«Riesiges Lügengebäude» gegen «unschuldig»

Romer-Prozess: Jetzt geht es in die zweite Runde

Der Beschuldigte, Ivo Romer

Am Montag geht der Prozess gegen den ehemaligen Zuger FDP-Stadtrat Ivo Romer in die zweite Runde. Im Fussball wäre jetzt Halbzeit. Das eine Team bilden die Staatsanwältinnen und der Anwalt der Familie. Das zweite Team besteht aus Ivo Romer und seinem Verteidiger. Wer wird das Gericht überzeugen?

Ivo Romer wird vorgeworfen, sich über Jahre am Vermögen einer hochbetagten reichen Baslerin bedient zu haben. Ohne ihr Wissen, hinter ihrem Rücken. Mit falschen Rechnungen, gefälschten Einzahlungsscheinen für seine eigene Firma habe er versucht zu verhindern, dass man ihm auf die Schliche kam. Er habe ein riesiges Lügengebäude errichtet, so die Anklage.

Die UBS stellte Romer Ende 2006 frei, weil sie den Verdacht hegte, dass es auf dem Konto der Frau nicht mit rechten Dingen zuging. Sie liess es bei der internen Untersuchung bewenden. Fakt ist: Von den sieben Millionen Franken im Jahr 2004 waren bei ihrem Tod 2011 noch 15’000 Franken übrig. Für die zwei Staatsanwältinnen ist Romer ein Betrüger mit grosser krimineller Energie.

Die Staatsanwältinnen Karin Eisenring Hiestand und Regula Schlauri

Die Staatsanwältinnen Karin Eisenring Hiestand und Regula Schlauri

Beweisen lasse sich das nicht

Alles Blödsinn, findet Romers amtlicher Verteidiger, Matthys Hausheer, das seien alles nur Behauptungen. Beweisen lasse sich das nicht. Ivo Romer habe immer die Instruktionen der resoluten älteren Dame ausgeführt, und sie habe die Transaktionen und Schenkungen gebilligt. Sie sei absolut bei Trost gewesen und durchaus urteilsfähig. Es gebe sogar eine Einverständniserklärung gegenüber der UBS, und viele Transaktionen seien von ihr signiert worden. Ihr Ziel sei es gewesen, ihren geldgierigen Kindern nichts mehr übrig zu lassen.

Im ersten Teil des Prozesses äusserten sich die verschiedenen Parteien. Nur der beschuldigte Romer schwieg. Wie er es bereits in der Untersuchung getan hatte.

Nach einer Pause geht es weiter: Am Montag, um 8.30 Uhr, wird die zweite Halbzeit von der (Schieds-)Richterin Svea Anlauf angepfiffen. Es folgen die zweiten Parteivorträge. Zuerst kommen die Staatsanwältinnen Eisenring und Schluri ins Spiel. Sie werden sich aufgrund der Aussagen des Verteidigers Romers nochmals zum Fall äussern – und sicher nochmals attackieren. Dasselbe wird der Anwalt der Privatkläger der Familie, Michele Caratsch, tun.

Romers Verteidiger Matthys Hausheer

Romers Verteidiger Matthys Hausheer

Verteidiger am Dienstag dran

Eine direkte Konfrontation wird es allerdings am Montag wohl nicht geben, denn die Anwälte Hausheer (Verteidiger Romers) und Schmid (Verteidiger des ältesten Sohns, Pieter de Beaufort) äussern sich laut Plan erst am Dienstag. Wird es ihnen gelingen, den starken gegnerischen Angriff abzuwehren? Oder ist das Spiel sowieso von vorneherein gelaufen? Wir werden es sehen.

Keine Erfrischung

Dazwischen wird es Pausen geben wie im Fussball. Schwitzen werden die Parteien wohl ebenso wie an einem Match. Duschen oder sich in eine Garderobe zurückziehen können sie sich allerdings nicht. Und auch Getränke zur Erfrischung oder gar einen Kaffeeautomaten sucht man vergebens im Foyer des Strafgerichts Zug. Immerhin gibt es ein hübsches gelbes Wandbild und bequeme rote Sessel.

Anders als beim Fussball wird es  kein Penaltyschiessen geben. Und die Richterin verteilt selten gelbe oder rote Karten, zumindest nicht an diesem sehr gesitteten Prozess. Zudem wird sie das Urteil höchstwahrscheinlich nicht auf dem Spielfeld (im Gerichtssaal), sondern erst danach fällen.

zentralplus hält Sie ab Montag wieder auf dem Laufenden über den Romer-Prozess. Hier sehen Sie, was wir bisher geschrieben haben.

Die Medien am Prozess

Die Medien am Prozess

(Bild: PD)

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