Luzern: Projekt für visionäres Theater vor dem Aus

Das Ende naht: Kommission lehnt Kredit für Salle Modulable ab!

Die Salle Modulable bei Nacht auf dem Inseli.

(Bild: Visualisierung PD)

Was für ein Paukenschlag: Als erste politische Instanz nimmt die EBKK-Kommission des Kantonsrats Stellung zur Salle Modulable. Und sagt prompt Nein zum zwingend benötigten 7-Millionen-Franken-Projektierungskredit. Damit scheint der umstrittene Theaterneubau gestorben. Der Frust beim Stiftungspräsidenten ist gross. Er hofft aber weiter.

Dieser Entscheid hat eine enorme Sprengkraft. Die kantonsrätliche Kommission Erziehung, Bildung und Kultur (EBKK) lehnt den 7-Millionen-Franken-Projektierungskredit für die Salle Modulable ab. Das sagt auf Anfrage von zentralplus Helene Meyer-Jenni (SP), Präsidentin der EBKK. Die Kommission hat den Entscheid diesen Montagmorgen gefällt. Meyer-Jenni sagt: «Eine klare Mehrheit kam zum Schluss, dass das Projekt mit dieser Grösse und Konzeption für den Kanton nicht vertretbar ist. Speziell auch aus finanzieller Sicht.»

SP-Kantonsrätin Helene Meyer-Jenni.

SP-Kantonsrätin Helene Meyer-Jenni.

(Bild: Mantovani Franco)

Sistierung wurde nur knapp abgelehnt

Vor dem Njet zum Projektierungskredit haben die 13 Kommissionsmitglieder auch einen Antrag zur Sistierung des Geschäfts debattiert. Die Idee dahinter war, dass der Kantonsrat so zuerst auf den Entscheid der Stadt warten kann und er erst danach entscheidet. «Doch dieser Antrag wurde knapp abgelehnt», sagt Meyer-Jenni.

Über die Salle Modulable wird zwar seit Jahren debattiert. Der Entscheid der EBKK ist jedoch von gewaltiger Bedeutung, weil diesen Herbst von Stadt und Kanton erste wegweisende, politische Weichenstellungen vorgenommen werden sollten. Die EBKK hat den Auftakt gemacht – einen denkbar schlechten für die Projektverantwortlichen.

Was geschieht, wenn auch der Kantonsrat Nein sagt?

Die weiteren Termine: Der Kantonsrat wird am 19. September über den Kredit debattieren. Dann soll am 29. September das Stadtparlament über seinen Anteil an die Projektierungskosten, 3 Millionen Franken, sowie den Baurechtsvertrag für das Inseli-Areal entscheiden. Am 27. November schliesslich war geplant, diese beiden Vorlagen dem Stadtluzerner Stimmvolk vorzulegen.

Doch ob das Stadtparlament am 29. September überhaupt noch über den Kredit und den Vertrag abstimmen muss – sollte der Kantonsrat zehn Tage zuvor das Projekt beerdigen –, ist unklar. Unklar ist auch, was dann mit der Volksabstimmung geschehen würde.

«Bin zutiefst enttäuscht»

Hubert Achermann sagt als Präsident der Stiftung Salle Modulable: «Ich bin zutiefst enttäuscht vom Entscheid der Kommission und hoffe, dass das Parlament zu einem anderen Schluss kommt. Es kann doch nicht sein, dass der Kanton Luzern diese einmalige Chance für Luzern und die Kultur zunichte macht, bevor die Planung detailliert durchgeführt wird und die Bevölkerung zum Projekt Stellung nehmen kann.» Achermann gibt sich kämpferisch: «Es gibt sehr viele gute Gründe, die für das Projekt sprechen, und ich hoffe, dass das Parlament diese berücksichtigen wird.»

Wyss will weiter kämpfen

Seitens der Stadt will man den Entscheid der EBKK derzeit nicht kommentieren, heisst es auf Anfrage. Man plane vorerst weiter wie gehabt.

Regierungsrat Reto Wyss gibt sich etwas gesprächiger: «Es war zu erwarten, dass die Botschaft angesichts der aktuellen Finanzlage einen schwierigen Stand in der Kommission hat. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass das Projekt NTL/Salle Modulable für Kanton und Stadt Luzern eine grosse Chance darstellt und wir damit für die künftige Luzerner Kultur wichtige Weichen stellen könnten.» Diese Möglichkeit mit der Donation für das neue Kulturgebäude biete sich nicht so schnell wieder.

«Alle waren in riesen Dilemma»

Laut Helene Meyer-Jenni haben die Fraktionen innerhalb der EBKK (CVP 4 Sitze, SVP 3, FDP und SP je 2, GLP und Grüne je 1) hart mit dem Entscheid gerungen. «Alle waren in einem riesen Dilemma und zwischen kultur- und finanzpolitischen Überlegungen hin und her gerissen.»

«Eine Mehrheit der Kommission war der Meinung, dass das Projekt aufgrund der Dimensionen zu viele Risiken und offene Fragen birgt.»

Helene Meyer-Jenni, Präsidentin EBKK

Doch bei aller Wertschätzung den Projektverantwortlichen gegenüber überwogen am Schluss die Bedenken: «Eine Mehrheit war der Meinung, dass das Projekt aufgrund der Dimensionen zu viele Risiken und offene Fragen birgt. Denn schlussendlich stehen ja dann Stadt und Kanton finanziell in der Verantwortung.» Der umstrittene Standort Inseli übrigens war laut Meyer-Jenni für das klare Nein der Kommission kein wesentlicher Punkt.

Zur Erinnerung: Das Gesamtprojekt kostet rund 208 Millionen. 80 Millionen würden die Schenkung des verstorbenen Mäzens Christof Engelhorn ausmachen, 93 Millionen sollen von Stadt und Kanton kommen plus 35 Millionen von Partnern und Stiftungen.

Visualisierung der Salle Modulable auf dem Inseli.

Visualisierung der Salle Modulable auf dem Inseli.

Billiger? Geht nicht

Nun wurde in den letzten Wochen von der Regierung gefordert, dass das Projekt etwas redimensioniert und die Betriebskosten von geschätzten 31 Millionen Franken gesenkt werden könnten – aktuell betragen sie beim Luzerner Theater 24 Millionen. Doch das konnte die EBKK offenbar nicht milde stimmen. «Das Raumkonzept ist ja vom Trust, der die Schenkung über 80 Millionen verwaltet, vorgegeben», sagt die Krienser SP-Kantonsrätin. An der Grösse des Projekts seien Anpassungen deshalb kaum mehr möglich. Solche wären zwar im Inneren des Gebäudes denkbar. «Jedoch würde dies nicht dazu führen, dass die Betriebskosten wesentlich unter 31 Millionen Franken gesenkt werden könnten», gibt Meyer-Jenni die Haltung der EBKK wieder.

«Das Produkt aus der Schenkung stimmt nicht mit dem überein, was wir wollen, brauchen und uns leisten können.»

Helene Meyer-Jenni, Präsidentin EBKK

Auch dass sich das Luzerner Theater, das eh saniert werden müsste, nun hinter das Projekt Salle Modulable gestellt hat, hat laut Meyer-Jenni innerhalb der EBKK zu reden gegeben. Doch für einen Umschwung hat dieser wichtige Aspekt offensichtlich auch nicht mehr genügt.

Meyer-Jenni fasst es zusammen: «Wir würden zwar durch die Schenkung viel Geld bekommen. Aber das Produkt, das daraus entstehen soll, stimmt nicht mit dem überein, was wir wollen, brauchen und uns leisten können.»

Der Freiraum auf dem Inseli wird von der Öffentlichkeit genutzt – soll dies eingeengt werden?

Der Freiraum auf dem Inseli wird von der Öffentlichkeit genutzt – soll dies eingeengt werden?

(Bild: Christine Weber)

«Gewagte Aussage»

Ist das ambitionierte Jahrhundertprojekt eines multifunktionalen Theater- und Musikgebäudes auf dem Inseli nun bereits gestorben? Ein Nein des Kantonsrates am 19. September ist doch nun nur noch Formsache? «Diese Aussage wäre mir zu gewagt», hält sich Meyer-Jenni zurück. «Aber der Entscheid der EBKK ist sicher ein klarer Fingerzeig, dass die Skepsis innerhalb des Kantonsrates sehr gross ist.»

Hinweis: Sie interessieren sich für die Salle Modulable? Hier finden Sie unser umfassendes Archiv mit allen bisherigen Artikeln zu diesem spannenden Riesenprojekt.

Hier finden Sie noch mehr Bilder und Visualisierungen des Projekts:

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1 Kommentar
  • Profilfoto von BeatStocker
    BeatStocker, 30.08.2016, 13:15 Uhr

    Zitat Thomas Held (z+ vom 28.8.2016):
    «Falls der Trust nicht auf das PPP-Modell einsteigen will, muss man sich fragen, ob man das Geschenk noch will. Das Projekt auf dem Inseli kann noch verkleinert werden.»

    Wenn die SM auf dem Inseli gebaut werden soll, dann müssen Trust und Stiftung ihre bisher maximale Interpretation von Herrn Egelhorns Willen aufgeben und diesen minimal interpretieren, so dass sie diesem noch entspricht. Herr Engelhorn war sogar mit dem Standort Lido einverstanden. Wo liegt also das Problem? In den erpresserischen, geheimen Konditionen des Trusts. Es scheint, dass dieser gar nicht zahlen will, auch wenn er in der Stiftung SM vertreten ist. Schönes Geschenk…

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