Avishai Cohen Trio im Casino Zug

Langeweile auf höchstem Niveau

Das Avishai Cohen Trio am Freitag auf der Bühne des Casino Zug: Omir Mor (Piano), Avishai Cohen (Bass) und Daniel Dor (Drum).  (Bild: Laura Livers)

Für das letzte Konzert im Casino Zug vor der grossen Sanierung hat sich das Haus etwas einfallen lassen. Mit dem Avishai Cohen Trio, das bereits vor 3 Jahren zu Gast war, wurde einer der grossen Namen der nichtamerikanischen Jazzszene verpflichtet. Trotzdem kam Langeweile auf, unterstützt durch die schlechte Akustik.

Der Bassist Avishai Cohen gehört mittlerweile zu den Publikumsmagneten der Schweizer Jazzszene. Der gebürtige Israeli mischt in seinen Kompositionen gekonnt World Music, Latin, Pop, Minimal und polyrhthmische Muster. Und so hat Cohen seine eigene Handschrift kreiert.

Die daraus resultierende Musik ist eine Mischung aus Middle-Eastern, World Jazz und hypnotischen Rhythmen. Am Freitagabend in Zug war davon nicht immer etwas zu hören.

Ein gefeierter Bassist

Durch den Erfolg seiner Alben «Aurora» (2009, Blue Note) und «Seven Seas» (2011, EMI France) hat sich der Kontrabassist und Gelegenheits-Sänger aus der Obskurität der Support-Bandmitglieder zum Bandleader gemausert.

Dank seinem Gespür für neue Talente umgab er sich mit den besten Talenten der israelischen und internationalen Jazzszene und wurde so innerhalb weniger Jahre zu einem der gefeiertsten Bassisten im In- und Ausland.

Dass ein solcher Erfolg nicht ohne Opfer geschieht, zeigte sich am gestrigen Konzert – am besten umschrieben wohl mit den Worten «Ein bisschen was für jeden». Ein bisschen Seven Seas, ein bisschen Latin, hier ein Standard und da ein Blues.

Fantastische Musiker

Nicht dass das Trio nicht fantastisch Standards spielen könnte. Und nicht, dass die neubesetzten Musiker (Omri Mor am Piano und Daniel Dor an den Drums) die alten Stücke nicht brilliant Umgesetzt hätten. Am musikalischen Niveau war an diesem Abend nichts auszusetzen.

Es braucht fantastische Musiker, um aus einem scheinbar freitonalen dreiminütigen Bass-Solo ohne Mühe in eine fast doppelt so schnelle Version von «Dreaming» überzugehen, mitten drin ein Swing-Klaviersolo zu spielen und dann mit noch viel weniger Mühe wieder zurück in die komplexe Rhythmik von «Dreaming» zu wechseln.

«Dreaming» am Nancy Jazz Pulsations 2015:

Die Ausflüge ins alte Repertoire waren die Highlights des Konzertes und zeigten unmissverständlich, dass Avishai Cohens Kompositionen unabhängig von der Triobesetzung schlicht und einfach funktionieren.

Da kommen die Opfer ins Spiel …

Dazwischen wurden aber auch Standards wie Nat King Coles «Nature Boy» (bekannt aus dem «Moulin Rouge»-Soudtrack) gespielt, gesungen von Cohen selbst, der in seiner simplen Umsetzung diesen explosiven Musikern nicht gerecht wird.

Und da kommen eben die Opfer, mit denen sich jeder Musiker konfrontiert sieht, ins Spiel.

Will man so ausgedehnte Touren spielen und ein breites Publikum ansprechen, gilt es sich selbst zu zügeln und gefällig zu sein. So folgten die meisten Stücke dem Schema World-Music-Intro – kniewippendes Jazzsolo  – World-Music-Outro, was auf Dauer trotz der tollen Umsetzung, langweilig wird.

Der Albtraum jeden Tontechnikers

Eine Langeweile, welche leider durch die Akustik im Saal unterstützt wurde. Der Theatersaal des Casino Zug ist der Albtraum eines jeden Tontechnikers, vor allem, wenn der Hauptact Kontrabassist ist. So hörte man die tiefen und hohen Lagen des Instruments sehr gut, die Mittellage verschwand aber meist gänzlich unter dem Klavier, sodass der Fokus des Zuhörers vor allem während den Triopartien meist bei Omir Mor landete, der so zum heimlichen Star dieses Abends avancierte.

Nichts desto trotz: Das Publikum goutierte jedes Solo mit Applaus und das Konzert mit einer frenetischen Standing ovation. Das zeigt, dass Cohens Strategie bei der breiten Masse funktioniert.

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