Grosseinsatz der Polizei in Malters

Sie erschoss zuerst die Katze und dann sich selbst

In diesem Haus zwischen Scheune und Turm spielte sich das Drama von Malters ab.

(Bild: azi)

Es waren tragische Szenen, die sich am Mittwoch in Malters abspielten – und das Ende ist nicht weniger dramatisch: Die 65-Jährige ist tot. Nun werden erste Hintergründe, die mit dem Suizid in Zusammenhang stehen, bekannt. Es handelt sich um einen Fall, der die Ermittler wohl noch länger beschäftigen wird.

Der Grosseinsatz der Luzerner Polizei in Malters endete am Mittwochmittag tragisch: Die 65-jährige Schweizerin, die sich in ihrer Wohnung verschanzte und diverse Schüsse abfeuerte, wurde tot aufgefunden, nachdem die Polizei das Haus stürmte (zentralplus berichtete vor Ort). Nun informierte die Luzerner Polizei gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft an einer Pressekonferenz in Emmenbrücke über die Hintergründe des Vorfalls.

Als Erstes informierte die Zürcher Staatsanwaltschaft über die Geschehnisse – und bestätigte, dass in Zürich ein Strafverfahren aufgrund eines grösseren Betäubungsmitteldelikts hängig ist, in welches der Sohn der Verstorbenen und mehrere andere Personen involviert sind. «Die Frau selbst wurde nicht als Beschuldigte aufgeführt», sagt Daniel Eberle von der Zürcher Staatsanwaltschaft. Man habe die Luzerner Polizei um Rechtshilfe gebeten. Diese sollte die Wohnung nach einer Indoor-Hanfanlage absuchen.

«Sie war in einem psychischen Ausnahmezustand.»
Adi Achermann, Kommandant der Luzerner Polizei 

Man habe die 65-Jährige nicht in der Wohnung an der Lochmühle erwartet, als die Luzerner Polizei am Dienstag um 16 Uhr die Durchsuchung durchführen wollte, sagt Adi Achermann, Kommandant der Luzerner Polizei. «Sie war in Malters nicht gemeldet und der Luzerner Polizei nicht bekannt», präzisiert Adrian Gyger von der Staatsanwaltschaft Emmen, die nun ein Verfahren aufgrund des aussergewönlichen Todesfalls eingeleitet hat. Die Wohnung soll dem Sohn der Frau gehört haben.

Es informierten (v.l.): Daniel Eberle, Staatsanwaltschaft Zürich, Adrian Gyger, Staatsanwaltschaft Luzern, und Adi Achermann, Kommandant der Luzerner Polizei.

Es informierten (v.l.): Daniel Eberle, Staatsanwaltschaft Zürich, Adrian Gyger, Staatsanwaltschaft Luzern, und Adi Achermann, Kommandant der Luzerner Polizei.

(Bild: azi)

Verhandlungen blieben erfolglos

Die Polizei verhandelte die ganze Nacht mit der Frau. «Sie war in einem psychischen Ausnahmezustand», so Kommandant Achermann. Sie habe die Verhandlungen immer wieder abgebrochen und sei nicht einsichtig gewesen. Sie hatte mehrere Warnschüsse abgegeben, aus dem Fenster und innerhalb der Wohnung. Zudem habe sie gedroht, den Polizisten und sich selbst etwas anzutun.

Nach 17 Stunden Einsatz habe man festgestellt, dass die Frau nicht einsichtig ist und nicht zur Aufgabe zu bewegen war. «Es bestand eine akute Selbst- und Fremdgefährdung. Daher haben wir beschlossen, zu intervenieren», so Achermann. Als die Polizei mit dem Sonderkommando Luchs die Wohnung stürmen wollte, haben die Polizisten im Haus zwei weitere Schüsse gehört. Daraufhin haben die Einsatzkräfte die Wohnung systematisch abgesucht und die Frau schliesslich tot im Badezimmer gefunden. «Sie hat zuerst die Katze und dann sich selbst erschossen», so Achermann und betont, dass seitens der Polizei keine Schüsse abgefeuert wurden. «Wir bedauern, dass es zu diesem tragischen Tod gekommen ist», so der Kommandant der Luzerner Polizei weiter.

Indoor-Hanfanlage gefunden

Eine Indoor-Hanfanlage habe man schliesslich im zweiten Stock der Wohnung gefunden. Es habe sich um eine mittelgrosse Anlage gehandelt, wie Eberle von der Zürcher Staatsanwaltschaft bekannt gab. Die Hintermänner sollen mehrere Anlagen in verschiedenen Kantonen betrieben haben, zudem sollen bereits mehrere Personen festgenommen worden sein. Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, gibt die Zürcher Staatsanwaltschaft keine weiteren Informationen bekannt. Auch nicht darüber, ob sich noch weitere Personen auf freiem Fuss befinden, wie Daniel Eberle sagt.

Urs Wigger, Sprecher der Luzerner Polizei, und Simon Kopp, Sprecher der Luzerner Staatsanwaltschaft, informierten die Medien vor Ort über den Ausgang des Polizei-Grosseinsatzes.

Urs Wigger, Sprecher der Luzerner Polizei, und Simon Kopp, Sprecher der Luzerner Staatsanwaltschaft, informierten die Medien vor Ort über den Ausgang des Polizei-Grosseinsatzes.

(Bild: azi)

Der Einsatz der Luzerner Polizei in Malters begann bereits am Dienstagnachmittag. Im Auftrag der Zürcher Staatsanwaltschaft sollte die Polizei die Wohnung der 65-Jährigen durchsuchen – worauf diese eine dunkle Faustfeuerwaffe zog und den Ermittlern den Einlass verwehrte. Dabei habe sie gedroht, den Polizisten und jedem, der das Gebäude betritt, wie auch sich selbst etwas anzutun. Vor Ort waren acht Polizeiautos und zwei Krankenwagen. Das Gebiet wurde grossräumig abgesperrt und die Anwohner zeitweilig evakuiert. Spezialisten der Luzerner Polizei verhandelten mit der Frau, bis die Polizei die Wohnung schliesslich stürmte und die Frau tot auffand.

In diesem Haus spielte sich das Drama von Malters ab.

In diesem Haus spielte sich das Drama von Malters ab.

(Bild: azi)

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1 Kommentar
  • Profilfoto von M. Renée
    M. Renée, 30.05.2021, 02:13 Uhr

    Wegen Hanf solch ein Geschrei machen? Bei der Polizei sind doch nicht mehr alle Schrauben locker. Dieser Hanf-Bann und das ganze Theater darum: Vor 50 Jahren gab es in jeder Apotheke mindestens 50 verschiedene Hanfpflanzen im Angebot.
    Ich hoffe, dass dieser unnötige Tod, in das Gewissen der Herren eingegraben bleibt.

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