Darum gibt’s die Panama Papers

Geld verstecken leicht gemacht

(Bild: Fotocollage/zentralplus)

Wenn man viel Geld hat, kann man viel Geld verlieren: im Rosenkrieg, bei den Steuern, der Firmenpleite, beim Investieren und so weiter. Unser Experte ist sich deshalb sicher; will man sein Geld vor dem Verlust verstecken, tut man das mit einem Offshore-Firmenkonstrukt. Also wie bei den Panama Papers. Das sind die besten und schlechtesten Gründe für die Zuger, ein solches Konstrukt zu haben.

Die Panama Papers sind eine verwirrende Angelegenheit. Man weiss nicht so recht, was dahintersteckt und ob das alles illegal ist (zentralplus berichtete). Wir haben einen Experten gefragt, wieso es überhaupt solche Offshore-Firmenkonstrukte gibt und was denn gute Gründe wären, sich eine Briefkastenfirma in Panama zuzulegen. Und der scheint kein grosser Fan solcher Konstrukte zu sein.

«Ich bin überzeugt, dass es bei den meisten Offshore-Gesellschaften nur darum geht, Geld zu verstecken. Denn wirklich gute Gründe für ein solches Konstrukt gibt es nur ganz wenige», sagt Roland Beeler, Steuer- und Treuhandexperte aus Zug. Denn so eine Gesellschaft sei nur legal, wenn sie bei der Steuererklärung irgendwo aufgeführt werde. «Und dann würde das kantonale Steueramt genau wissen wollen, was denn hinter dieser Gesellschaft steckt», so Beeler. «Und weil es in Zug zigtausende solcher Briefkastenfirmen gibt, bin ich sicher, dass darunter auch Firmen sind, die nicht sauber sind.»

Die schlechten Gründe, ein Offshore-Konstrukt zu haben

1. Nachlassplanung 

Wenn die Erben bereits wie Geier neben Ihrem Bett im Altersheim warten und – je näher Sie dem Tod kommen – immer netter werden, gibt es nur eines: weg mit dem Vermögen. Am besten ins Ausland. Will man nämlich das übliche Erbrecht umgehen und nicht allen ihre Pflichtteile auszahlen, tut man das am einfachsten über eine Briefkastenfirma. Aber hier liegt der Hund begraben: Umgeht man das Erbrecht, umgeht man auch das Gesetz. Und das ist – nur unschwer zu verstehen – nicht rechtens. «Das ist illegal», ist denn auch das Verdikt von Beeler.

2. Steueroptimierung

Das Steuergesetz ist nicht ganz einfach. Zum Beispiel, wenn man sein Geld im Ausland verdient. Nehmen wir an, Sie sind Roger Federer und gewinnen ein Turnier in Dubai (ja, uns gefällt die Vorstellung auch): «Das dort verdiente Geld muss man auch dort versteuern und nicht in der Schweiz», erklärt Beeler. So weit, so gut. «Grundsätzlich versteuert man das Geld aber dort, wo man den Lebensmittelpunkt hat. Das ist dort, wo man mindestens 183 Tage im Jahr ist, oder – wenn man das nirgends ist – alternativ dort, wo man Familie hat oder in Vereinen aktiv ist», erklärt Beeler.

Das bedeute, dass man alle – auch die im Ausland gemachten – Einnahmen in der Schweiz angeben werden müsse, so Beeler. Also auch das Preisgeld von unserem Turniergewinn in Dubai. «Das in der Schweiz erarbeitete Vermögen wird anschliessend nach dem progressiven Steuersatz versteuert», erklärt Beeler. Das heisst: Je mehr Geld ich weltweit und insgesamt verdient habe, desto mehr Steuern bezahle ich auf das in der Schweiz verdiente Geld. Versteckt man nun Geld in Offshore-Konstrukten und gibt es in der Schweiz nicht an, ist es illegal. 

3. Geldgier kommt vor Liebe

Wer kennt das Problem nicht: Man hat so viel Geld, dass man selbst die eigene Ehefrau nicht wissen lassen will, wie viel es tatsächlich ist. Oder man versteckt sein Geld, damit der Bald-Ehemann nicht nur der Moneten wegen Ja sagt. Es ist grundsätzlich nicht illegal, sein Vermögen vor habgierigen Bald-Angetrauten zu verstecken. Wer jetzt denkt, er habe für nix den reichen Opi geheiratet, hat nochmals Glück.

Denn sollte es später zur Scheidung kommen, dann nützt all die Geheimniskrämerei nichts. Denn das Geld muss, auch wenn es offiziell in Panama ist, auf der Steuererklärung angegeben werden, erklärt Beeler. Sonst sei es illegal. «Und raten Sie, was der Scheidungsrichter als Erstes sehen will! Richtig. Die Steuererklärung», klärt uns Beeler auf.

Die guten Gründe, ein Offshore-Konstrukt zu haben

1. Risiken begrenzen

Nehmen wir an, eine Zuger Firma hat einen Firmensitz in Amerika. Nun rutscht ein Angestellter im Hauptgebäude aus und stürzt vom Balkon. Damit die Zuger Firma nicht nach amerikanischem Recht dafür belangt werden kann, wird eine Briefkastenfirma zwischengeschaltet. «In einem solchen Fall kann es sicher von Vorteil sein, die Firma mit einem Konstrukt zu schützen», erklärt Beeler. Aber solche Fälle gäbe es nur sehr wenige und würden nie die Masse der Briefkastenfirmen erklären, meint der Experte.

2. Wahrung von Geschäftsgeheimnissen

Angenommen, Sie wollen eine konkurrenzierende Firma aufkaufen. Angenommen, diese Firma ist börsenkotiert. Damit der Feind nicht merkt, wie Sie eine Aktie nach der anderen kaufen, tun Sie das am besten versteckt. Genau, mit ein paar Briefkastenfirmen. Sie gründen also verschiedene Firmen und verschleiern, dass Sie dahinterstecken. Dann kaufen Sie, versteckt hinter verschiedenen Firmen, die Mehrheit der Aktien. Da merkt keiner was. Also zumindest, bis es so weit ist. «Auch hier kann es Sinn machen, sich hinter einem Konstrukt zu verstecken», erklärt Beeler.

 

3. Als Sammler anonym bleiben

Zu Hause hängt ein Picasso, ein Monet oder sonst was Teures? Das muss ja nicht jeder wissen. Insbesondere der Räuber nicht. Deshalb verschleiern Kunstsammler gerne ihre wahre Identität und verstecken sich hinter einem Offshore-Firmenkonstrukt. Schliesslich versagen auch Alarmanlagen mal und die Chance, dass der Einbrecher gefunden wird, ist nicht besonders hoch.

Aber das bedeute nicht, dass man seine Kunstwerke dann bei der Steuererklärung einfach auslassen könne: «Es muss trotzdem alles korrekt angegeben werden, sonst ist es illegal», so Beeler. Und da sei er kritisch: Meistens gehe es ja nicht darum, die Identität zu verschleiern, sondern einfach darum, Geld vor dem Fiskus zu verstecken. «Und dann ist es schon wieder illegal», sagt Beeler.

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