Bauprojekt Unterfeld soll unter die Haube

Zug und Baar schlendern gemächlich zur Hochzeit

So sieht die geplante Überbauung Unterfeld aus. Das Projekt soll Zug (vorne im Bild) und Baar (hinten) verbinden und einen neuen Stadtteil hervorbringen.

(Bild: PD)

Wie jetzt? Kommt das Bauprojekt Unterfeld in der Stadt Zug doch an die Urne? Der Abstimmungstermin in Baar wurde vorsorglich jedenfalls schon mal nach hinten verschoben – wegen des harzigen Vorgehens in Zug. Nun soll gemeinsam abgestimmt werden. Vermutlich.

Die Zuger brauchen mehr Zeit. Noch mehr Zeit, ist man geneigt zu sagen. Denn das Bauprojekt Unterfeld hat schon Unmengen davon verschlungen. Dabei hat es Anfang Jahr gar nicht so schlecht ausgesehen: Auf Baarer Seite war man zuversichtlich, dass man das Projekt am 25. September 2016 vors Volk bringen kann.

Aber eben, die Zuger brauchen mehr Zeit. Vergangene Woche wurde mittels Communiqué mitgeteilt, dass sich der angepeilte Abstimmungstermin in Baar nach hinten verschieben wird – um mindestens fünf Monate (zentralplus berichtete). Ausserdem sei zu erwarten, dass es auch in der Stadt Zug eine Volksabstimmung zum Projekt geben werde, gemeinsam mit den Baarern. Kommt’s nun also doch noch zum gemeinsamen Happy End? Wir wollten von Andreas Hotz, dem Gemeindepräsidenten von Baar, und André Wicki, Vorsteher des Zuger Baudepartements, wissen, wo man denn nun in der Causa Unterfeld steht.

zentralplus: 2009 fiel der Startschuss für die Überbauung des Areals Unterfeld/Schleife. Der Abstimmungstermin – zumindest auf Baarer Seite – rückte dieses Jahr in greifbare Nähe. Nun wird doch nichts daraus. Können Sie ausführen, weshalb die Einwendungen auf Zuger Seite den Zeitplan derart durcheinanderbringen, dass sich die Abstimmung in Baar nun um ein halbes Jahr nach hinten verschiebt?

Ein gemeinsames Grossprojekt

Seit 2009 planen die Stadt Zug und die Gemeinde Baar, wie sie das 5,5 Hektar grosse Areal im Gebiet Unterfeld/Schleife bebauen wollen. Dieses liegt zu zwei Dritteln auf Baarer Gemeindegebiet und zu einem Drittel auf Zuger Stadtgebiet.

Auf dem Areal soll ein ganzes Quartier entstehen, mit Wohnungen, Büros und einem Kino. Herzstück ist ein Park in der Mitte des Bauprojekts. Dieses weist in der Planung eine Fläche von 100 mal 180 Metern auf und hat einen künstlichen See. Rundherum sind mehrere Gebäude in unterschiedlicher Höhe geplant. Das höchste Gebäude wird laut den Plänen bis zu 60 Meter hoch, das kleinste 25 Meter.

Andreas Hotz: Das liegt nicht an den Einwendungen. Diese nehmen in Zug nicht eine speziell lange Zeit in Anspruch. Zeitlich herausfordernd und belastend ist der parlamentarische Prozess.

André Wicki: Die Formulierung der Medienmitteilung war wohl etwas missverständlich. Tatsächlich ist es so, dass nicht die Einwendungen mehr Zeit in Anspruch nehmen, sondern die parlamentarische Debatte in der vorberatenden Kommission der Stadt Zug. Die Bau- und Planungskommission (BPK) war um einiges umfangreicher als bei anderen Planungen. So beriet die BPK den Bebauungsplan an sieben Sitzungen, was mehr als ein halbes Jahr beanspruchte.

zentralplus: Nichtsdestotrotz zieht sich der Prozess nun bereits seit sieben Jahren in die Länge. Ist es nicht ermüdend und bedauerlich, dass das gemeindeübergreifende Bauprojekt ständig von Verzögerungen geplagt wird?

«Gut Ding braucht Weile.»

André Wicki, Vorsteher Baudepartement Stadt Zug

Wicki: Wie erwähnt, rechnen wir derzeit nicht mit weiteren Verzögerungen. Der Bebauungsplan soll und wird auch von der Bevölkerung, beziehungsweise ihren Vertretern im Grossen Gemeinderat, eingehend diskutiert werden. Dadurch wird die Planung auch stärker «legitimiert». Wir sind in einem Rechtsstaat und die demokratischen Regeln sollen gelten. Gut Ding braucht Weile.

Hotz: Es liegt nicht an mir, die Verzögerungen zu bedauern. Ein derart grosses Projekt verdient es, öffentlich und breit diskutiert zu werden. Ich bedauere höchstens, dass dieses betreffend nach wie vor recht ausgetrockneten Wohnungsmarkt im Kanton Zug Mehrwert schaffende Projekt – Stichwort preisgünstiger Wohnungsbau – vor allem und unverständlicherweise von linker Seite bekämpft wird.

zentralplus: Anfang Woche wurde mitgeteilt, aufgrund der geführten Diskussionen und der Ausgangslage sei zu erwarten, dass es auch in der Stadt Zug eine Volksabstimmung geben werde. Können Sie dies ausführen?

Wicki: Unter Ausgangslage ist die Besonderheit bei diesem Verfahren gemeint. Wir reden hier von einem gemeindeübergreifenden Projekt, von einem Projekt, das in dem vom Kantonsrat verabschiedeten Verdichtungsgebiet entstehen soll. Wir werden weiteren Zuwachs in Zug haben, da wollen wir am richtigen Ort verdichten und dies mit einer hohen städtebaulichen Qualität. Die zwei Bebauungspläne bedingen sich gegenseitig, das heisst, nur wenn beiden zugestimmt wird und diese in Rechtskraft treten, kann beidseits der Grenze gebaut werden. Das sind zwei unterschiedliche politische Systeme, die hier gewissermassen verheiratet werden müssen. Wir betreten hier Neuland.

Hotz: Wir sind klar der Meinung, dass eine Volksabstimmung im Sinne der Koordinationspflicht zwischen den beiden Gemeinden gemeinsam angesetzt werden soll.

«Es ist mit einer Volksabstimmung zu rechnen.»

André Wicki, Zuger Bauchef

zentralplus: Aber in der Stadt Zug war nie geplant, dass das Projekt vors Volk kommt.

Wicki: Das ist richtig. In Zug werden Bebauungspläne vom Grossen Gemeinderat verabschiedet. Dagegen kann ein Teil des GGR ein Behördenreferendum ergreifen oder das Volk kann gegen den Beschluss mittels Unterschriften das Referendum ergreifen. Aufgrund der bereits geführten Diskussionen in der vorberatenden Kommission ist mit einer Volksabstimmung zu rechnen, was aber auch im Sinne des Stadtrates ist, da es sich um eine grosse, wegweisende Planung handelt. Der Stadtrat hat sich nie gegen eine mögliche Volksabstimmung ausgesprochen. Die Kompetenz dazu liegt aber beim GGR und den Einwohnern der Stadt Zug.

zentralplus: Die Debatte im GGR zur ersten Lesung dauerte über drei Stunden. Die Bau- und Planungskommission (BPK) äusserte fundamentale Kritik am 275-Millionen-Projekt und lehnte dieses entschieden ab. Auch für die zweite Lesung im GGR werden hitzige Diskussionen erwartet. Was denken Sie, wird es in der Gemeinde Zug eine Volksabstimmung über das Bauprojekt Unterfeld geben?

Wicki: Dieser Entscheid ist vom GGR beziehungsweise vom Volk zu fällen.

Hotz: Definitiv ist dies nicht. Jedoch sehr wahrscheinlich.

Anmerkung der Redaktion: Die Interviews mit Andreas Hotz und André Wicki wurden zeitlich unabhängig voneinander geführt.

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