Lexikon über Luzern Bands kommt

Riesenbüez: 40 Jahre Pop zwischen Buchdeckeln

Hach, das waren noch Zeiten: Vergessene, aber ebenso heute noch aktive Bands versammeln sich im kommenden Bandlexikon. (Bild: PD/Montage jwy)

Ein Gruppe von Luzerner Musikern und Musikbegeisterten hat sich Grosses vorgenommen: Sie sammelt seit ein paar Jahren Material, jeden Schnipsel über Luzerner Bands. Das Projekt hat riesige Ausmasse angenommen – und auf Ende 2016 soll die erste Chronik des Luzerner Pop und Rock zwischen 1960 und 2000 erscheinen. Ein Nostalgikerprojekt, zu dem noch ein gewichtiges Detail fehlt.

«Wenn wir das machen, dann richtig», sagt der Schlagzeuger Pit Furrer. Er und ein paar andere alte Hasen aus dem Business arbeiten seit ein paar Jahren an einer Chronik über die Pop- und Rockgeschichte von Luzern. Ein Lexikon, das Musiker und Bands zwischen 1960 und 2000 möglichst lückenlos dokumentiert. 40 Jahre Pop und Rock zwischen zwei Buchdeckeln. 

Zugegeben: Neu ist die Idee nicht. Es gab schon Versuche, die Luzerner Musikszene festzuhalten und abzubilden. Etwa das zaghafte Online-Verzeichnis «Luzern Rock City» (inklusive CD-Sampler). Oder das Sedel-Buch (2002) und den Film «Rock’n’Roll Kingdom». Es gab das Boa-Buch (2008) und 2006 im Historischen Museum die Ausstellung «Ausser Rand und Band» über die Luzerner Musik-Szene zwischen 1950 und 1980. Und sogar über den Luzerner Jazz gibt es ein Buch («Jazz in Luzern», 2009, von Beat Müller). Doch alle diese Werke bildeten nur einen Teil oder eine bestimmte Epoche der Musiklandschaft ab.

Seit den 70ern auf der Piste

Schlagzeugliebhaber – und seit neustem Buchmacher: Pit Furrer.

Schlagzeugliebhaber – und seit neustem Buchmacher: Pit Furrer.

(Bild: PD)

Dass Luzern genügend Pop-Stoff bietet, um einen dicken Band zu füllen, dafür bürgen die kompetenten Macher: Sie sind selber aktive Musiker oder eifrige Sammler und Chronisten der Luzerner Kultur: Pit Furrer (Schlagzeuger, Schlagzeuglehrer und -sammler seit 1975), Roli Duss (Musiker und Musikgeschäfteinhaber) sowie Urs Hangartner (jahrzehntelanger Kulturjournalist). Die drei recherchieren seit zwei Jahren die Bands und sammeln Material, berichtete «041 – Das Kulturmagazin» in der Februar-Ausgabe.

Unterstützung kommt vom Grafiker Ludek Martschini, von Hans-Peter Heini vom kantonalen Bildungs- und Kulturdepartement und schliesslich Pirmin Bossart als Autor. Es soll schliesslich nicht ein trockenes Verzeichnis werden, sondern ein Buch mit Fotos, Texten, Werken, Konzertdaten und was sich sonst noch finden lässt.

«Wir sind seit Anfang der 70er-Jahre auf der Piste, wir haben diese Zeit selber intensiv erlebt. Wir machen etwas, wovon wir Bescheid wissen», sagt Pit Furrer. Er und Roli Duss hatten schon selber ein grosses Archiv an Material und kennen viele Leute, die wiederum viele Leute kennen.

500 Bands haben sie schon

So sammelte sich eine Menge Material an. Derzeit über rund 500 Bands, und täglich werden es mehr. Letztlich dürften es etwa 600 sein. «Die Medienberichte haben extrem viel ausgelöst», sagt Pit Furrer. «Wir werden bombardiert mit Material, dieses Echo hätte ich nie erwartet.»

Das Buch

Das Lexikon «Rock Pop Luzern. Bands und Musiker von A bis Z – Das ultimative Rock-Pop-Lexikon 1960–2000» soll Ende 2016 erscheinen. Wer sich als Band noch melden möchte, sollte dies lieber gestern als heute tun – Details dazu gibt’s auf der Webseite. Auch Gönner kann man dort werden und das Buch finanziell unterstützen.

Im Werk wird man Bands finden, die manche von uns vielleicht vergessen oder gar nicht erst gekannt haben. Etwa die Dead End Cowboys (1990 bis 1996) um Sänger und Gitarrist Pete Borel (wie eine Musterseite des kommenden Werks zeigt). Darauf ist der junge Pit Furrer selber zu sehen. Oder die 80er-Band The Dingsda. Manche lokale Helden, die immer noch aktiv sind, kennt man eher: zum Beispiel Mothers Pride oder die Möped Lads. Bei anderen Bands freut man sich als U35 auf die Texte im Buch – man hört das erste Mal von ihnen: Bluesbox, Pepper Jack, Snowkings oder Violets (siehe Bildergalerie am Ende). 

Ende 2016 soll das Buch erscheinen – es könnte aber auch etwas später werden. Denn das Wichtigste ist, dass das Werk so komplett wie möglichst wird. Dazu kommt: Das viele Material muss gesichtet und aufbereitet werden. Das Buch soll letztlich zu 100 Prozent made in Lucerne sein – nicht nur der Inhalt, auch die Gestaltung und der Druck.

Mehr aufgeladen als erwartet

Pit Furrer gibt zu, dass sie etwas am Rotieren sind: «Es ist ein gsponnigs› Projekt, wir haben uns viel mehr aufgeladen als erwartet, es hat riesige Ausmasse angenommen.» Er hätte nie gedacht, dass es so viele Bands werden.

«Es ist ein gsponnigs› Projekt, wir haben uns viel mehr aufgeladen als erwartet, es hat riesige Ausmasse angenommen.»

Schlagzeuger Pit Furrer

Und wieso das Ganze als Buch und nicht online? Das wäre günstiger und weniger starr. Das kam für die Macher nicht infrage. «Wir wollen etwas, das man in der Hand halten kann», sagt Furrer (wenn’s denn nicht zu schwer wird). «Es soll zum Durchblättern spannend wie ein Krimi sein, nicht nur für Musiker, sondern für alle, die diese Zeit erlebt haben.» Für Nostalgiker also? Nicht nur, glaubt Furrer: «Auch meine Schüler interessieren sich für diese Zeit und wollen wissen, wie das damals gelaufen ist.»

40’000 Franken Kosten

Noch können sich Bands aus der Zeitspanne 1960 bis 2000 melden (der Redaktionsschluss war ursprünglich im Sommer 2015). Einen gewissen musikalischen Output muss die Band aber gehabt haben, sie sollte ein bis zwei Jahre aktiv gewesen sein. Daneben müssen die Macher auch noch Geld auftreiben: Gönner können sich beteiligen und werden dafür im Buch verewigt – und sie erhalten ein Exemplar. Insgesamt wird das Buch, so schätzt Furrer, etwa 40’000 Franken kosten – für Grafik und Texte zahlen sie Honorare, die Recherchearbeit war Fronarbeit.

Das Band-Lexikon soll zwar so lückenlos wie möglich sein, deckt aber «nur» die Zeitspanne bis 2000 ab. Jene Zeit, welche die Macher selbst am intensivsten erlebten. Aber natürlich ist auch seither viel in der Pop- und Rockstadt Luzern passiert. Doch die jüngeren Jahre soll dereinst ein zweiter Band aufrollen. Und diesen müssten dann andere Köpfe initiieren. Wenn’s bis dann noch Bücher gibt.

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