Der Zuger «Operettensommer» kündigt sich an

Hier werden Operetten im Affenzahn gespielt

Die Sopranistin Stefanie Gygax klagt dem Publikum ihr Leid. (Bild: wia)

 

In Zug werden bald wieder Schrumpf-Operetten gezeigt. Die Quickchange-Company bearbeitet Operetten so, dass sie in rund einer Stunde durchgespielt werden können. Der sogenannte «Operettensommer» geht am Samstag in die fünfte Runde. Und ist dafür mit einem neuen Stück am Start.

Da meint man, der Sommer sei schon fast vorbei, und dabei beginnt er erst. Jedenfalls der Zuger Operettensommer. Zum fünften Mal in Folge führt die Quickchange-Company Freiluft-Operetten in Zug auf. Das Besondere dabei: Die Stücke werden derart geschrumpft, dass von teilweise dreistündigen Operetten nur noch jeweils eine gute Stunde übrig bleibt.

Aufgeführt wird dieses Jahr neben vier bereits gespielten Stücken neu auch eine komprimierte Version der Strauss-Operette «Wiener Blut». Kitschig? Ja. Aber auch sehr lustig. Insbesondere durch die Verknappung erhalten die Stücke so viel Drive, dass selbst der grösste Operettenbanause keine Zeit hat, sich zu langweilen.

«Ein richtiges Herzprojekt»

Auch nach fünf Jahren scheint die Lust  an der Freiluftoperette noch ungebrochen zu sein. Björn Bugiel, der sowohl Regie führt als auch selber auf der Bühne steht, sagt: «Wir schreiben zwar noch keine schwarzen Zahlen, doch konnten wir in den letzten Jahren einen ziemlichen Publikumszuwachs generieren, was uns sehr positiv stimmt. Denn wie jedes Jahr ist der Operettensommer ein richtiges Herzprojekt.»

Am Samstag beginnt mit der «Fledermaus» der Operettensommer. Am 26. August findet die erste Aufführung von «Wiener Blut» statt. Um das Stück zu proben, bleibt also noch eine gute Woche. Das scheint allen Beteiligten zu genügen, bei der drittletzten Probe sind jedenfalls alle sichtlich entspannt. Es wird gelacht und gewitzelt, die Sänger sind bester Laune. «Du siehst ein bisschen wie ein Gigolo aus», sagt eine Darstellerin – völlig zu Recht – zum «Grafen», der im weissen Anzug, mit goldenem Hemd und ziemlich viel Bling-Schmuck auf der Bühne steht.

Kein Gigolo, sondern vielmehr ein Graf wird hier von Gregor Altenburger verkörpert. (Bild: wia)

Kein Gigolo, sondern vielmehr ein Graf wird hier von Gregor Altenburger verkörpert. (Bild: wia)

Eine Minute vor Probenbeginn kommt die letzte Protagonistin in den Raum geeilt, man umarmt sich, sie zieht sich um. Los geht’s. Und alle Zuschauer, die das Gefühl haben, «Wiener Blut», nein, kenn’ ich nicht, werden nach den ersten Takten der Ouvertüre eines Besseren belehrt. Denn tatsächlich, wer je einmal auf einem Tortenschiff gesessen oder in einem Wiener Kaffee am Einspänner genippt hat, kennt die eingängige Anfangsmusik. Einzig, dass man hier statt eines ganzen Orchesters einzig ein Klavier, eine Geige und ein Cello einsetzt. Und Gesang, versteht sich.

Da Bühnenbild ist Beigemüse

Bereits in den ersten Minuten tauchen die ersten Komplikationen in der Handlung auf – das müssen sie ja auch. Denn wie will man sonst die ganze Geschichte in einer guten Stunde durchbrettern? Schnelle Dialoge folgen auf Duette, auf Arien, auf Monologe. Das Bühnenbild ist Beigemüse. Hier geht es ganz offensichtlich um die Macher.

«Diese Leute sind nicht nur lässig, die sind auch gut.»

Der Regisseur Björn Bugiel

Und mit denen ist Björn Bugiel sehr zufrieden. «Diese Leute sind nicht nur lässig, die sind auch gut», stellt er fest. Man glaubt′s ihm. Er scheint die Proben sichtlich zu geniessen, muss oft lauthals lachen.

Björn Bugiel, dem Regisseur des Operettensommers, gefällt, was er sieht. (Bild: wia)

Björn Bugiel, dem Regisseur des Operettensommers, gefällt, was er sieht. (Bild: wia)

Warum hat man eigentlich als achte Produktion ausgerechnet «Wiener Blut» ausgewählt? «Das Stück ist echt lustig, das glaubt man gar nicht», so Bugiel. «Die Musik kennt jeder, es ist spritzig, ausserdem brauchen wir dafür nur eine kleine Besetzung.»

«Es ist nicht lustig, ein Werk zu sehen, dessen Handlung keinen Sinn ergibt.»

Der Regisseur Björn Bugiel

Ein geeignetes Stück zu finden, sei nämlich gar nicht so einfach, erklärt er. Und doppelt nach: «Es gibt viele langweilige Operetten.» Seine Offenheit scheint ihn selber zu überraschen. Sagt dann aber: «Doch, das kann man schon so schreiben.» Weshalb sind denn andere Stücke ungeeignet? Die Handlung sei beim Schreiben von Operetten oft nebensächlich gewesen, so der Regisseur. Viel eher sei es den Komponisten um schöne Lieder und Melodien gegangen. «Und es ist nicht lustig, ein Werk zu sehen, dessen Handlung keinen Sinn ergibt oder mit dem man sich überhaupt nicht identifizieren kann», sagt Bugiel.

Der Operettensommer beginnt am Samstag, 20. August, bei der Gewürzmühle in Zug. Gespielt wird bei gutem Wetter draussen im Hof, bei schlechtem im Saal drinnen.

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