearbeitete, äusserst komplexe Unternehmenssteuerreform umgesetzt wird oder nicht.

 

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