Uni-Rektor Paul Richli freut sich über 4 Millionen

«Letztlich ist es egal, von wem das Geld kommt»

Uni-Rektor Paul Richli und seine Gattin Therese bei seiner Abschiedsfeier. Als Geschenk erhielt er einen Bergkristall.  (Bild: Roberto Conciatori)

Im September startet in Luzern die neue Wirtschaftsfakultät. Die Uni hat das Geld für die Startphase zusammengekratzt: Über 4 Millionen Franken Spenden gingen ein. Für Rektor Paul Richli eine Genugtuung, bevor er in Pension geht. Wie viel er selbst gespendet hat, sagt er im Interview.

Die neue Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät (WF) der Uni Luzern ist definitiv startklar: Wie gefordert, hat sie in zwei Jahren 4,1 Millionen Franken Geld von Dritten gesammelt (zentralplus berichtete).

Das Geld braucht sie für die Startphase, bis sich die neue Abteilung etabliert hat und selbst finanzieren kann. Denn die neue Fakultät muss ohne zusätzliche Gelder vom gebeutelten Kanton Luzern auskommen, in die Bresche springen vor allem Stiftungen, aber auch Firmen und Privatpersonen (hier geht’s zur kompletten Donationsliste).

Zu den Grossspendern gehört mit 100’000 Franken auch der abtretende Rektor Paul Richli selbst, er hat sich von Anfang an für die nicht unumstrittene WF stark gemacht. Ende Juli gibt er sein Amt an Bruno Staffelbach weiter (siehe Video unten). Richli wurde bereits feierlich verabschiedet in Anwesenheit des kantonalen Bildungsdirektors Reto Wyss (zentralplus berichtete). Am 6. September wird die neue Fakultät gefeiert, das neue Semester startet am 19. September.

Vorlesung der Universität Luzern: Ab September kann man hier auch Wirtschaft studieren.  (Bild: zvg)

Vorlesung der Universität Luzern: Ab September kann man hier auch Wirtschaft studieren.  (Bild: zvg)

zentralplus: Herr Richli, Sie haben das Geld für die Startphase der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät (WF) beisammen – es läuft nach Plan. Macht es das einfacher, das Amt an Ihren Nachfolger zu übergeben?

Paul Richli: Selbstverständlich bin ich froh, dass Professor Staffelbach als mein Nachfolger hier keine Baustelle antrifft, sondern auf einer gesicherten Grundlage mit der Arbeit beginnen kann.

zentralplus: In vier Jahren soll die WF selbsttragend sein. Wieso ist das nicht schon von Anfang an möglich?

Richli: Wir haben anfangs noch nicht genügend Studierende, die das Geld generieren. Wenn wir 500 Studierende erreichen, rechnen wir mit rund 6 Millionen Franken Einnahmen und können die fünf neuen Professuren für die WF finanzieren. Für die meisten Studierenden erhalten wir 15’000 Franken, bestehend aus Beiträgen der Herkunftskantone der Studierenden, des Bundes sowie aus Studiengebühren.

«Ich verstehe die Skepsis gegenüber Spenden aus der Wirtschaft nicht.»

zentralplus: Mit wie vielen Studierenden wird die WF starten?

Richli: Es werden zwischen 90 und 100 Studierende sein. Es macht durchaus Sinn, in dieser Grössenordnung zu starten, die WF ist ausserhalb der Zentralschweiz noch nicht so bekannt.

Seit 15 Jahren an der Uni Luzern

Paul Richli kam im Jahr 2000 als Gründungsdekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät an die Universität Luzern. Danach war er Prorektor, Strategiebeauftragter und hat stets auch doziert. 2010 wurde er schliesslich Rektor. Ende Juli geht der 70-Jährige in Pension.

Richli stammt aus Hallau im Kanton Schaffhausen und hat Rechts- und Wirtschaftswissenschaft studiert. Er hatte Professuren an den Universitäten von St. Gallen und Basel inne. Er lebt mit seiner Frau in Luzern.

zentralplus: Woher kommen die Studierenden hauptsächlich?

Richli: Die Anmeldungen kommen bis jetzt zu mehr als 40 Prozent aus dem Kanton Luzern, um die 20 Prozent aus der übrigen Zentralschweiz und der Rest aus der übrigen Schweiz und aus dem Ausland. Es braucht noch Zeit und PR, bis die neue Fakultät national bekannt ist. Und die ersten Studierenden sorgen dann für Mobilität zwischen den verschiedenen Universitäten in der Schweiz, was die Bekanntheit steigert.

zentralplus: Wie verlief die Spendensuche?

Richli: Natürlich gab es viele Ablehnungen, die Erfolgsquote lag im Bereich von zehn Prozent. Es warten nicht alle darauf, spenden zu können. Viele Beiträge kommen von Stiftungen, bei den Unternehmen ist der Rücklauf nicht so gewaltig.

zentralplus: Hätten Sie aus der Wirtschaft mehr erwartet?

Richli: Letztlich ist es egal, von wem das Geld kommt. Wichtig ist, dass nicht alles von einer Person, Unternehmung oder Stiftung stammt. Für die öffentliche Meinung ist Geld von Stiftungen weniger problematisch, viele sehen das weniger kritisch. Doch wir müssen für die neue Fakultät mit Unternehmen zusammenarbeiten, das ist zwingend, ich verstehe diese Skepsis nicht.

«Ich betrachte meine Spende als kleine Investition in die universitäre Bildung der Zentralschweiz.»

zentralplus: Aber das Geld ist häufig zweckgebunden, etwa bei der grössten Spenderin, der Stiftung Domarena: Sie spricht 1 Million für das Angebot «Gesundheitsmanagement».

Richli: Zweckgebundene Spenden sind üblich, das ist ja noch keine Einflussnahme.

zentralplus: Es gab sogar eine Spende der Nationalbank (SNB) zwischen 100’000 und 500’000 Franken, ist das normal?

Richli: Ich kann nicht beurteilen, wen die SNB sonst unterstützt. Aber wir haben möglicherweise eine privilegierte Beziehung zur SNB, etwa durch unseren Ehrendoktor Fritz Zurbrügg, der zum Erweiterten Direktorium der SNB gehört. Und durch Ernst Baltensperger, den ehemaligen Direktor Studienzentrum Gerzensee der Schweizerischen Nationalbank. Er ist ständiger Gastprofessor am Ökonomischen Seminar der Universität Luzern. Ansonsten waren die Spenden von Banken nicht gewaltig, Spenden gab es von der Raiffeisen, der Luzerner Kantonalbank und der Stiftung der Bank Vontobel.

zentralplus: Sie selbst sind auch auf der Spenderliste mit einem Betrag von 100’000 Franken: Sehen Sie das als Abschiedsgeschenk an die Uni?

Richli: Ich betrachte das nicht als Geschenk, sondern als kleine Investition in die universitäre Bildung der Zentralschweiz.

Paul Richlis Nachfolger: Uni-Rektor in spe, Bruno Staffelbach, spricht im Video über die neue Fakultät:

 

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