Schlechtes Jahr für Museen

Mit Luzerner Emils gegen Besucherschwund

Alexandra Strobel arbeitet seit 11 Jahren für das Historische Museum Luzern.

(Bild: zvg)

2015 war kein gutes Jahr für die Luzerner Museen: Weniger Besucher und die Museumsnacht 2016 wurde gar ganz abgesagt. Unter den Häusern sticht aber eines positiv hervor. Und dafür sorgte vor allem ein prominenter Luzerner.

Die Museen der Stadt Luzern kämpfen mit rückläufigen Besucherzahlen. Im vergangenen Jahr konnten die Luzerner Museen 817’221 Besucher verzeichnen. Das sind ganze 50’000 weniger als im Jahr davor.

Doch die Statistik (siehe unten) muss mit Vorsicht genossen werden. So wirkte sich letztes Jahr beispielsweise das gute Wetter stark auf die Zahlen aus. Auch ob Sonderausstellungen mit nationaler oder internationaler Ausstrahlung veranstaltet werden, ob Umbauten anstanden oder sonstige grosse Projekte, schlägt sich in der Statistik nieder. Trotzdem fällt auf, dass die Zahlen in den letzten Jahren auch bei Events wie der Museumsnacht eher rückläufig sind.

Ein Ersatz für die Museumsnacht muss her

Als eines von wenigen Museen verzeichnete das Historische Museum keine rückläufigen Zahlen, sondern erzielte mit 42’509 Besuchern sogar einen Besucherrekord. Besonders die erfolgreiche Emil-Ausstellung hat viel zu diesem Ergebnis beigetragen.

Um mehr Besucher anzusprechen, schlagen die Häuser ganz unterschiedliche Wege ein. Die Vereinigung der Luzerner Museen (VLM) ist nun auch dabei, einen neuen Museumsevent zu entwickeln. Denn 2016 findet keine Museumsnacht mehr statt.

Alexandra Strobel, Kommunikationsverantwortliche des Historischen Museums und seit Januar Präsidentin der VLM, erklärt die Situation der Luzerner Museen.

zentral+: Woran liegt es, dass die Zahlen rückläufig sind?

Strobel: Wir konkurrenzieren als Museen nicht nur mit anderen Kulturanbietern, sondern vor allem auch mit Angeboten im Freizeitbereich. Und auch hier wird das Angebot immer grösser und vielfältiger. Die Besucher haben mehr Möglichkeiten und sind daher in der Wahl der Freizeitangebote anspruchsvoller. Deshalb müssen sich gerade Dauerausstellungen etwas einfallen lassen, etwas Neues bieten, um nicht weiterhin rückläufige Besucherzahlen zu haben. Das können Erlebnistage sein, spartenübergreifende Projekte in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen, Festivals oder Künstlern, oder neue Besuchergruppen ansprechen.

«Unsere Aufgabe ist es, nicht nur die elitäre Kultur zu zeigen.»

zentral+: Wo gibt es dabei Potenzial?

Strobel: Im Naturmuseum beispielsweise sind rund 51 Prozent der Besucher Kinder und Jugendliche. Den Gletschergarten besuchen vor allem Touristen. Das Bourbaki Panorama ist nun beispielsweise daran, seinen Fokus viel stärker auf Schulen aus zu richten. Mit der Bourbaki Panorama-App setzt das Haus voll auf Vermittlung in Schulklassen und hat viel Zeit und Geld darin investiert. Gerade digital haben Museen noch grosses Potenzial. Noch diesen März wird vom Historischen Museum die Plattform Lory aufgeschaltet (siehe Box).

zentral+: Das Historische Museum setzte aber 2015 besonders auf Emil Steinberger.

Strobel: Auch, aber nicht nur. Das Feuerwehr-Erlebnis-Wochenende über die Feuerwehr hat sich stark auf die Besucherzahlen ausgewirkt. Und die beiden Ausstellungen zum Holocaust und zu Mysterien des Heilens ebenso. Es braucht ein breites Spektrum. Aber natürlich sind Biografien immer etwas, was zieht. Leute sprechen auf Persönliches immer gut an.

«Es findet ein Generationenwechsel statt.»

zentral+: Haben Sie sich deshalb dazu entschieden, nach Emil Steinberger im 2015 nun dieses Jahr auch Emil Manser in den Fokus zu stellen?

Strobel: Emil Manser war die vergangenen Jahre bei uns immer wieder Thema – besonders seit sein Nachlass in unseren Händen liegt. Nach dem Erfolg der letzten Emil-Ausstellung und auch nach dem wahnsinnig guten Absatz der Manser-Postkarten bei uns haben wir uns nun entschieden, ihm eine Ausstellung zu widmen. Die Leute sind sehr interessiert an ihm und seinen Plakaten. Zudem ist unsere Aufgabe, nicht nur die elitäre Kultur, sondern auch prägende Figuren in unserer Region und Gesellschaft zu zeigen. Und wir werden auch weiterhin immer mal wieder Köpfe in den Fokus stellen, wie in Vergangenheit Angy Burri und Emil Steinberger oder in Zukunft Emil Manser oder auch Queen Victoria im 2018.

Wer ist Lory?

Bei der Plattform Lory handelt es sich um eine wissenschaftliche Kooperation des Historischen Museums gemeinsam mit der Universität Luzern. «Wir haben auch einen Bildungsauftrag», betont Alexandra Strobel. Und anhand von Lory soll besonders Kulturgeschichte vermittelt werden. «Es ist eine Plattform für Journalisten und historisch interessierte Menschen.»

Die wissenschaftlichen Texte über die Sammlungsschwerpunkte des Historischen Museums werden von hiesigen und Gast-Kuratoren und Studenten verfasst. «Eine Chance für die Studenten und auch eine Möglichkeit für die Kuratoren, ihr Wissen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, als es sonst mittels Büchern geschieht», so Strobel.

zentral+: Sie haben Events als Chance erwähnt. Nun fällt jedoch die Museumsnacht 2016 aus. Weshalb wurde dieser gemeinsame Event der Luzerner Museen gestrichen?

Strobel: Wir werden 2017 wieder einen gemeinsamen Event haben, haben uns aber entschieden, 2016 eine Pause zu machen, um uns richtig Zeit zu nehmen, das Ganze neu aufzugleisen. Die Museumsnacht lief 15 Jahre lang und in den letzten Jahren waren auch hier die Zahlen rückläufig. Es war Zeit, an einem Event, der langsam «ausläuft», etwas zu verändern. Ein Team um Corinne Imbach ist nun dabei, mit jedem der elf Häuser Gespräche zu führen und alle untschiedlichen Bedürfnisse, Ideen und Abläufe kennenzulernen. Spätestens im Sommer werden wir dann entscheiden, wie der gemeinsame Event 2017 aussehen wird.

zentral+: Was ist dabei zentral?

Strobel: Wir müssen das Ganze ganz neu von Grund auf denken. Neu planen: mit Partnern und Sponsoren, den Ideen und der Kommunikation. Das bezieht sich auch auf die zu diskutierenden Strukturen und die zukünftige Ausrichtung der VLM. Es findet ein Generationenwechsel statt und das muss man auf verschiedenen Ebenen berücksichtigen, aber auch ohne die ältere Generation zu vergessen.

Besucherstatistik 2015

Eintritte 2015BellparkGletscher- gartenHistorisches MuseumKunst- museumNatur- museumBourbaki PanoramaRosengartWagner- museumVerkehrs- hausTotal
 6395110’92842’50940’41944’44432’31137’2035815497’197817’221

Emil Manser, das Luzerner Stadtoriginal, verstarb 2004. Sein Auftreten und seine Plakate sind in Luzern noch immer legendär. Zu seinem 10. Todestag erinnerten wir uns. Den Artikel dazu finden Sie hier.

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