Der Kreuzstutz in Luzern hat wieder mehr Charme

Am «Teufelskreisel» tut sich was

Wird frisch in Szene gesetzt: das ehemalige Bushäuschen an der Baselstrasse 84 in Luzern.

(Bild: Christine Weber)

Das lärmgeplagte Gebiet rund um den Kreuzstutz wird derzeit optisch aufgewertet. Das verdankt der Verkehrsknotenpunkt dem renovierten Eckhaus und einem aufgefrischten ehemaligen Bushäuschen. Demnächst kommt auch noch Heinz! Und der platziert sich frisch und frech mitten im Kreisel.

Das zweigeschossige Häuschen steht direkt am Kreisel Kreuzstutz und fristet ein Mauerblümchen-Dasein an der Baselstrasse 84. Dabei ist das Gebäude inmitten des Verkehrs Richtung Emmenbrücke, Bernstrasse und Stadt eine kleine Perle. Jetzt bekommt es seine alte Eleganz zurück: Die Stadt Luzern als Besitzerin renoviert das Gebäude. Das ist aber noch nicht alles: Auch das Eckhaus Baslerhof glänzt mit einer frischen Fassade und der Kreisel bekommt Besuch von einer seltsamen Figur. Doch davon später.

«Optisch ist das renovierte Gebäude natürlich auch eine Aufwertung rund um den Kreisel.»
Markus Hofmann, Leiter Ressort Baugesuche Stadt Luzern

Untergebracht ist im ehemaligen Bushäuschen ein Stützpunkt des Strasseninspektorats. Dieser wird umgebaut und mit einem Aufenthaltsraum ausgestattet. Zusätzlich wird auch ein öffentliches WC eingebaut. «Ausschlaggebend für die Renovation war die Umgestaltung des Stützpunktes», sagt Markus Hofmann, Leiter Ressort Baugesuche Stadt Luzern, und ergänzt: «Aber rein optisch ist das sanft renovierte Gebäude natürlich auch eine Aufwertung rund um den Kreisel.»

Der Kreisel Kreuzstutz in den 50er-Jahren und heute.

Der Kreisel Kreuzstutz in den 50er-Jahren und heute.

(Bild: Archiv BaBel)

Das Gebäude ist als schützenswert inventarisiert, unter Denkmalschutz steht es nicht. Gebaut wurde es 1940 vom Luzerner Architekten Adolf Vallaster (1897–1967) und gilt als typisches Objekt des Neuen Bauens. Der Sichtbetonbau ist geprägt von einem grosszügigen Flachdach, das auf zwei Pfeilern bis über das Trottoir reicht. Es prägt mit seiner Eigenart den Kreuzstutz und bildet einen Kontrast zu den Vorstadthäusern an der Baselstrasse. Genutzt wurde es als Bushaltestelle, vormals auch als Tramhaltestelle. Von 1901 bis 1959 tuckerte nämlich das Tram Linie 2 auf seinem Weg vom Pilatusplatz nach Emmenbrücke durch die Baselstrasse und machte am Kreuzstutz Halt.

Der Kreisel braucht Platz

Als der Kreisel Kreuzstutz gebaut wurde, änderte sich viel rund um den Platz. Für eine Bushaltestelle – geschweige denn eine Busspur – eingangs Kreisel war es zu eng, darum wurde die Haltestelle verschoben. Heute steht sie am Kreiselausgang Richtung Emmenbrücke – allerdings ohne so ein schickes Häuschen.

Auch sonst hat sich einiges getan in diesem Gebiet. So musste etwa das Restaurant Kreuzstutz der Strassenverbreiterung weichen. Das Restaurant sei von den Leuten damals «Volkshaus 2» genannt worden. «Es war früher ein Stammlokal der SP, die in diesem Arbeiterquartier gut vertreten war», sagt Thomas Glatthard, Geschäftsleiter des Quartierbüros Basel-/Bernstrasse BaBeL.

Der Kreisel Kreuzstutz ist Verkehrsknoten zwischen Luzern, Emmenbrücke und Littau.

Der Kreisel Kreuzstutz ist Verkehrsknoten zwischen Luzern, Emmenbrücke und Littau.

(Bild: Google Earth)

Ebenfalls direkt am Kreisel, aber auf der gegenüberliegenden Strassenseite, gab es das Wirtshaus Baslerhof. Heute ist dort eine Gaststube der etwas anderen Art: Der Treffpunkt Stutzegg wird vom Verein Hotel Dieu geführt und bietet Menschen in schwierigen Lebenssituationen einen Begegnungsort. Wer einsam ist, Sorgen hat oder einfach mit jemandem plaudern will, ist dort willkommen.

Frische Fassade und schöne Details

Das markante Eckhaus, in dem sich das Wirtshaus Baslerhof befand, wurde 1898 erbaut und während der letzten Monate renoviert. Das ist eine weitere Aufwertung im Quartier BaBeL: Die lachsfarbene Fassade wirkt jetzt frisch und freundlich, die Dachterrasse wurde erschlossen und die kunstvollen Lukarnen und andere schöne Details kommen viel besser zur Geltung. Die Liegenschaft hat zwei Eingänge, eine an der Bernstrasse 2, die andere an der Baselstrasse 75 – ein Eckhaus eben. 

Der Baslerhof vor der Renovation und jetzt mit frischer Fassade.

Der Baslerhof vor der Renovation und jetzt mit frischer Fassade.

(Bild: zVg GWS Luzern/Google Earth)

«Von den insgesamt 14 Wohnungen wurden einige totalsaniert, andere nur teils und ein paar gar nicht», sagt Karin Saccardo von der  Gemeinschaftsstiftung zur Erhaltung und Schaffung von preisgünstigem Wohnraum (GSW). Nebst den vierzehn 2- und 3-Zimmer-Wohnungen und dem Treffpunkt Stutzegg gibt es noch ein weiteres Ladenlokal im Erdgeschoss der Liegenschaft, das zur Zeit noch leersteht.

Der Teufelskreisel Kreuzstutz bekommt Besuch

Der Baslerhof ist auch ein Labor der Kreativität: Lange war dort das «Detektivbüro» beheimatet – ein Zusammenschluss mehrerer Kunstschaffender – und der Künstler Christoph Fischer hatte im gleichen Haus sein Atelier. Er ist es denn auch, der dem Kreisel seinen «neuen» Namen gegeben hat: Teufelskreisel Kreuzstutz.

Während Jahren skizzierte Fischer vom Fenster aus seine Beobachtungen rund um den Kreuzstutz. Zu sehen gab es für den Künstler Tag und Nacht etwas, denn hier läuft rund um die Uhr allerlei. Vom pinkelnden Hund über das Unfallauto bis hin zur Plauderei zwischen Passanten. Und ganz zu schweigen von den 20’000 Autos, die täglich am Haus vorbeibrausen. Das Resultat seiner Langzeitbeobachtung erschien 2008 als Buch mit dem treffenden Titel «Teufelskreisel Kreuzstutz».

«Demnächst kommt Heinz! Es ist der ehemalige Strassenwischer des Quartiers als überdimensionierte Skulptur.»
Christoph Fischer, Künstler

Der Kreisel Kreuzstutz bekommt demnächst auch prominenten Besuch: Am 10. September wird dort eine 3,5 Meter hohe Skulptur enthüllt. Gemacht ist sie von Christoph Fischer. «Demnächst kommt Heinz! Es ist der ehemalige Strassenwischer des Quartiers als überdimensionierte Skulptur», sagt der Künstler. Mehr über diese Aktion wird der Künstler zu einem späteren Zeitpunkt verraten.

Das Buch «Teufelskreisel Kreuzstutz» mit Beobachtungen, Zeichnungen und Gemälden von Christoph Fischer. (Edition Patrick Frey, 2008)

Das Buch «Teufelskreisel Kreuzstutz» mit Beobachtungen, Zeichnungen und Gemälden von Christoph Fischer. (Edition Patrick Frey, 2008)

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