Hier kommt die 1.-August-Rede zum Selberbauen

«Liebe Mitbürger … blabla»

Auch Fahnenschwingen gehört zu einer klassischen 1.-August-Feier, wie hier die Rütlifeier 2015.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Zum 1. August gehören Fahnen 🇨🇭, Feuerwerk, die Landeshymne und todlangweilige Ansprachen. Das muss nicht sein. Damit Ihre Rede ein richtiger Kracher wird, hilft zentralplus auf die Sprünge. Erst ganz im Ernst. Und dann nicht mehr so.

Die Schweiz feiert ihren 725. Geburtstag. Traditionsgemäss finden am 1. August in Zug und Luzern grössere und kleinere Feiern statt (zentralplus berichtete). Dazu gehören auch Reden. Die Nervosität der Redner steigt langsam, denn der grosse Tag naht. Und wie es so ist, wird wohl noch kaum jemand eine fixfertige schriftliche Rede vorbereitet haben. Jedenfalls keiner der Politiker, die wir gefragt haben. Für uns Schweizer ist das auch gar nicht so einfach, denn Mundart schreiben ist blöd und hochdeutsche Texte in Mundart vorlesen mega mühsam.

Da die Reden also noch gar nicht geschrieben sind, liefert zentralplus Ihnen die Bausteine dazu. Damit können Sie Ihre eigene Rede basteln und dann an irgendeiner 1.-August-Feier mit Familie, Nachbarn oder Freunden dick auftrumpfen. Denn schlechte Reden gibt es genug.

Beim Motzen sind wir bekanntlich Weltmeister, deshalb schauen Sie darauf, dass Ihre Rede keinesfalls zu lang ist, nicht zu ernst, nicht zu politisch, nicht zu molarisierend, nicht zu banal, nicht zu flach, nicht zu patriotisch, nicht zu … Ach, folgen Sie einfach unserem Ratgeber und den Inputs unserer Redaktionsmitglieder.

Ganz wichtig ist als Erstes eine warme Begrüssung. Tun Sie irgendwas, damit man Sie gern bekommt.

Microsoft-CEO Steve Ballmer ist ein Künstler in dieser Beziehung und erhielt den liebevollen Spitznamen «Monkeyboy»:

 

Winken Sie, lachen Sie, drehen Sie durch. Im Pyjama? Nein, besser nicht. Geben Sie sich volksnah. Edelweisshemd und so.

So, der erste Schritt zur erfolgreichen Rede ist getan. Und alles, was in Erinnerung bleiben wird, haben Sie bereits hinter sich. Jetzt müssen Sie ein packendes Thema finden, worüber Sie referieren. Am besten etwas Aktuelles, bei dem alle mitreden können. Und etwas mit Tiefe. Reden Sie über Unabhängigkeit, Selbstbestimmung, Schweizer Stärken, Demut, Hoffnung, Zukunft – alles, was das Herz begehrt.

Unsere Redaktion hat einen Baukasten entworfen, dessen Teile Sie beliebig zusammenwürfeln können.

Sehr viel Tiefgang versprüht derjenige von Christine Weber. Das eignet sich, falls Sie auf die Tränendrüse drücken wollen:

Als Journalistinnen und Journalisten teilen wir Ihnen das ganze Jahr über etwas mit. Und wir geben uns Mühe, dass Sie das interessiert, dass es relevant, unterhaltend, aussergewöhnlich, intelligent oder hintergründig ist. Wir graben die Geschichten für Sie aus und präsentieren Ihnen, was wir versteckt gefunden haben. Über das, was wir da finden, graut uns manchmal selber: Katzengeschichten und unsaubere WC-Häuschen, beleidigte Wurst-Prominenzen oder unerwünschte Pokémon-Jäger. Das ist alles gut und recht und schön – schliesslich sind wir in Luzern. Was uns hier ärgert und beschäftigt, ist andernorts nicht einmal eine Randnotiz wert. Dort geht es um Krieg statt Pokémons, um Flüchtlinge statt Touristen und um Armut statt um Uhren von Bucherer & Co. Das sollten wir nicht aus den Augen verlieren, weder beim Lesen noch beim Schreiben und vor allem: Freuen Sie sich darüber, dass Sie sich in Luzern auch in Zukunft vorwiegend über Bagatellen nerven dürfen – das ist und bleibt ein grosses Privileg.

Sandro La Marcas Bauteil befasst sich mit der Frage, wie es mit der Schweiz weitergehen soll:

Wir sehen schwierigen Zeiten entgegen für die internationale Solidarität zwischen den Völkern und den Nationen, aber auch für die Schweiz wird es schwierig, sich zu positionieren. Plötzlich distanzieren sich auch andere westliche Nationen von der Europäischen Union. Unser einzigartiger Unabhängigkeitsmythos ist in Gefahr. Wie können wir uns bloss in Zukunft abgrenzen?

Valeria Wieser stellt Ihnen frei verwendbare Stücke zur Verfügung, die man so schon mal gehört hat. Oder zwei Mal. Ersetzen Sie einfach die Namen mit Schweiz, Helvetia und so:

Barack und ich sind mit den gleichen Werten aufgewachsen. Man muss hart arbeiten für das, was man im Leben erreichen will. Die eigenen Worte müssen verbindlich sein und es ist wichtig, gemäss diesen zu handeln.

Barack und ich haben uns daran gemacht, nach diesen Werten zu leben, und diese an die nächste Generation weiterzugeben. Denn, (dramatische Pause), wir wollen, dass unsere Kinder – und alle Kinder unserer Nation – wissen, dass die einzige Grenze unserer Leistungen nur dadurch definiert wird, wie stark unser Wille ist, die eigenen Träume zu erreichen, und wie hart wir dafür arbeiten wollen.  

Ebenso wie Fahenschwinger gehören Alphornbläser zum 1. August. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Ebenso wie Fahenschwinger gehören Alphornbläser zum 1. August. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Linus Estermann liefert Ihnen eine grosse Portion Geschwurbel:

Schweizer, seid stolz auf euch! Weil der Wilhelm Tell vor 725 Jahren dem Walterli den Apfel von der Birne schoss, sind wir heute hier. So schmal ist der Grat zwischen Kindsmörder und Nationalheld. Wir also: stark, frei, unabhängig. Wir können jeden Tag Chinesen beobachten, wie sie unser Land bestaunen. Wir können beim Stadtkeller Pokémons sammeln, wann wir wollen. Und wir können dank den tiefsten Unternehmenssteuern des Landes im Geld schwimmen. Äh Moment … Alles halb so schlimm. Auf alle Fälle gebt euch selbstbewusst, seht das Glas halb voll statt halb leer – oder schenkt nach. Und feiert bis tief in die Nacht. Ende – Gelände.

Jana Avanzini baut Mode- und Beziehungstipps ein:

Lasst uns sein ein einig Volk von Schwestern und Brüdern und so, seid lieb miteinander und jagt tonnenweise Böller hoch. Zündet Feuer an, werft den Nachbarn ein paar Frauenfürze in den Briefkasten, esst Cervelat, bis es kracht, und geniesst die Ruhe und Traditionen unserer bescheidenen Schweiz. Aber bitte, bitte, bitte lasst die Schweizerkreuz-T-Shirts im Schrank – die stehen echt niemandem.

Wenn dieses Land ein Mensch wäre, ich würde nicht mit ihm schlafen.

äh. ja.

Und Falco Meyer spricht am liebsten übers Essen:

Zuallererst und am wichtigsten für die Lage der Nation ist die Frage nach dem neuen Schmelzkäse in der Cervelat: Passt das zusammen? Zwei traditionelle Schweizer Wahrzeichen vereint: Wird daraus ein Süperschweizer, oder doch eher mieser fettiger Matsch? Das liebe Mitbürgerinnen, kommt ganz drauf an. Zum Beispiel: Matterhorn und Bankgeheimnis: geht, weil beides grossartig und solide, äh, ja. Aber, und da kommt das grosse Aber: Wo kein Wille ist, da ist auch kein Weg. Deshalb fasse ich mich kurz und knapp und sage Ihnen: Bleiben wir bescheiden. Schauen wir in die Zukunft. Damit auch unsere Kindeskinder noch Freude an diesem grossartigen Land haben. Verzichten wir auf Völlerei. Essen wir zuerst den Käse. Und dann die Cervelat. Wenn das alle auf der Welt tun würden, gäbe es keine Probleme mehr. Habe fertig. Ade messi.

Zum Schluss ein Knaller

So, Sie haben also irgendetwas Belangloses Dummes gesagt und das Publikum hat so fest zugehört wie damals in der fünften Klasse, als der Französischlehrer erklärte, dass es la maison statt le maison ist. Oder umgekehrt.

Auf jeden Fall: Bald kommt das Beste der Rede: das Ende. Und auch hier kann man’s noch ordentlich verbocken. Sagen Sie ja nicht, besten Dank für die Aufmerksamkeit. Damit geben Sie gleich selbst zu, dass Ihre Rede eine riesige Zumutung war. Machen Sie’s kurz und schmerzlos.

 

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