Kompromisse stellen Luzerner Theater zufrieden

Salle Modulable: Nach der Kritik nun die Versöhnung

Birgit Aufterbeck hat als Stiftungsratspräsidentin des Luzerner Theaters den Auftrag, kritisch auf die Pläne zu schauen (Visualisierung im Hintergrund).

(Bild: zVg)

Das Luzerner Theater zeigte sich diesen Sommer kritisch gegenüber den Plänen zur Salle Modulable. Nach intensiven Diskussionen wurden nun jedoch mit allen Partnern Lösungen für die zentralen Kritikpunkte gefunden.

Im Juli wurde der Boden richtig heiss für das Projekt Salle Modulable. Von Seiten der Hauptnutzerin, des Luzerner Theaters, hiess es nämlich: «Stand heute würden wir das Projekt Salle Modulable nicht akzeptieren.»

Stiftungsratspräsidentin Birgit Aufterbeck äusserte sich öffentlich kritisch gegenüber den Plänen einer Salle Modulable und brachte mehrere Punkte an, welche erfüllt werden müssten, damit das Luzerner Theater als Nutzerin in ein neues Musik- und Theatergebäude einziehen würde (zentralplus berichtete).

Die Rahmenbedingungen seien nicht gegeben, so Aufterbeck im Juli. «Unter anderem fehlen im aktuellen Projekt der Salle Modulable für unser Theater wesentliche Quadratmeter an Nutzfläche, die wir permanent brauchen.» Das Luzerner Theater hatte in seiner öffentlichen Stellungnahme am 4. Juli 2016 dafür plädiert, das neue Theaterhaus neben Gastspielen auch auf die Bedürfnisse eines produzierenden Theaters auszurichten.

Kompromiss für alle

Seither haben die Kulturpartner Stiftung Luzerner Theater, Stiftung Lucerne Festival, Trägerverein Luzerner Sinfonieorchester, Verein Südpol und die Freie Theater- und Tanzszene (vertreten durch Act) in «intensiven Workshops» überzeugende räumlich-technische Lösungen für ein produzierendes Theater gefunden.

«Diese ermöglichen nun Produktionen in verschiedenen Grössen, entsprechen den Vorgaben des Butterfield Trust und können innerhalb des bestehenden Investitionsrahmens realisiert werden», teilt das Luzerner Theater mit.

Entscheidende Verbesserung und grosse Chance

Das Projekt «Neues Theater Luzern» habe mit diesen Ergebnissen aus Sicht des Stiftungsrats Luzerner Theater eine entscheidende Verbesserung erlebt, die allen Partnern eine nachhaltige Weiterentwicklung mit eigener Identität ermöglichen würde. Auf dieser Basis sieht der Stiftungsrat den Theaterneubau auf dem Inseli als «grosse Chance, um dem Luzerner Theater eine neue Heimat zu bieten».

Hubert Achermann, Präsident der Stiftung Salle Modulable ist erleichtert: «Es ist ein absolut entscheidender Durchbruch, dass das Theater hinter dem Projekt steht. Ich freue mich sehr darüber. Wir haben gemeinsam Lösungen für alle Anliegen gefunden, welche nicht zu höheren Investitionskosten führen. Sie sind mit der Umsetzung der Vision der Salle Modulable und den Bedürfnissen der anderen Nutzer vereinbar.»

Die wichtigsten Eckpunkte in der neuen Konsenslösung formuliert das Luzerner Theater folgendermassen:

  • Neue, auch kleinere Saalkonfigurationen ermöglichen sowohl innovative also auch traditionelle Produktionen unter ganzjährig realistischen Rahmenbedingungen. Bühnengrösse, Orchestergraben und Platzangebot können optimiert werden für kleine und grosse Produktionen von Barock über romantische Oper bis hin zu zeitgenössischen Werken. Dies macht die Nutzung des grossen Saals nun auch für die Freie Szene interessant.
  • Für die bislang fehlenden Nutzflächen wurden direkte Lösungen gefunden. «Für 200 Quadratmeter haben wir eine einfache Lösung gefunden, 300 weitere Quadratmeter sind ins Raumprogramm für den Architekturwettbewerb aufgenommen. Wir und unsere Partner werden also genügend Platz haben für zum Beispiel die Ateliers, Stimmzimmer und Tagesfundus», so Aufterbeck.
  • Das erarbeitete Betriebsmodell ist für die Abläufe eines produzierenden Theaterbetriebs geeignet und berücksichtigt zudem die Abstimmungen unter den künftigen Nutzern. Das Haus wird künstlerisch massgeblich von einem Intendanten geprägt, der nicht über den Intendanten der anderen Nutzerorganisationen steht, sondern der Vision Theater Werk Luzern TWL verpflichtet ist. Die Intendanten arbeiten partnerschaftlich zusammen. Eine dritte Managementebene wird nicht mehr favorisiert.

Birgit Aufterbeck führt aus: «Das heisst konkret, dass das Haus künstlerisch geführt werden würde. Also kein übergeordnetes Saal-Management. Die künstlerischen Leiter bleiben eigenverantwortlich und finden sich in Koproduktionen. Und sie sind mit ihren jeweiligen Leistungsvereinbarungen dem Zweckverband verpflichtet.»

Doch wird es überhaupt möglich sein, dass eine Produktion der freien Szene – wo die Mittel oft knapp sind – im grossen Saal produziert werden könnte? Ein Punkt, der vielen Kulturschaffenden unter den Nägeln brennt, denn auch beim KKL hiess es zu Beginn, alle sollen darin veranstalten können.

«Es muss möglich sein. Das ist eine weitere Nuss, die wir – Kulturpartner und Politik – jetzt knacken müssen», betont Aufterbeck. Einige Baustellen also, welche noch bewältigt werden müssen, doch die Präsidentin des Stiftungsrats ist sehr viel zuversichtlicher als noch im Juli. «Ich habe damals gedacht, bei diesen Punkten finden wir uns unmöglich. Nun, wo wir dort Lösungen gefunden haben, bin ich mir sicher: Wir werden auch für die weiteren welche finden.»

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2 Kommentare
  • Profilfoto von hansueli w. moser ehinger
    hansueli w. moser ehinger, 26.08.2016, 15:14 Uhr

    «Das Haus wird künstlerisch massgeblich von einem Intendanten geprägt, der nicht über den Intendanten der anderen Nutzerorganisationen steht, sondern der Vision Theater Werk Luzern TWL verpflichtet ist. Die Intendanten arbeiten partnerschaftlich zusammen. Eine dritte Managementebene wird nicht mehr favorisiert.»:
    Nach über 50 Jahren intensiver Auseinandersetzung mit dem Phänomen «Theater in der Schweiz» : selten so gelacht!
    hansueli w. moser-ehinger , Basel (Jahrgang 1933)

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  • Profilfoto von MikoGee
    MikoGee, 26.08.2016, 13:26 Uhr

    Das Inseli ist als frei zugänglicher und unverbindlicher alternativer Treffpunkt unter freiem Himmel einmalig in Luzern und soll nun mit einem Bau kommerzialisiert werden, von dessen zukünftigem Aussehen wir eigentlich gar nichts wissen? Wo wir doch noch un- oder zumindest nicht voll genutzte Möglichkeiten zur Auslebung der Kulturszene haben!? Wir können uns ja auch gleich ins eigene Knie schiessen, ich hoffe das Luzerner Volk bleib seinem Inseli treu.

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