Long Tall Jefferson geht auf Europatour

Luzerner Musiker will hinaus in die Welt

So sieht’s aus, wenn Long Tall Jefferson auf der Bühne steht. (Bild: PD/Steffen Grosser)

Den Luzerner Musiker Simon Borer kannte man bis jetzt vor allem als Mitglied bei Pablo Nouvelle. Doch jetzt hebt er sein Alter Ego aus der Taufe: Long Tall Jefferson. Dieser ist vernarrt in alte Geräte, verpackt sein Fernweh in leichte Balladen und hatte für sein Debütalbum eine hübsche, nostalgische Idee.

Die Ironie im Titel seines Debütalbums ist nicht zu übersehen: «I Want My Honey Back». Auf dem Cover sieht man eine alte Fotografie eines Städtchens am Wasser, darüber in altmodischen, grossen Lettern: Long Tall Jefferson.

Und dieser Long Tall Jefferson scheint ein nostalgisches Herz zu haben – ein wenig aus der Zeit gefallen, aber durchaus mit Schalk. Der Mann dahinter heisst Simon Borer, und er sagt über sein Alter Ego: «Er ist recht pragmatisch, das gefällt mir an ihm.» Trotz der eher schweren Themen in den Songs, die um Liebe und Fernweh kreisen: «Long Tall Jefferson kann auch mal völlig salopp sein oder sogar plump», sagt Borer.

Ein veraltetes Gerät mit einer Geschichte

Verlosung: zwei Postkarten

Sein Debütalbum «I Want My Honey Back» veröffentlicht Long Tall Jefferson auf Vinyl, als Download oder Postkarte (mit Donwloadcode drauf).

Wir verlosen zwei solcher handverlesener Vintage-Postkarten: Schreiben Sie uns eine E-Mail mit dem Betreff «Long Tall Jefferson» und Ihren Kontaktdaten bis Freitag, 22. April, 12 Uhr, an [email protected]. Die Gewinner werden ausgelost und per E-Mail informiert.

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Der 27-jährige Simon Borer kommt ursprünglich aus Buttisholz. Er hat in Luzern auf der Gitarre die Jazzschule abgeschlossen und lebt inzwischen in Zürich. Der Musiker führt sein eigenes kleines Label Red Brick Chapel und ist als Musiker Teil der Band des sehr erfolgreichen Berner Musikers Pablo Nouvelle – an Gitarre, Bass und Gesang. Seine frühere Band Books on Shelves gibt es inzwischen nicht mehr, dafür ist nun Long Tall Jefferson geboren.

Während einer Tourpause letzten Sommer hat er sich im Bandraum verschanzt und angefangen, Songs aufzunehmen. Aufgenommen hat er auf einem analogen 4-Spur-Kassettengerät, das er in Berlin in einem Ramschladen entdeckte – und sofort in sein Herz schloss.

«Es ist mega schön, die Lichter und die Anzeige, wenn man es anschaltet, da wird mir warm ums Herz. Dieses Gerät hat eine Story, ich kenne sie zwar nicht, aber sie ist da», sagt Simon Borer. Innerhalb eines Monats waren 15 Songs im Kasten, 9 davon sind nun auf dem Album «I Want My Honey Back» zu hören.

Alte Themen, neue Songs: der Musiker Simon Borer alias Long Tall Jefferson.

Alte Themen, neue Songs: der Musiker Simon Borer alias Long Tall Jefferson.

(Bild: PD)

Die eigentlich heillos veraltete Aufnahmetechnik gibt dem Sound eine warme Note, ein heimeliges Grundrauschen. Das passt perfekt zur intimen Atmosphäre, die die Songs versprühen. Kommt hinzu: Das Gerät schränkt den Musiker arg ein, man kann nicht viel kaschieren und flicken, wie das mit digitalen Aufnahmen problemlos möglich ist.

«Das Gerät hat mir viel diktiert, es ist ein einfaches Konzept mit vier Spuren. Mit dem Computer und den unzähligen Möglichkeiten wäre ich nie auf einen grünen Zweig gekommen», sagt er. Das Kassettengerät zwang ihn, etwas einfach mal gut sein zu lassen, auch wenn es noch nicht perfekt war.

Ewige Themen: Liebe und Fernweh

Und zum folkigen Retro-Sound passt auch die Retro-Verpackung: Man erwirbt das Album entweder auf Vinyl – oder noch viel schöner: als handverlesene Vintage-Postkarte, die er auf seinen Reisen sammelte. Darauf ist ein Downloadcode zu den Songs, handgeschrieben und adressiert, jede ein Unikat.

«Auch wenn es schwere Themen in den Songs hat, sollen sie eine gewisse Leichtigkeit haben, sie dürfen nicht in der Bedeutungsschwere versinken.»

Simon Borer

Die neun Songs auf «I Want My Honey Back» sind sparsame, geerdete Songs, die er grösstenteils alleine aufgenommen hat. Manchmal nur fein gezupfte akustische Gitarre mit Gesang, dann und wann ein Schellenkranz oder eine dezente Trompete. Und doch hat das Ganze nichts mit der Gefühlsduselei und der eigenen Ergriffenheit zu tun, der so mancher Singer/Songwriter verfällt.

Borer mag Sachen, die viel Referenz beinhalten. «Vieles, was ich mache, gibt es schon. Meine Themen in den Texten werden aber nie alt: Liebe oder Fernweh, solche Songs funktionieren auch in 100 Jahren noch.» Das ist natürlich Musik mit allerlei Vorbildern. Vergleiche mit Bob Dylan, Elliott Smith oder Bonnie Prince Billy drängen sich auf, mit grossen Figuren der gehobenen Folk-Musik. Und schliesslich hat ein Elliott Smith seine frühen Songs auch mit Kassettenrecorder aufgenommen. «Auch wenn es schwere Themen in den Songs hat, sollen sie eine gewisse Leichtigkeit haben, sie dürfen nicht in der Bedeutungsschwere versinken», sagt er.

Ein Beispiel ist etwa «Old Friend» – einer der schönsten Songs des Albums. Hier das Video dazu:

 

Oder «Pharaoh» mit einer gänzlich anderen, dunkleren Grundstimmung. Ein Lied, das überraschend von einem bissigen Gitarrensolo heimgesucht wird:

Borer ist ein Reisender, nicht im Sinn von klassischen Ferienreisen, aber er entdeckt gern neue Orte. «Ich mag es, neue Menschen kennenzulernen, neue Lebensweisen, es fühlt sich einfach frisch an und es tut mir gut.»

Seit einem Jahr hat er keinen festen Job mehr, macht Musik und führt nebenher sein eigenes Label Red Brick Chapel, bei dem befreundete Bands mitmachen, etwa Gaia (zentralplus berichtete) oder The Fridge. Borer nennt es «kollektiv», sie teilen sich die Aufgaben auf, lernen voneinander und unterstützen sich.

Jetzt geht’s auf eine Europatour mit Auftakt in Luzern, es folgen Konzerte in Deutschland, Belgien und Holland. Zusammen mit Jakob Hummel, einem befreundeten Musiker aus Leipzig, der in Tschechien wohnt. Ihre erste Tour machten sie mit öV – jetzt haben sie immerhin ein Auto.

Konzert: Am Mittwoch, 20. April, spielt Long Tall Jefferson im Luzerner Neubad zusammen mit dem Norweger Jonas Alaska (20 Uhr im Pool).

Das Konzert ist Auftakt zu einer Tour durch die Schweiz, Deutschland, Belgien und Holland. Alle Daten findet man auf seiner Webseite.

 

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