Unterwegs mit Kleinkindern – ein Erlebnisbericht

So kindertauglich ist die Luga

Eine Familie mit drei kleinen Kindern hat für zentralplus die Luga besucht. (Bild: Sabine Simmen)

Als Familie an die Luga. Das kann ein schönes Erlebnis sein, aber auch jede Menge Stress bedeuten. Wir haben eine Familie mit drei kleinen Kindern ins Getümmel geschickt und sie aus ihrem Blickwinkel berichten lassen. Nicht alles funktionierte zur besten Zufriedenheit.

«Juhu, es ist wieder Luga-Zeit!» Kulinarik, Gewerbe und Landwirtschaft locken Familien mit Kids in Scharen auf die Luzerner Allmend. Gemäss Luzia Roos, Messeleiterin der Luga, ist das einfach zu erklären: «Wir wollen Familien mit speziellen Attraktionen einen erlebnisreichen Aufenthalt bieten. Zudem ist unser Luga-Gelände familiengerecht gestaltet und bietet entsprechende Infrastruktur.» Really? zentralplus hat Reporterin Sabine mit Mann und ihren drei kleinen Jungs Noel (5 Jahre), Mika (4 Jahre) und Milo (18 Monate) an einem regnerischen Sonntagmorgen losgeschickt, um die Luga auf ihre Kindertauglichkeit zu überprüfen. Und hier ist der Erlebnisbericht:

«The early kid is getting the fresh cheese» – getreu diesem Motto stürmen wir als Erstes die Halle 4. Käsewürfeli mit Schweizer-Kreuz-Zahnstocher, Joghurt in Plastikschälchen und Milch-Shakes in Pappbechern warten darauf, degustiert zu werden. Meine zwei Älteren wieseln von Stand zu Stand und grasen den Käse ab wie zuvor die Kühe das Grünzeug. Ich bin in der Nähe, heuchle Interesse für den Unterschied zwischen verschieden lange gereiften Sorten und souffliere meinen Kleinen «danke» und «bitte». Unnötig: Die hauptsächlich weiblichen Promoter sind freundlich und gutgelaunt und bleiben das auch bei der dritten Käserunde meiner Jungs. Auch Getränke, Riegel und Konfekt werden ebenso grosszügig und ohne wirklich ernsthafte Verkaufsabsichten verteilt.

Kuh-Karussell verschafft erste Elternauszeit

Hinten im Coop-Bereich würden wiesenartige Flächen mit Geschicklichkeits- und Wissensspielen zum Verweilen und Entdecken einladen. Würden, denn meine Jungs haben nur Augen für das Karussell, das da inmitten der dorfmarktartigen Atmosphäre steht. Auf den breiten Holzkühen dreht sogar schon mein 18 Monate alter Junge sicher und begeistert seine Runden. Achtung: Erste Chance für eine zehnminütige Elternauszeit! Wir stellen uns an einen Stehtisch, schnappen uns einen gratis Soft-Riegel und machen, was Eltern so machen, wenn sie kurz ein paar Minuten Ruhe vor den Kleinen haben: einen Schluck Wasser trinken und unsere Smartphones checken.

Ein Kuh-Karussell für die Kids.

Ein Kuh-Karussell für die Kids.

Halle 2 – Tolle Babysitter im Landhockey-Dress

Ganz hinten in der Halle 2 kollektives Erstaunen: Dort steht ein Fischerli-Spiel in einem aufblasbaren Pool, ein paar Kids spielen eine Partie Landhockey und ein DJ mixt seine Tunes. Kaum angekommen, stehen unsere Kids schon die Landhockey-Schläger schwingend auf dem kleinen Feld, wo ihnen von Jugendlichen die richtige Schlagtechnik erklärt wird. Wir sind bei der Sonderschau «Jugend – die beste Generation» gelandet, die heute ganz unter dem Motto «Sport und Abenteuer» steht. Die Nachwuchstrainer des LSC kümmern sich rührend um unsere Kleinen.

Chilbi an der LUGA

Achung, fertig, weiter: Plötzlich sitzen meine Jungs auf einem Putschi-Auto, hauen auf den Lukas und streicheln ein Holzkarussellpferdchen. Nein, wir sind nicht im LUNA-Park, sondern beim Stand des Historischen Museums Luzern, das auf seine Sonderausstellung «Chilbi» aufmerksam macht. Sehr gelungen, finden wir! Bitte unbedingt Einfränkler dabei haben – das Chilbi-Modell von Daniel Kägi sorgt für leuchtende Kinderaugen und eine kurze Elternverschnaufzeit, die dieses Mal nicht zum Klicken, sondern zum Trinken eingesetzt wird.

Fasziniert betrachten die Kinder den Chilbi-Stand.

Fasziniert betrachten die Kinder den Chilbi-Stand.

Halle 1 – Düüüüdaaaa düüüüüdaaaa, Fischen im Gedränge und ein toller Hahn

Achtung, Achtung, Polizei! Beim Auftritt der Luzerner Polizei kann ein echtes Polizeiauto bestiegen und bewundert werden! Grossartig, findet mein Ältester und überlegt sich, in Zukunft doch nicht «Spital-Mann» sondern «Polizei-Mann» zu werden. Am Stand der ewl dann wieder ein Fischerli-Spiel. Aber ein riesiges. Mit einem ebensolchen Gedränge. Mein Jüngster wird von einem süssen blonden Mädchen um seine Fischerrute gebracht und ist in Tränen aufgelöst. Schoggi-Täfeli von der freundlichen Dame vom ewl-Infostand bringen aber schnell wieder gute Laune. Und dort wo vorher noch Tränchen runterkullerten, prangt nun eine zähflüssige Schokoladenschmiere.

Während ich verzweifelt nach Feuchttüchern krame (ja, geliebter Ehemann, meine Tasche ist GROSS. Deshalb dauert es manchmal etwas länger, bis ich etwas finde!), verweist die ewl-Lady auf den Wasserhahn neben ihr. Wow, inmitten von Ständen, Spielen und Gedränge sprudelt da tatsächlich Luzerner Trinkwasser. Und jeder darf Hände waschen, Trinkflasche auffüllen oder schokoladenverschmierte Kinderbacken putzen. Tolle Idee, finden wir.

Zelthalle 16 – Das Spiel-und-Spass-Zelt lässt (fast) keine Wünsche offen

Wir überqueren die Strasse und wagen uns ins sumpfige Terrain der Zelthallen. Das Knutwiler Land lockt mit farbigen Lettern zu «Spiel und Spass». Drinnen: schwül-warm! Also Jacke aus, Gummistiefel weg und ab geht die Post! Unter dem Motto «Zäme unterwägs sii» haben die Zentralschweizer Ludotheken eine bunte Welt zum Spielen und Entdecken geschaffen. Barfusspfad – check! Baumstamm entlang balancieren – check! Mit Taucherbrille und Flossen eine abgesteckte Strecke entlanglaufen – check! Brettspiele, eine Malecke und eine grosse Kugelibahn mit allerlei Klimbim laden zum Verweilen ein und begeistern Klein und Gross. Elternauszeit deluxe, sag ich da nur. Bei schönem Wetter empfiehlt sich das Restaurant Dorfplatz gleich vis-à-vis: Von dessen Terrasse aus hat man den Eingang des Zeltes sowie den grosszügigen Aussenspielplatz gut im Auge.

Beim Zelt «Spiel und Spass» konnten die Kleinen verweilen.

Beim Zelt «Spiel und Spass» konnten die Kleinen verweilen.

Viele kleine Geschäfte – doch wohin mit dem grossen?

Neben mir im Knutwiler Land blickt eine rothaarige Mutter von ihrem Smartphone hoch und sagt zu ihrem Mann: «Wäre das toll, hätte es hier drinnen Tische zum Picknicken, dann könnten wir hier in Ruhe essen, während die Kleinen spielen.» Ich hätte lieber einen Wickeltisch, denn mein Jüngster hat inmitten der vielen kleinen Geschäfte der Luga gerade sein grosses verrichtet. Während es in den Hallen auf der anderen Strassenseite viele Wickelmöglichkeiten gab, irre ich hier mit meinem nun ja, sagen wir mal «nicht mehr sehr wohl riechenden» Kind durch die beschirmten Menschenmassen.

Endlich: ein grosses WC-Zelt zwischen Kleintierschau und Streichelhof. Und darin, mit einem weissen Vorhang diskret abgetrennt, eine Wickelecke. Nach längerem Anstehen bin ich dran – der grosse Wickeltisch mit weicher Auflage ist komfortabel und die mit Vorhang abgetrennte Ecke bietet genügend Platz für Geschwister und/oder Kinderwagen. Gut gelöst, Luga, aber nächstes Jahr gerne noch ein paar mehr davon.

«Wir.haben.Hunger!»

Nach so viel Spielen und Entdecken plagt unsere Jungs der Hunger! Falls er nicht auf der Stelle etwas zu essen bekomme, werde er an Ort und Stelle zusammenbrechen und den Hungertod sterben, meint der Vierjährige. Leider ist es kurz nach Mittag und wir sind nicht die Einzigen mit hungrigen Kindern. Die wenigen gedeckten Plätze sind besetzt und Essen auf dem grosszügigen Picknickplatz fällt buchstäblich ins Wasser. Also rüber ins Restaurant im Foyer der Halle 1 und 2. Statt Anstehen bei Pizza, Pasta und asiatischen Pfannengerichten holen wir uns an der Bar ein paar Silser-Sandwichs mit Schinken und Käse für moderate sieben Franken.

Gemäss Auskunft gibt es in den Restaurants der Halle 1 und 3 Kinderecken mit Büechli und Spielsachen sowie verschiedene Kindermenüs. Ausprobieren müsst ihr das aber selbst, denn wir sind satt. Noch eine Info für Eltern mit Brei- oder Schoppen-Babys: Es gibt auf dem Gelände keine Mikrowellen zum Aufwärmen. Heisses Wasser kann aber überall, wo es eine Kaffeemaschine hat, bezogen werden.

Statt Pizza gab’s Sandwiches für die Kinder.

Statt Pizza gab’s Sandwiches für die Kinder.

Halle 9 – keine Kuh namens Sabine, dafür Strausse

Was fehlt noch? Genau: Tierli. Im Luga-Bauernhof in Halle 9 bestaunen die Jungs Rössli, Geissli und Säuli. Und natürlich Kühe. Zum Bedauern meiner Jungs und vor allem meines Mannes heisst dieses Jahr allerdings keine davon wie ich – Sabine. Glück gehabt! Plötzlich: lautes Gekreische des Jüngsten: Strausse! Tatsächlich, nebst den üblichen Nutztieren sind dieses Jahr sieben Strausse der Straussenfarm Sempachersee zu Gast. Ein Highlight für die Kids.

Natürlich jedes Jahr ein Höhepunkt: der Streichelzoo.

Natürlich jedes Jahr ein Höhepunkt: der Streichelzoo.

Wir sind fertig – in jeder Hinsicht

So, unser Tagesprogramm ist geschafft und wir auch. Fazit: Doch, doch, die Luga hält mehrheitlich, was Frau Roos verspricht. Unsere Kids sind happy und irgendetwas zwischen todmüde und überdreht – eine gefährliche Mischung! Also ab ins Bett mit den Jungs. Jetzt ein grosser Schluck Wasser und mal aufs Smartphone sehen – denn unsere Elternauszeit haben wir uns jetzt wirklich verdient!

Unsere Luga-Bewertung
Das hat uns gefallen:

  • Das «Spiel und Spass»-Zelt
  • Die Sonderausstellung Jugend
  • Die freundlichen Käse-Ladys von Halle 4
  • Der Wasserhahn der ewl

Das hat uns weniger gefallen:

  • Langes Anstehen vor der Wickelecke auf Seite LUNA-Park
  • Keine überdachte Picknickmöglichkeit
  • Dass der Streichelhof wegen eines Apéros eine Stunde geschlossen war

Das hätten wir gerne noch gemacht:

  • Einmal die acht Meter hohe Kletterwand auf dem Vorplatz der Halle 1 und 2 hochgeklettert
  • Den Aussichtsturm der Jungwacht, Blauring und Pfadi erklommen und echte Lagerstimmung erlebt
  • Einen Fünfliber auf das schnellste Säuli beim Säulirennen in der Arena gesetzt (Säulirennen täglich jeweils um 15.30, 15.40, 16.30 und 16.40)
  • Einem Lämmli den Schoppen gegeben (täglich jeweils 11.30 und 15 Uhr im Streichelhof)

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