Luzernerin für Musikpreis nominiert

«Eine grosse Stimme des Jazz» vor der Krönung

«Es freut mich, dass meine fragile Musik Platz hat»: Sängerin Susanne Abbuehl. (Bild: Bild: U. K. Lengemann)

Der Grand Prix Musik ist ein junger Kulturpreis – aber einer der höchstdotierten im Lande. Unter den 15 Nominierten finden sich grosse Namen wie Sophie Hunger. Aber auch eine Luzernerin: die international erfolgreiche Komponistin und Jazzsängerin Susanne Abbuehl. Ob sie gewinnt oder nicht – ein schöner Batzen Geld ist ihr sicher.

Die Liste der Nominierten für den Grand Prix Musik ist ein Potpourri. Aber das ist wohl unausweichlich, wenn alle Landesteile, Sprachregionen, Musikstile und Altersklassen angemessen vertreten sein sollen. Es ist ein gut helvetischer Konsenspreis, der jetzt zum dritten Mal verliehen wird.

Und es sind nicht nur bekannte Namen der Musik darunter, sondern jene, die eine siebenköpfige eidgenössische Jury für besonders verdienstvoll hält. Ziel des Preises des Bundesamts für Kultur ist, «herausragendes und innovatives schweizerisches Musikschaffen zu würdigen und ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken». Aus ursprünglich 59 vorgeschlagenen Musikschaffenden befinden sich auf der Shortlist noch deren 15.

Konkurrentin ist Sophie Hunger

Unter ihnen findet man populäre Namen wie Sophie Hunger, das länderübergreifende Pop-Duo Peter Kernel oder den in Berlin lebenden Tobias Jundt alias Bonaparte. Aber es gibt auch Klassikgrössen wie Philippe Jordan, seines Zeichens Musikdirektor bei der Pariser Oper und Chefdirigent bei den Wiener Symphonikern, oder verdienstvolle Vertreter der Volksmusik wie die Jodlerin Nadja Räss. Und es ist eine Musikerin dabei, die in Luzern ansässig ist: die Sängerin und Komponistin Susanne Abbuehl.

Es ist nicht ihre erste Ehre: Abbuehl gewann 2002 den Edison-Award (den niederländischen Grammy) und war 2013 für den Hörspiel-Preis Prix Marulić nominiert. Was bedeutet ihr die Nominierung für den Prix Musique? «Der Brief mit Absender ‹Schweizerische Eidgenossenschaft› ist etwas Besonderes. Es freut mich, dass meine Musik, die fragil, kammermusikalisch und intim ist und sicher nicht eine Musik des grossen Publikums, da auch Platz hat», sagt Susanne Abbuehl.

«Snow, hailstorm … and some big news»: Susanne Abbuehl freut sich auf Facebook:

 

Wer sich nicht speziell für Musik interessiert, kennt Susanne Abbuehl wohl noch nicht. Aber ihre – vor allem auch internationalen – Erfolge sind beachtlich. Ein Blick in ihren Palmarès ist spätestens jetzt mit dieser prestigeträchtigen Nominierung angebracht.

Abbuehl ist 1970 in Bern geboren. Als Kind spielte sie Cembalo, mit 17 Jahren besuchte sie in Los Angeles die High School. Später wohnte sie in Den Haag und studierte dort Jazzgesang und Komposition und in Mumbay klassischen indischen Gesang. 2001 wurde sie vom Münchner Label ECM unter Vertrag genommen, einem führenden unabhängigen Label im zeitgenössischen Jazz. Ihr Album «April» von 2001 brachte ihr grosse, internationale Anerkennung.

Erstmals in Japan und China

Die Sängerin tourt mit ihren Ensembles weltweit in bisher 23 Ländern. Daneben arbeitet Abbuehl als Komponistin für Hörspiel und Theater und unterrichtet Jazzgesang in Lausanne und seit 1999 auch an der Jazzschule Luzern. Seit zwei Jahren lebt sie mit ihrer Familie auch in Luzern.

Demnächst ist Abbuehl mit ihrer Band The Gift unterwegs. Sie tritt im Mai erstmals in China und Japan auf. «Nach Japan wollte ich schon sehr lange, ich bin glücklich, dass es nun klappt», so Abbuehl. Und im September nimmt sie eine neue CD in Angriff.

Video: Susanne Abbuehl mit «The Gift» am JazzOnze+ Festival:

 

Ihr musikalischer Stil ist nicht einfach zu beschreiben. «Kammermusikalischer Jazz trifft es vielleicht am besten», sagt sie selber. «Ich verstehe meine Gruppe als interaktives Gebilde, alle Stimmen haben denselben Stellenwert.» Sie sei neben dem klassischen Jazz auch durch europäische Kunstmusik, klassische indische Musik und durch ihren Unterricht in Komposition geprägt worden, sagt Abbuehl.

In der Begründung der Jury heisst es: «Mit einem einzigartigen kammermusikalischen Zugang und besonderem Interesse an Instrumentierung und Zusammenspiel gehört sie heute mehr denn je zu den grossen Stimmen des Jazz.»

25’000 Franken für die Nominierung

Die Nomination ist schon viel wert: Alle 15 Nominierten erhalten je 25’000 Franken, dazu gibt’s einiges an medialer Aufmerksamkeit. Ein willkommener Zustupf für das oft brotlose Wirken von Musikern. Susanne Abbuehl sagt dazu: «Es ist eine Auszeichnung, für die man sich nicht bewerben kann. Wenn man bedenkt, wie viel Musikschaffende über die Jahre selbst investieren in Projekte, Weiterbildungen, Instrumente …, dann erscheint der Betrag sicher nicht überhöht.»

Die Gewinnerin oder der Gewinner wird am 15. September in Lausanne bekanntgegeben – dem Glücklichen winken dann gar 100’000 Franken Preisgeld. Bundesrat Alain Berset übergibt den Preis persönlich. Aber schon die Nominierung fühlt sich für Susanne Abbuehl wie ein Sieg an: «Wenn ich die Liste der Nominierten betrachte, bin ich ganz einfach glücklich, dabeizusein.»

Susanne Abbuehl: «Bathyal»

 

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