Dringlicher Vorstoss zur Luzerner Salle Modulable

Linke fordern: Motorboothafen vors Volk!

Visualisierung der Salle Modulable beim Motorboothafen. (Bild: zVg)

SP und Grüne fordern in einem dringlichen Vorstoss, dass die Bevölkerung auch über einen zweiten Standort entscheiden kann. Konkret soll nicht nur das Inseli vorgeschlagen werden, sondern auch der Motorboothafen. Doch das scheint fast aussichtslos.

Die Debatte um den Standort für das neue (Musik-)Theater wird um einen spannenden Aspekt angereichert: Die städtischen Fraktionen der SP und Grünen fordern in einem diesen Freitag eingereichten Dringlichen Postulat, dass auch der Standort beim Motorboothafen evaluiert wird. Beide Parteien stehen dem Standort Inseli ablehnend gegenüber. Im Wortlaut heisst es:

«Der Stadtrat wird beauftragt, der Bevölkerung im Rahmen der geplanten Volksabstimmung über den Standort der als Salle Modulable bezeichneten neuen Theaterinfrastruktur neben dem Standort Inseli als weitere Standortvariante auch den Schotterplatz Ufschötti vorzulegen. Dabei soll aufgezeigt werden, welche planerischen Freiheiten (kulturelle Inhalte, Gebäudedimensionen und Raumprogramme) sowie welche möglichen finanziellen Konsequenzen damit verbunden sind.»

Volumenstudie der Salle Modulable am Motorboothafen, im Hintergrund der Alpenquai.

Volumenstudie der Salle Modulable am Motorboothafen, im Hintergrund der Alpenquai.

(Bild: arup)

Der Standort Motoroboothafen bei der Luzerner Ufschötti ist laut Stadt und Kanton Luzern allerdings keine Option. Begründung: Er sei zu unattraktiv, zu weit weg vom Bahnhof/KKL sowie auch von der Machbarkeit und den Betriebsabläufen her zu heikel.

Doch SP/Grüne sehen das offenbar anders. Und sie begründen es auch: «Die Diskussion in der Bevölkerung, in den Medien, aber auch im Grossen Stadtrat zeigt, dass es kaum gelingen wird, ein Projekt auszuarbeiten, welches bei einer Mehrheit des Volkes Zustimmung findet. Das Risiko eines Scheiterns an der Urne scheint äusserst hoch zu sein.»

Die Erwartungshaltung an die Inhalte geht laut Grüne-Grossstadtrat Urban Frye von grossem internationalem Musiktheater bis zur Werkschau von lokalem Theaterschaffen. Und ohne dass die Betriebskosten (die auf 31 Millionen Franken geschätzt werden) höher ausfallen als die heutigen Subventionen an das Luzerner Theater (die 24 Millionen betragen). Zudem ist der Standort Inseli nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch in der Politik und bei Fachleuten wie Architekten und Verbänden (LSSV) umstritten. Viele von ihnen befürchten, dass das Inseli als grüne Oase der Neustadt durch den Neubau verschandelt wird.

Visualisierung der Salle Modulable auf dem Inseli.

Visualisierung der Salle Modulable auf dem Inseli.

Geht Stadt zu hohe Risiken ein?

SP und Grüne, nebst Frye namentlich die SPler Theres Vinatzer und Simon Roth, ärgern sich in ihrem Dringlichen Postulat: «Trotz des grossen Risikos will der Stadtrat daran festhalten, der Bevölkerung nur eine Variante vorzuschlagen.» Die beiden Parteien warnen: «Ein Scheitern an der Urne am 27. November könnte als ein Nein zum Theater verstanden werden, als ein Nein zu einer neuen Theaterinfrastruktur unter Einbezug auch der freien lokalen Szene. Die Diskussion um kulturelle Inhalte und auch um eine Lösung für das sanierungsbedürftige Luzerner Theater würde wohl für einige Jahre verstummen.»

SP und Grüne sind laut ihrem Vorstoss überzeugt, dass die Luzerner Bevölkerung ein modernes neues oder eben auch saniertes Theater möchte. Vielleicht aber nicht so, wie es im Moment angedacht sei. «Die Bevölkerung möchte wählen können, welche Theaterinfrastruktur sie möchte und wo diese hinkommen soll.»

Volumenstudie der Salle Modulable beim Motorboothafen.

Volumenstudie der Salle Modulable beim Motorboothafen.

(Bild: arup)

Falls bei einer Auswahl die zurzeit diskutierte Variante auf dem Inseli von der Bevölkerung gewählt würde, wäre dies laut SP/Grüne eine viel grössere demokratische Legitimation als bei einer Abstimmung mit nur einer Variante. «Dies, da möglicherweise viele Ja stimmen, weil sie ein Theater wollen, aber eigentlich ein anderes, oder viele auch Nein, obwohl sie eigentlich für ein Theater sind.»

Sehr enger Zeitplan

Der weitere politische Fahrplan für das 208-Millionen-Franken-Projekt «Neues Luzerner Theater/Salle Modulable» ist sportlich. Der Regierungsrat entscheidet am 17. Juni über den Projektierungskredit, der Stadtrat am 13. Juli über Projektierungskredit und Baurechtsvertrag. Die Parlamente folgen am 19. September (Kanton) und 29. September (Stadt). Die erste Volksabstimmung folgt in der Stadt Luzern am 27. November. Entscheide zu Baukredit und Anpassung der städtischen Bau- und Zonenordnung folgen 2018.

CVP hält nichts vom Vorschlag

Die Stadt Luzern nimmt auf Anfrage keine Stellung zum Vorstoss, da dieser hängig ist. Bislang stellte sich die Stadt immer auf den Standpunkt, dass die kürzlich präsentierte Machbarkeitsstudie der Firma arup eindeutig und ausschliesslich das Inseli als geeigneten Standort definierte. Offen ist die Frage, ob die Stadt nun unter dem grossen Druck auf den Inseli-Standort nachgibt und den Motorboothafen doch prüfen lassen will. Zeitlich wäre das jedoch eine riesige Herausforderung. Keine Antwort gabs diesen Freitagnachmittag auch von der Stiftung Salle Modulable. Doch auch dort ist die Haltung bekannt, dass nur das Inseli als Standort alle Anforderungen erfülle.

Von den Stadtparteien hat diesen Freitag die CVP Stellung genommen. Grossstadtrat Albert Schwarzenbach sagt: «Das ist der falsche Ansatz. Zuerst braucht es ein vernünftiges Finanzierungsmodell sowie die Klärung über die Inhalte des Theaterneubaus.» Zumal das Inseli gemäss Studie klar als einziger Standort definiert worden sei. Auch bestehe sonst die Gefahr, dass der eh schon enge Zeitplan nicht eingehalten werden könne.

Die GLP gibt sich offener, was den Standort betrifft. Der Motorboothafen und dort speziell der technische Sporn könnten durchaus noch in die Abklärungen einfliessen, teilt Fraktionschef András Özvegyi. «Generell bin ich der Meinung, dass eine ‹out of the box›-Lösung her muss. Das hiesst, eine der vielen heutigen Randbedingungen muss gesprengt werden, damit eine gute allseitige Lösung möglich wird.»

Die anderen Parteien haben am Freitag keine Stellung zum Vorstoss genommen.

Hinweis: In unserem umfassenden DOSSIER über die Salle Modulable finden Sie alles, was Herz und Hirn begehrt. Zuletzt ist erschienen: «Architektenduo zerpflückt Inseli-Standort»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Urs Eggler
    Urs Eggler, 11.05.2016, 10:13 Uhr

    Es wird viel über die Finanzierung und über den Standort diskutiert. Sobald man sich dann zu überlegen anfängt, WAS denn in dem Haus das ganze Jahr so produziert werden soll, wird man herausfinden, dass man es in dieser Grösse gar nicht braucht.

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