Nur ein Besetzer da: Festnahme statt Ultimatum

Luzerner Polizei leerte «Stella Matta» spontan

Gut versteckt ist das besetzte Haus.

Als die Luzerner Polizei frühmorgens beim besetzten Haus «Stella Matta» klingelte, wollte sie eigentlich nur das Ultimatum zum Auszug überbringen. Doch nur ein einziger Besetzer war vor Ort: Die Polizei nutzte die Gunst der Stunde und nahm ihn fest. Die Eigentümerin ist erleichtert – und will dafür sorgen, dass das Haus doch nicht auf ewig leersteht.

Seit dem 11. Juni war ein leerstehendes Haus an der Sternmattstrasse 68 in Luzern besetzt. Die Besetzer nannten sich «Stella Matta» und stammten teilweise aus dem Umfeld der Gruppe «Gundula», die vor einigen Wochen eine leerstehende Villa an der Obergrundstrasse besetzt hatte (zentralplus berichtete). Wortreich und bedeutungsschwanger kündigte auch «Stella Matta» an, was alles am neuen Ort möglich sein soll.

Polizei wurde überrascht

Nun hat die Polizei die Besetzung im Sternmattquartier «friedlich beendet», wie sie in einer Mitteilung schreibt. Es handle sich dabei nicht um eine Räumung, sagt Kurt Graf, Mediensprecher der Luzerner Polizei auf Anfrage: «Für eine Kontrolle haben wir am Montagmorgen geklingelt.» Als sich nach einiger Zeit ein Mann an der Türe zeigte, habe man diesen festgenommen. Dabei habe man festgestellt, dass sich sonst niemand im Haus befinde.

zentralplus weiss: Die Polizei wollte morgens um 4 Uhr eigentlich bloss ein Ultimatum überbringen und den Besetzern eine Frist zum Auszug setzen. Als sie nur eine Person antraf, nutzte sie die Gunst der Stunde und nahm den Mann fest. So spontan kann die Polizei also sein.

Der Besetzer wurde einvernommen und danach wieder entlassen. Gegen mehrere Personen wird wegen Hausfriedensbruch ermittelt.

Im Zusammenhang mit der Besetzung «Gundula» hatte die Luzerner Polizei verlauten lassen, ein besetztes Haus nur zu räumen, wenn verhindert werden könne, dass dieses gleich wieder besetzt werde (zentralplus berichtete). Das sei in diesem Fall gewährleistet, sagt Mediensprecher Graf: «Wir haben veranlasst, dass die Hauseigentümerin Sicherheitsvorkehrungen getroffen hat. Zudem lässt die Stiftung das Grundstück bewachen.»

Besetzer sprechen von Räumung

Die Besetzer schreiben auf Facebook, das Haus sei geräumt worden und «somit wieder zum Leerstand verdammt».

Testament: Haus soll leer stehen

Die Liegenschaft gehört der Margot und Jost Limmacher-Leo Stiftung. Die 2012 verstorbenen Besitzer hatten das Haus der Stiftung vermacht, damit diese das Haus nach ihrem Tod weiter unterhalte. Als Andenken an die Familie soll es laut Testament leer stehen. Die Stiftung hatte deswegen nach der Besetzung bei der Staatsanwaltschaft Strafanzeige gestellt.

«Wir sind froh, dass es friedlich und ohne Gewalt zu Ende gegangen ist.»

Thomas Ineichen, Limmacher-Leo-Stiftung

Stiftung erleichtert über Ende und erbost über Unordnung

Die Eigentümerin, die Margot und Jost Limacher-Leo Stiftung, zeigte sich auf Anfrage erleichtert: «Wir sind froh, dass es friedlich und ohne Gewalt zu Ende gegangen ist», hält Stiftungsrat Thomas Ineichen fest. Dennoch blieb für ihn ein Wehrmutstropfen: «Die Besetzer haben sich gewaltsam Zutritt zum Objekt verschafft und dieses in einer grossen Unordnung und mit Sachbeschädigungen hinterlassen.»

«Leerstand seitens der Stiftung schwer verständlich»

Weitere Auskünfte will die Stiftung im Moment nicht geben. Zu den Gründen für den Leerstand schreibt sie in einer Stellungnahme: «Grundsätzlich ist der von den Erblassern letztwillig verfügte Leerstand der Liegenschaft seitens der Stiftung schwer verständlich. Aufgrund von Auflagen seitens der Bewilligungsbehörde ist der Wille der Erblasser zum jetztigen Zeitpunkt jedoch zu respektieren. Die Stiftung sucht neue Lösungen und wird bei der zuständigen Amtsstelle erneut vorstellig werden.»

Dieses Statement macht klar: Die Stiftung will das Haus nicht leerstehen lassen – ist jedoch ans Testament gebunden. Und: Die Stiftung hat offenbar bereits probiert, sich von der Pflicht zum Leerstand im Testament entbinden zu lassen – scheiterte dabei aber bei der zuständigen Amtsstelle. Nun will man offenbar wieder einen Versuch starten.

Laut Handelsregister wird die Limmacher-Leo-Stiftung von der Zentralschweizer BVG- und Stiftungsaufsicht beaufsichtigt.

Polizei: Bisher keine verunsicherten Hauseigentümer

«Stella Matta» war nach «Gundula» bereits das zweite leerstehende Haus in der Stadt Luzern, das dieses Jahr besetzt wurde. Was rät die Polizei verunsicherten Hausbesitzern, die jetzt um ihr leerstehendes Haus fürchten? Falls eine Zwischennutzung möglich ist, sei das «sicher eine gute Lösung», sagt Mediensprecher Kurt Graf. Allerdings sei dies nicht immer möglich. Bisher habe man keine Kontakte mit weiteren Hauseigentümern gehabt.

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