So kämpft SVP-Stadtratskandidat Peter With

Er will Bürgerliche aufrütteln – und Geschichte schreiben

Peter With auf dem Luzerner Inseli. (Bild: lwo)

Er könnte Geschichte schreiben, aber leicht wird das nicht: Peter With will als erster SVP-Vertreter in den Luzerner Stadtrat einziehen. Im Interview spricht der 43-Jährige über die wahlfaulen Littauer, sein «rechtes» Image und den Ärger, den er wegen GLP-Kandidatin Manuela Jost verspürt.

Die Ausgangslage verspricht viel Spannung: 6801 Stimmen hat SVP-Stadtratskandidat Peter With am 1. Mai gemacht. Er lag damit auf Platz sechs. 1000 Stimmen hinter der bisherigen GLP-Stadträtin Manuela Jost, knapp 2000 Stimmen hinter CVP-Finanzdirektor und Stadtpräsident Stefan Roth. Diese drei kämpfen nun um die verbleibenden zwei Sitze im Luzerner Stadtrat.

Müssen in den zweiten Wahlgang: Manuela Jost, Stefan Roth und Peter With. Unerwartet kam das schlechte Abschneiden des CVP-Stadtpräsidenten Roth.

Müssen in den zweiten Wahlgang: Manuela Jost, Stefan Roth und Peter With. Unerwartet kam das schlechte Abschneiden des CVP-Stadtpräsidenten Roth.

(Bild: Jakob Ineichen)

Im ersten Wahlgang wurden bekanntlich Martin Merki (FDP, bisher), Adrian Borgula (Grüne, bisher) sowie überraschend Beat Züsli (SP, neu) gewählt. Nachdem Roth auch als Stadtpräsident ein schlechtes Ergebnis erzielt hat und gegen Züsli in den zweiten Wahlgang muss, ist die CVP in Panik geraten. Deshalb hat sie nun, um die Wiederwahl von Roth zu sichern, nun doch einen Pakt mit FDP und SVP geschnürt. Nun treten With und Roth offiziell zusammen auf und unterstützen einander, offiziell zumindest. Bislang war das für die CVP ein Tabu. zentralplus nimmt sich alle drei Kandidaten nochmals zur Brust. Als Erstes Peter With (das grosse Interview, das wir vor den Wahlen mit With geführt haben, finden Sie HIER).

zentralplus: Peter With, wie haben Sie das Abschneiden nach dem ersten Wahlgang verdaut? Sie lagen zwar nicht so weit hinter Manuela Jost zurück. Der Juso-Kandidat Yannick Gauch aber hätte Sie fast geschlagen.

Peter With: Yannick Gauch fuhr halt im Seitenwagen von Beat Züsli und Adrian Borgula und hatte damit die Unterstützung der vereinten Linken. Aber wenn man sieht, dass mir die Unterstützung seitens CVP gefehlt hat, ist das Resultat durchaus gut. Enttäuscht war ich nicht über mein Resultat, sondern über den Verlust der zwei bürgerlichen CVP-Sitze im Grossen Stadtrat.

zentralplus: Welche Reaktionen gab es aus Ihrem privaten Umfeld, etwa Ihrer Familie?

With: Die waren alle sehr positiv. Es wurde nie infrage gestellt, dass ich auch im zweiten Wahlgang antreten werde. Das hat mich motiviert, erneut voll einzusteigen.

Hatte nur mässig Grund zur Freude: SVP-Kandidat Peter With gibt nach dem ersten Wahlgang Interviews.

Hatte nur mässig Grund zur Freude: SVP-Kandidat Peter With gibt nach dem ersten Wahlgang Interviews.

(Bild: jakob Ineichen)

zentralplus: Sie müssen nun noch ziemlich viele Stimmen mehr holen als im ersten Wahlgang. Wie wollen Sie die Bevölkerung konkret von sich überzeugen?

With: Stefan Roth und ich sind daran, die Bürgerlichen aufzurütteln. Wir wollen im Stadtrat eine bürgerliche Mehrheit erreichen. Dazu betreiben wir einen sehr engagierten Wahlkampf mit Mailings, Standaktionen und vielen persönlichen Gesprächen.

zentralplus: Sie und Stefan Roth kommen beide aus Littau. Aber genau dort war die Stimmbeteiligung erschreckend tief. Wie wollen Sie das im Hinblick auf den 5. Juni ändern?

With: Das Thema wurde medial stark aufgegriffen [Anmerk. Red: vor allem von zentralplus, HIER geht’s zum Artikel]. Das hat man in Littau natürlich zur Kenntnis genommen. Ich hoffe, das rüttelt die bürgerliche Mehrheit in Littau auf und motiviert sie, nun doch wählen zu gehen. Im ersten Wahlgang hat ja fast die Hälfte der wenigen, die wählen gingen, für die Linken gewählt.

«Wenn man Beat Züslis Profil anschaut, ist er ganz links aussen. Ich bin keineswegs so weit rechts aussen.»

zentralplus: Auf einer Skala von 1 bis 10 – wie schätzen Sie wirklich Ihre Chancen ein, gewählt zu werden?

With: (überlegt) Das Ganze ist ja ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen mir und Manuela Jost. Seit dem Start meiner Kandidatur stieg die Unterstützung stetig an, zuletzt jetzt auch bei der CVP. Ich hoffe, dass dies bis am 5. Juni so weitergeht. Konkret auf eine Zahl auf der Skala möchte ich mich aber nicht festlegen.

Vom Handwerker zum Stadtrat?

Peter With (43) ist verheiratet und wohnt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Reussbühl. With führt dort den gleichnamigen Metallbaubetrieb. Dieser realisiert unter anderem Wintergärten, Vordächer und Türen. With politisierte vor seiner Wahl ins Stadtparlament sechs Jahre im Littauer Einwohnerrat. Seit 2012 präsidiert er die Stadtpartei. Dieses Jahr kandidiert er erstmals für den Stadtrat.

zentralplus: Sie stehen gemäss Ihrem Smartspider-Profil politisch sehr rechts. Müsste ein Luzerner SVP-Stadtrat nicht etwas moderater sein?

With: Ich verstehe nicht, weshalb das nur bei mir ein Thema ist. Wenn man Beat Züslis Profil anschaut, ist er ganz links aussen. Ich bin keineswegs so weit rechts aussen. Es braucht im Stadtrat aber ein Gegengewicht der Kräfte.

zentralplus: Dieser Vergleich hinkt. Beat Züsli ersetzt ja im Stadtrat bloss Ursula Stämmer von der SP. Viel linker wird das Gremium deswegen nicht. Sie aber kämen wohl anstelle von Manuela Jost rein. Das würde sich ganz anders auswirken.

With: Letztendlich haben wir seitens der SVP sicher den höheren Anspruch auf einen Sitz als die Grünliberalen. Das entspricht der Konkordanz, für die sich auch die SP immer ausspricht. Allerdings nur, wenn sie einen Sitz für sich selbst beansprucht.

«Es gibt einen grossen Teil der Bevölkerung, der die Verkehrspolitik der Stadt nicht mitträgt. Dieser Teil ist im aktuellen Stadtrat nicht vertreten.»

zentralplus: Gross verbiegen soll sich kein neu gewählter Stadtrat. Aber Ihre Verkehrspolitik etwa liegt überhaupt nicht auf der Linie des Stadtrates. Dieser will konsequent den öV fördern und den Autoverkehr zurückbinden, um ein Verkehrschaos zu verhindern. Müssten Sie hier als Stadtrat nicht Abschied nehmen von Ihrer ausgeprägten autofreundlichen Haltung?

With: Diese Diskussion müsste innerhalb des Stadtrates stattfinden. Aber sehen Sie: Es gibt einen grossen Teil der Bevölkerung – der SVP-Verkehrsinitiative hat immerhin etwa ein Drittel zugestimmt –, der diese Verkehrspolitik des Stadtrates nicht mitträgt. Die sind im aktuellen Stadtrat nicht vertreten.

Peter With (links) forderte am Neubadtalk u.a., dass die Stadt auch mit dem Auto gut erreichbar bleibe. Daneben Beat Züsli (SP).

Peter With (links) forderte am Neubadtalk u.a., dass die Stadt auch mit dem Auto gut erreichbar bleibe. Daneben Beat Züsli (SP).

(Bild: Jakob Ineichen)

zentralplus: Es gibt speziell in Städten noch wenige SVP-Exekutivpolitiker. Wie würden Sie sich im Vergleich zu SVP-Gemeinderat Urs Dickerhof und dem Luzerner SVP-Regierungsrat Paul Winiker einstufen?

With: Ich sehe da kaum Unterschiede, wir sind wohl ziemlich auf gleicher Ebene.

zentralplus: Sie wären der erste SVP-Stadtrat Luzerns und würden folglich in die Geschichtsbücher eingehen. Ist das nicht ein zusätzlicher Anreiz für Sie?

With: Nein, das war nie ein Thema. Es geht einfach darum, dass die bürgerlichen Wähler eine stärkere Vertretung brauchen. Aber natürlich wäre das ein schöner Aspekt des Ganzen. Vor allem wäre es ein tolles Zeichen für die SVP. Das würde zeigen, dass die SVP Verantwortung übernehmen will und Leute hat, die in der Lage sind, das zu machen.

«Ein Stadtrat muss frei entscheiden können und nicht aufgrund eines Dokuments, das in irgendeinem Hinterzimmer unterschrieben wurde.»

zentralplus: Wie würden Sie Ihre Nachfolge in Ihrem Metallbaubetrieb lösen?

With: Wir haben das intern schon mal besprochen, da würde sich sicher eine Lösung finden lassen. Mein Vater ist mir hier eine sehr grosse Unterstützung.

zentralplus: Sie führen einen Familienbetrieb – wie schwer würde Ihnen der Abschied fallen?

With: Das würde mir sehr schwer fallen, denn diese Arbeit ist mein Leben. Das war auch ein Hauptgrund für meine anfangs zurückhaltende Haltung, für das Stadtratsamt zu kandidieren.

Peter With in seiner Littauer Metallbaufirma.

Peter With in seiner Littauer Metallbaufirma.

(Bild: zVg)

zentralplus: Wie geht’s für Sie politisch weiter, wenn Sie nicht gewählt werden? Bleiben Sie SVP-Präsident und Grossstadtrat?

With: Ich habe nicht vor, mich von diesen Ämtern zurückzuziehen. Im Gegenteil: Ich möchte dann mit noch mehr Engagement versuchen, bei den nächsten Wahlen in vier Jahren die verlorenen bürgerlichen Sitze im Grossen Stadtrat zurückzugewinnen.

zentralplus: Letzte Frage: Was beschäftigt Sie sonst aktuell noch stark?

With: (überlegt) Was mich beschäftigt, sind die Zugeständnisse, die Manuela Jost mit den Linken gemäss Medienberichten schriftlich vereinbart hat. Wenn es diese Vereinbarung wirklich gibt, wäre das undemokratisch und heikel. Ein Stadtrat muss immer frei entscheiden können. Und nicht aufgrund eines Dokuments, das in irgendeinem Hinterzimmer unterschrieben wurde und der Öffentlichkeit vorenthalten wird.

Hinweis: Sie interessieren sich für die Wahlen in der Stadt Luzern? Wir auch. Deshalb haben wir schon viel darüber geschrieben und alle Artikel HIER in unserem Dossier gesammelt.

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