Das Neubad lädt zum Blind Date

Sitzen zwei Musiker im Pool und niemand weiss, wie’s weitergeht

Gesichter kann man leider noch keine zeigen: Wer trifft sich zum Musiker-Blind-Date im Neubad?  (Bild: zvg)

Was auf der Bühne passiert: völlig offen. Wer auftritt: noch geheim. Die Vorbereitung: ziemlich kompliziert. Marco Sieber bringt mit «Tête-à-tête» ein neues Format ins Neubad. Das Risiko, das er mit diesem Blind Date eingeht, amüsiert ihn.

Ob das wirklich klug ist? Ein Anlass, für den man keine Werbung machen kann. Ein Anlass, an dem bekannte Namen auftreten, die man aber nicht bekanntgeben kann. Ein Anlass, den man nicht bebildern kann – auf Facebook, auf Plakaten, ja in den Medien.

Marco Sieber amüsiert sich ob solchen Fragen. Das ist ihm, dem langjährigen Kulturschaffenden, Veranstalter und Fotografen, natürlich alles bewusst.

Mit «Tête-à-tête» bringt er eine neue Reihe in den Neubad-Pool: Zwei Musiker treffen bei diesem Blind Date aufeinander. Erst in dem Augenblick, als die beiden die Bühne betreten, erfahren sie, wer ihnen gegenübersitzt. Und erst dann erfährt auch das Publikum, wem sie fortan 50 Minuten zuhören werden. So viel kann man verraten: Es treten jeweils zwei Schweizer Singer/Songwriter an.

Ein prominentes Vorbild

Marco Sieber: «Hatte die Idee schon lange im Kopf».  (Bild: zvg)

Marco Sieber: «Hatte die Idee schon lange im Kopf».  (Bild: zvg)

Was dann auf der Bühne geschieht, ist völlig offen. Im schlimmsten Fall werden es die quälendsten 50 Minuten im Leben von Marco Sieber. Im besten Fall gibt’s spontan einen gemeinsamen Song. Aber ziemlich sicher entsteht ein Gespräch, von dem man noch nicht weiss, wie unterhaltsam und gehaltvoll es werden wird.

«Es ist ein Riesenrisiko. Wenn die erste Ausgabe misslingt, wird es schwierig», sagt er. «Ich glaube an die Idee, aber ich habe sie schon so lange im Kopf, dass ich inzwischen schon wieder etwas unsicher bin», sagt er.

Wer jetzt an die SRF-Serie «Focus Blind Date» denkt, die im Sommer zum vierten Mal ausgestrahlt wurde, liegt nicht falsch: Marco Sieber streitet gar nicht ab, dass ihm die Idee bei der Sendung kam. Auch dort treffen zwei Promis (darunter auch, aber nicht nur Musiker) aufeinander, die vorher nicht wissen, wer ihnen gegenübersitzt. Aber es bleibt beim Smalltalk an einem Tisch – Siebers Bühnen-Form ist offener, die Beteiligten können tun und lassen, was ihnen beliebt.

Tête-à-tête soll zum Label werden

Die Idee, dass man dieses Blind Date mit Musikern organisieren könnte, trägt er schon seit einem Jahr im Kopf rum – nun ist es so weit: Am 8. September ist Premiere, danach gibt’s zwei weitere Ausgaben. Aber Marco Sieber denkt schon weiter: «Ich hoffe natürlich, dass sich das Format etabliert und Tête-à-tête zu einem Label entwickelt, das wäre mein Traum», sagt er.

Vorbereiten könnten sich die Musiker zwar nicht auf den Abend, aber so ganz dem Zufall überlässt Marco Sieber das Aufeinandertreffen natürlich nicht. Durch die vielen Konzerte, die Marco Sieber seit Jahren im Schtei in Sempach organisiert, kennt er zahlreiche Sängerinnen und Sänger persönlich. Es kostete ihn einiges an Zeit und Kreativität zu überlegen, welche fruchtbaren Paarungen sich eignen könnten. «Combos, die sich beissen», sagt Sieber. Mit Reibungsflächen, damit die Musiker ihre Themen selber finden und er sich als Moderator im besten Falle im Hintergrund halten kann: «Meine Vorstellung ist, dass es mich an dem Abend gar nicht braucht», sagt er.

Aber weil er darauf nicht setzen kann, hat er sich ein paar provokative Fragen überlegt, die er stellen könnte. Und er hat jeden Musiker beauftragt, einen Coversong mitzunehmen. «Entweder einen Song, der ihnen gefällt, oder einen, den sie scheisse finden», sagt Sieber.

Wie kann man verhindern, dass sich die Musiker treffen?

Das Blind Date im Neubad

Die erste Ausgabe  von «Tête-à-tête», dem Musiker-Blind-Date: Donnerstag, 8. September, 20.30 Uhr, Neubad Luzern. Die nächsten Ausgaben finden am 6. Oktober und 1. Dezember statt. Eintritt: 15 Franken

Für den Anlass braucht es natürlich Musiker, die «schnorren» können, die Gefallen an der Idee finden und am fraglichen Abend verfügbar sind. Alles nicht ganz einfach, zumal der Auftritt aus genannten Gründen auch kein Werbeeffekt für die Musiker ist – ihr Name steht auf keinem Flyer und in keinem Veranstaltungshinweis. «Ich kann nur auf ihre Lust an der Sache setzen, nicht auf den Promoeffekt», sagt Sieber.

Und dann gibt es noch ein paar ganz banale, aber nicht unwichtige organisatorische Kniffs: Wie kann man verhindern, dass sich die Musiker vor dem «Auftritt» im Neubad begegnen? Müssen sie getrennte Eingänge und Backstageräume benutzen? Darauf wird Marco Sieber noch eine Antwort finden müssen.

Das Neubad sei jedenfalls ein guter Ort zum Starten und das Ganze einfach mal auszuprobieren, weil es eher ein neugieriges Publikum anziehe, das offen für Neues sei. Und wenn die Idee funktioniert, kann sich Marco Sieber durchaus vorstellen, damit in anderen Lokalen zu gastieren.

Abruptes Ende

Wenn man bis zur ersten Ausgabe anfängt zu spekulieren, wer dabei sein könnte, wenn Gerüchte kursieren, würde ihn das freuen. Aber selber befeuern – etwa mit Hinweisen – will er das nicht. «Es ist nur spannend, wenn es glaubwürdig ist, darum möchte ich das Geheimnis aufrechterhalten», sagt er. Nur eine Handvoll Leute weiss, wer auftreten wird.

Nach exakt 50 Minuten ist das Blind Date vorbei. Ebenso wie beim Vorbild von SRF3 beendet ein Signal das Gespräch abrupt. Keine Schlussfrage, kein letztes Statement, keine Zugabe. Selbst wenn man dann mitten in einem Satz – oder noch besser: Song – steckt.

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