Luzern: Pflaster statt Asphalt

Tempo 20 statt 50 – Kleinstadt wird sicherer

Philipp-Anton-von-Segesser-Platz mit Bahnhofstrasse, wie er ab 2018 aussehen soll (Symbolbild). (Bild: zvg)

Das Stadtparlament sagt Ja zum Kredit von 4,4 Millionen Franken für die Kleinstadtsanierung. Nun bleibt dort in den nächsten Jahren kein Stein auf dem anderen: Alle Strassen werden aufgerissen, die Leitungen saniert, die Oberfläche neu gepflästert. Damit soll die Kleinstadt wieder ein würdiger Teil der Altstadt werden – ohne Asphalt, dafür mit Pflastersteinen. Und mit einer umstrittenen Temporeduktion.

Kurz und bündig sagte das Luzerner Stadtparlament diesen Donnerstag Ja zur Sanierung der Luzerner Kleinstadt. Diese befindet sich quasi an der Schnittstelle zwischen Alt- und Neustadt zwischen Spreuerbrücke und Jesuitenkirche. Mit 42 Ja zu 0 Nein bei einer Enthaltung segneten die Politiker die Vorlage ab. Diverse Änderungsanträge, etwa jener der GLP zur Kürzung des Gesamtkredits, wurden abgelehnt.

Planungsperimeter: Auf dieser Fläche wird die Kleinstadt restauriert.

Planungsperimeter: Auf dieser Fläche wird die Kleinstadt restauriert.

(Bild: zvg)

Veraltet, kaputt, hässlich

Und das klare Ja des Parlaments hat gute Gründe: Das ganze Leitungssystem ist alt, nicht mehr zeitgemäss und in sehr schlechtem Zustand – es muss dringend saniert werden. Denn: Die Gefahr von Leitungsbrüchen nimmt zu. Besonders prekär ist die Lage beim Krienbach-Kanal unter der Burgerstrasse: Dieser ist so instabil, dass die Kanaldecke einzustürzen droht. Mit Stützen hatte man ihn 2011 notdürftig stabilisiert. Zudem ist der Natursteinkanal unterhalb des Krienbrügglibrunnens eingestürzt, der Brunnen leckt und verliert Wasser.

Aber auch an der Oberfläche wird die Kleinstadt ihrer historischen Bedeutung nicht mehr gerecht: Die Strassen sind ein unschöner Flickenteppich aus Pflastersteinen und dunklem Belag, sie weisen diverse Schnitt- und Bruchstellen auf, und bei starken Regenfällen vermag das Wasser nicht genug schnell abzulaufen, was zu überfluteten Kellern führt. Zudem sei die Verkehrssituation für Velos und Fussgänger nicht mehr zeitgemäss, meint der Stadtrat. Die Trottoirs sind zu schmal, und es hat zu wenige Veloparkplätze.

Bahnhofstrasse und Zugang zu Franziskanerplatz künftig mit neuer Pflästerung (Symbolbild).

Bahnhofstrasse und Zugang zu Franziskanerplatz künftig mit neuer Pflästerung (Symbolbild).

(Bild: zvg)

Sanierung nach Motto: Kurz, aber heftig

Auch das Entwässerungssystem in der Burgerstrasse ist über die Jahrzehnte gewachsen und heillos veraltet. Private Hausanschlüsse sind sanierungsbedürftig, zudem muss die EWL ihre Erdgas-, Wasser- und Elektroleitungen erneuern. Die Arbeiten betreffen die gesamte Burgerstrasse, einen Abschnitt der Bahnhofstrasse sowie einen Teil des Franziskanerplatzes – insgesamt eine Fläche von 4600 Quadratmetern.

Die Stadt will nun die ganze Sanierung – unter- wie oberirdisch – in einem Zug durchführen. Denn erstens lässt sich die Sanierung der Leitungen nicht mehr aufschieben, zweitens kann man so rund 1 Million Franken einsparen, und drittens ist eine Sanierung nach dem Motto «kurz, aber heftig» für das Quartier erträglicher.

Die wichtigsten Massnahmen:

  • Neue Pflastersteine: Die Oberfläche wird mit einheimischem Naturstein (Gruberstein aus Alpnach) neu gepflästert, es ist das charakteristische Material der Altstadt. Mit der durchgehenden Oberflächengestaltung soll die Kleinstadt als städtebauliche Einheit erkennbar sein und mit der rechtsufrigen Altstadt eine Einheit bilden. «Dieses historische Verständnis des Stadtraumes soll durch eine zeitgemässe und nachhaltige Gestaltung umgesetzt werden», so die Stadt Luzern. Die Strassen werden nach dem sogenannten «Luzerner Muster» gepflästert: in Reihen- und Bogenpflästerung.
  • Kein Trottoir mehr: Die Trennung zwischen Trottoirs und Fahrbahn wird aufgehoben. Die durchgehende Oberfläche stellt einen «ursprünglichen und stimmigen Zustand wieder her», so die Mitteilung. Die Trennung ist nicht historisch, sondern eine Erfindung des 20. Jahrhunderts. Durch die Pflästerung und das Aufheben von getrennter Fahrbahn und Trottoir erhofft man sich eine Verkehrsberuhigung, die Strasse wird für Veranstaltungen und Gastronomie flexibler nutzbar. «Der Stadtraum erhält seine ursprüngliche Funktion als Lebens-, Verkehrs- und Bewegungsraum zurück», so die Stadt. Zudem wird das ganze Areal gemäss gesetzlichen Vorgaben behindertengerecht, allfällige Hindernisse werden aus dem Weg geräumt.
  • Besserer Abfluss: Grosse Mengen Regenwasser können künftig besser abfliessen, dies dank einer neuen Wasserführung über Rinnen.
  • Beleuchtung gemäss Plan Lumière: Heute ist das Beleuchtungsbild ineffizient, und es erfüllt die Sicherheits- und Umweltanforderungen nicht.
  • 50 neue Veloparkplätze: Zusätzlich zu den heute bestehenden 51 Velo- und Motorradabstellplätzen in der Pfistergasse und der Burgerstrasse kommen neue Abstellplätze in der Burgerstrasse hinzu.
  • Neues Verkehrsregime: Heute besteht in der Kleinstadt noch Tempo 50, für Radfahrer ist die Achse Pfistergasse–Bahnhofstrasse eine wichtige Verbindung. Nun soll laut Antrag der Baukommission zumindest auf den gepflasterten Strassenabschnitten Tempo 20 eingeführt werden. Dies unter anderem, um mehr Sicherheit zu schaffen. Das Parlament hat gegen den Widerstand der SVP und der FDP dieser Änderung zugestimmt. Wie das Temporegime auf den anderen Strassen gestaltet werden soll, wird noch analysiert. Die Anzahl Parkplätze bleibt unverändert, was im Rat die SVP dann lobend erwähnte.
  • Krienbrügglibrunnen: Der historische, öffentliche Brunnen ist eine touristische Attraktion – und würde auch heute noch in Notlagen zur Wasserversorgung der Bevölkerung dienen. Während der Bauzeit muss der Brunnen weichen, Trog und Brunnenstock mit Figur werden gleichzeitig saniert. Ab 2018 steht der Brunnen in alter Frische wieder auf dem Platz.

Im Fokus des nun bewilligten Berichtes und Antrages des Stadtrates steht ein Kredit von 4,44 Millionen Franken für die Oberflächengestaltung – insgesamt kostet die Neugestaltung 4,74 Millionen Franken. Zusammen mit den unausweichlichen Werkleitungssanierungen kostet das Projekt ganze 11,6 Millionen. Die Umsetzung des Gesamtprojektes soll im Winter 2016/2017 starten und bis Mitte 2018 beendet sein.

... und die südliche Burgerstrasse künftig.(Symbolbild).

… und die südliche Burgerstrasse künftig.(Symbolbild).

(Bild: zvg)

Hinweis in eigener Sache: Sie mögen, was wir schreiben, möchten aber nichts dafür zahlen? Dann teilen Sie unsere Artikel auf Facebook, Twitter etc. mit Ihren Freunden. Das hilft uns, trotz Mini-Werbebudget zu wachsen und auf dem ausgedünnten Zentralschweizer Medienmarkt bestehen zu können.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon