Junge Blues-Rocker wollen hoch hinaus

Das Wiggertal klingt anders

Mike Wegmüller, Julia Herzog, Phil Kost und Marc Wermelinger (von links) stammen aus dem Wiggertal. Zusammen sind sie die Blues-Rock-Band The Konincks. (Bild: Elia Saeed)

Mit der jungen Blues-Rock-Band The Konincks ging es schnell aufwärts: Ein Jahr nach ihrer Gründung spielten sie bereits international auf Tour. Mit ihrem Debüt setzten sie ihren Erfolg fort – nun steht die Open-Air-Saison vor der Tür. Mit zentralplus sprachen sie über Mut im Musikgeschäft und nervige Vergleiche.

Konincks. Das klingt wie ein holländischer Nachname oder ein belgisches Bier. Doch The Konincks sind zwischen Sursee und Zofingen angesiedelt. Die vierköpfige Rock-Band spielt seit bald drei Jahren ihren psychedelischen Blues.

Der raue Tiefgang ihrer Melodik und schmissige Gitarren-Riffs brachten The Konincks bereits auf grosse Bühnen. Als Vorband des Amerikaners Richie Kotzen tourten sie durch Europa. Am Blue Balls oder am Honky-Tonk rockten sie die Massen in Luzern. Letztes Jahr brachten sie ihr Debüt-Album raus, jetzt steht die Band vor der Open-Air-Saison, im Herbst wollen sie wieder auf Tour, am liebsten in Deutschland.

The Konincks spielten beim Honky Tonk auf einem Schiff:


Unglücklich vergeben

Die vier Mitglieder von The Konincks beherrschen ihr Handwerk. Wie die Grund-Elemente Wasser, Feuer, Erde und Luft eine lebensfreundliche Atmosphäre bilden, so fügen sich die Fähigkeiten der vier Instrumentalisten zu einer Naturgewalt auf der Bühne.

«Irgendwann hat mich Julia gefragt, ob wir zusammen jammen wollen.»

Gitarrist Mike Wegmüller

Es begann alles 2013: Beim Konzertveranstalter Taifun Music lernen sich Mike Wegmüller und Julia Herzog kennen. Beide waren unglücklich vergeben – er als Hard-Rock-Gitarrist, sie als Sängerin bei einer Indie-Rock-Band. «Irgendwann hat mich Julia gefragt, ob wir zusammen jammen wollen.» Zur Jam-Session kam auch Marc Wermelinger, damals mit Julia in der Band. Er wechselte von der Gitarre an den Bass. Schnell erreichte die Gruppe Harmonie, eine neue Band war gegründet. Ihren Bandnamen haben sie von einer Bierkarte in Amsterdam. «Wir haben uns nicht auf eine Bedeutung festgelegt», sagt Julia Herzog, «es ist mehr der Klang des Wortes, der uns gefällt.»

Suche nach dem Drummer

Generation «Y not?»

Die Band-Mitglieder von The Konincks sind Mitte 20 und sind neben der Band alle berufstätig. Mike Wegmüller (Gitarrist) ist Polygraf und arbeitet im Online-Marketing, Sängerin Julia Herzog ist ausgebildete Kultur-Managerin, organisiert das Glücklich Festival und die Sprungfeder mit und arbeitet bei Modul, Phil Kost (Drums) ist gelernter Logistiker und arbeitet in einem Bibliotheks-Magazin und Bassist Marc Wermelinger ist Büro-Angestellter beim STUcard-Herausgeber Jaywalker und schreibt für «kulturteil.ch».

Momentan tourt die Band mit ihrem Set «Summer Breath» durchs Land. Am 25. Juni spielen The Konincks am Luzerner Fest im Pavillion, am 12. August am Heitere Open Air in Zofingen.

The Konincks waren schnell von ihrem Sound überzeugt und wollten «etwas erreichen», wie Mike Wegmüller sagt. Aus seiner Hard-Rock-Zeit kannte er einen Agenten, den er für eine Tour anfragte. Und dieser bot ihm gleich zwei Möglichkeiten – eine davon war Blues-Rock-Legende Richie Kotzen. «Wir waren natürlich nicht die Einzigen», erklärt Wegmüller, «wir mussten uns für die Tour bewerben.»

Doch die Band hatte erst einen Song im Kasten. Mit Vollgas spielten sie weitere drei Songs ein. Ein befreundeter Studio-Betreiber setzte sich dafür ans Schlagzeug und half bei der Aufnahme des Demo-Tapes. Die EP «Electric Brew» wurde zum ersten Tonträger. Der Inhalt überzeugte auch Richie Kotzen, der die Band im August 2014 tatsächlich für die Tournee einlud. Bereits einen Monat später ging’s los – doch die Band hatte immer noch keinen festen Schlagzeuger.

Um den passenden Drummer zu finden, mussten The Konincks nicht weit suchen. Gitarrist Mike kannte die Idealbesetzung aus seiner Heimat – Phil Kost. «Ein Argument war sicher die Europa-Tour, ein anderes, dass sie einfach geili Sieche sind», so Kost.

Ins kalte Wasser geworfen

Die Feuertaufe als neu formierte Band erlebten The Konincks in der Luzerner Schüür. Der zweite Auftritt war bereits auf der Kotzen-Tour – im grössten Konzert-Lokal der Nordwestschweiz, dem «Z7» in Pratteln. «Ich wurde ins kalte Wasser geworfen und habe Anlaufzeit gebraucht», erzählt Phil Kost.

«Wir wollen alle genau das machen, was uns glücklich macht.»

Sängerin Julia Herzog

Mittlerweile hat sich die Gruppe gefunden. Und als Band brauche man Mut, sagt Sängerin Julia Herzog: «Ich habe längere Zeit bei Radio 3Fach gearbeitet und dort viele Bands und Musiker kennengelernt, die gerne mehr möchten, sich aber nicht richtig trauen. Das ist so schade!» Deshalb plädiert die Sängerin dafür, dass «wir alle genau das machen, was uns glücklich macht.» Mittlerweile spielt die Band jedes zweite Wochenende ein Konzert.

Unabhängig, trotz Labelvertrag

Letzten August unterschrieben The Konincks einen Vertrag mit dem internationalen Musik-Label «Timezone Records», im Herbst folgte das Debütalbum. «Wir haben sehr darauf geachtet, dass wir keine Rechte abgeben müssen – das wollen wir nicht.» Es sei auch kein Exklusiv-Vertrag. «Wir können auch mit anderen Vertrieben oder Labels zusammen arbeiten», sagt die Band.

Der Albumtitel des Debüts – «While I’m Listening to my Breath» – erinnert an Atem-Meditation. Und tatsächlich: «Wenn ich nervös bin oder es zu laut in meinem Kopf wird, dann versuche ich, auf meinen Atem zu hören und dadurch runter zu kommen», erzählt Julia Herzog. «Der Titel beschreibt den Moment, in dem man wirklich mal auf sich hört und offen ist für Neues.»

Video von The Konincks zum Song «Darkish Poet»:

 

Das Wiggertal klingt anders

Die Musik der Konincks klingt urchig – naturbelassener Rock, der mit stilechter Mundharmonika den Blues zelebriert. Sängerin Julia Herzog gibt mit ihrem rauchigen Timbre den Liedern die nötige Spannung und Weite, so dass sie nachklingen. Sie wird wegen ihrer Gesangsstimme oft mit Janis Joplin verglichen – das nervt Julia: «Ich möchte gerne für mich selbst stehen. Und nicht, dass die Leute sagen: Du bist wie…» Die junge Frau aus Sursee schreibt Tagebuch und eigene Gedichte. Daraus zieht sie Rohmaterial für die Liedtexte.

Anfang April spielte die Band in Zofingen – Heimspiel für Mike und Phil. Beim Song «Fly Away» sang das Publikum unaufgefordert mit. «Das war wahnsinnig schön», erinnert sich Julia. Durch solche Momente bleibe man auch motiviert, Musik zu machen.

«Natürlich schön, ohne künstlich zu wirken», das ist Julias Wunsch für ihre Bühnenauftritte. Sie sei versessen darauf, einen Konzert-Abend speziell zu machen. «Ich freue mich immer sehr, wenn die Leute leise sind. Dann weiss ich: Sie wollen zuhören.» Das nächste Ziel ist wieder eine Tour im Ausland – wieder vor über 600 Leuten spielen, die zuhören. Und vielleicht sogar mitsingen.

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