Die Mediterranisierung in der Neustadt schreitet voran. Das «The Hotel» plant eine Aussenlounge mit 50 Plätzen. Möglich wurde dies wegen der Aufwertung des Hirschmattquartiers. Aber es gibt auch kritische Stimmen.
Aktuell liegt im Luzerner Stadthaus ein spannendes Baugesuch aus dem Hirschmattquartier auf. Und zwar will das Restaurant «Bam Bou» an der Sempacherstrasse 14 künftig die Gäste wieder draussen bedienen. Dies war in der Vergangenheit auf der gegenüberliegenden Seite der Sempacherstrasse schon der Fall, künftig wird eine Aussenlounge gleich anliegend ans Restaurant platziert.
Möglich macht dies die Neugestaltung des gesamten Quartiers. Denn wegen des Wegfalls von Parkplätzen konnte das Trottoir verbreitert werden. Kann man bald gleich neben dem Vögeligärtli Cocktails schlürfen und sich den Bauch vollschlagen? Das Bam Bou gehört zum «The Hotel» und plant gemäss Baugesuch 52 Aussensitzplätze. Über genauere Pläne wollte vonseiten des Betriebs niemand Auskunft geben.
Das «Bam Bou» befindet sich im Untergeschoss von The Hotel gleich neben der Shine-Bar. Die Innenarchitektur des Hotels stammt von Stararchitekt Jean Nouvel, der auch das KKL geplant hat. Trotzdem scheint dieses sich in der Tiefe befindende Restaurant wohl seine Nachteile zu haben, welche nun mit dem Aussenangebot kompensiert werden sollen.
Inhaber des Betriebes ist übrigens der bekannte Luzerner Hotelier Urs Karli. Ihm gehören weiter das Hotel Astoria und das 5-Sterne-Hotel «Renaissance Lucerne Hotel». Insgesamt führt Karli fünf Restaurants und vier Bars und Lounges in Luzern.
Vorbei ist’s mit der Autodominanz
Ein Boulevardrestaurant an besagtem Platz ist nur dank der Strassenumgestaltung im Hirschmattquartier möglich. Diese Belebung war auch eine Absicht der Stadt Luzern, wie Roger Schürmann, Projektleiter der Gesamterneuerung Hirschmatt, bestätigt.
«Grundsätzlich beleben gut geführte Boulevardrestaurants unser Quartier und sind ein Gewinn.»
Markus Schulthess, Co-Präsident Quartierverein Hirschmatt-Neustadt
«Die Sempacherstrasse war stark autodominiert», beschreibt Schürmann den alten Zustand. Früher gab es Parkplätze quer zum Strassenverlauf, neu sind sie parallel dazu. «Dadurch konnten die Trottoirs verbreitert werden», sagt Schürmann. Ihm ist die politische Brisanz des durch die Neugestaltung des Quartiers verursachten Wegfalls von 76 Parkplätzen durchaus bewusst. Aber: «Wir wollten die Chance für eine stadträumliche Aufwertung packen, auch im Hinblick auf zukünftige Nutzungsbedürfnisse im Quartier.»
Quartierverein mahnt vor Überstrapazierung
Aber eben: Für die Bewilligung ist die Stadt Luzern zuständig. Mario Lütolf, Leiter Stadtraum und Veranstaltungen, sagt: «Wir prüfen die Gesuche zur Ausgestaltung und allfälligen Erweiterung von Gastronomiezonen mit aller Sorgfalt. Rund 130 Betriebe verfügen über Bewirtschaftungsflächen auf öffentlichem Grund.» Die individuellen Projekte müssten dabei mit dem Reglement zur Nutzung öffentlichen Grundes, städtebaulichen, verkehrs- und sicherheitstechnischen Anforderungen in Einklang gebracht werden.
«Diese Toleranz sollte jedoch nicht überstrapaziert werden.»
Markus Schulthess, Co-Präsident Quartierverein Hirschmatt-Neustadt
Auch der Quartierverein Hirschmatt-Neustadt kennt die Pläne des Restaurants. «Grundsätzlich beleben gut geführte Boulevardrestaurants unser Quartier und sind ein Gewinn», sagt Co-Präsident Markus Schulthess. «Wichtig ist, dass die Betreiber auch Rücksicht auf die Nachbarn nehmen.» Das sei momentan bei der Penthouse-Bar an der Pilatusstrasse, ebenfalls ein Betrieb von Herrn Karli, leider nicht der Fall, beklagt sich Schulthess. «Mehrere Nachbarn beklagen sich wegen lauter Musik nachts um 3 Uhr. Und Herr Karli ändert da leider nichts.»
Deshalb sagt Schulthess: «Eine solche Bewilligung für ein Boulevardrestaurant soll unserer Meinung nach nur mit den entsprechenden Auflagen erteilt werden.» Die Bewohner des Hirschmatt-Neustadt-Quartiers seien sicher recht tolerant. «Diese Toleranz sollte jedoch nicht überstrapaziert werden», mahnt er. Zu den Lärmvorwürfen wollte Hotelier Karli keine Auskunft geben.
Sollte das Boulevardrestaurant bewilligt werden, reiht es sich in eine Reihe von Restaurants ein, die ihre Gäste draussen bewirtschaften. Rund ums Vögeligärtli sind das «Max» und das «Bellini» zu nennen (siehe Bildergalerie). Im Bereich der Hirschmattstrasse tischen das «Ampersand», das «Basilico» und «Jeffs Burger» draussen. Und rund um den Helvetiaplatz das «Helvetia», das «Chills» und das «Salü».
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