Massenentlassung bei Ebikoner Liftkonzern

Schindler streicht 120 Stellen

Am Schindler-Hauptsitz in Ebikon arbeiten künftig 120 Personen weniger. (Bild: zentralplus.ch)

Ihre Arbeitsplätze werden ins Ausland verlagert: Der Liftbaukonzern Schindler mit Hauptsitz in Ebikon baut 120 Stellen ab. Die Gewerkschaft Unia ist empört und macht dem Konzern happige Vorwürfe. Dieser wehrt sich.

Laut der Gewerkschaft Unia hat der Liftbaukonzern Schindler am Dienstag an einer Personalinformation bekannt gegeben, dass am Standort Ebikon 120 Stellen abgebaut werden. Produktion und Engineering sollen massiv reduziert und ins Ausland, insbesondere nach China und Indien, verlagert werden.

Unia beklagt: «Mit der angekündigten Verlagerung marginalisiert Schindler seine Produktion in der Schweiz und provoziert einen enormen Know-how-Verlust sowohl für den Standort Ebikon als auch für den gesamten Industrieplatz Schweiz.»

«Gewinnmaximierung auf Buckel der Mitarbeiter»

Die Entlassungen sind laut Unia auf die Gewinnmaximierungsstrategie von Schindler zurückzuführen. «Dies, obwohl das Unternehmen im Vorjahr einen Gewinn von 747 Millionen ausweist. Die Arbeitsstellen werden ins Ausland ausgelagert.» Die Unia fordert Schindler auf, die Verlagerung der Arbeitsplätze zu stoppen und am Produktionsstandort Schweiz festzuhalten. Zudem unterstützt Unia die Personalkommission mit vollen Kräften im Konsultationsverfahren und bei der Suche nach Alternativlösungen.

«Schindler strebt mit den Entlassungen eine weitere Gewinnsteigerung auf dem Buckel der Spezialisten am Hauptsitz in Ebikon an.»

Unia

Der Liftbauer Schindler weist für das Jahr 2015 einen Gewinn von 747 Millionen Franken und eine Gewinnsteigerung gegenüber dem Vorjahr aus. «Daher sind die angekündigten Entlassungen umso fragwürdiger. Schindler strebt mit den Entlassungen eine weitere Gewinnsteigerung auf dem Buckel der Spezialisten am Hauptsitz in Ebikon an», ärgert sich die Unia.

Schindler soll Entscheid rückgängig machen

Die Unia fordert von Schindler nun, ihren Entscheid rückgängig zu machen und von der Verlagerung der Abteilung abzusehen. «Das Profitdenken darf nicht im Vordergrund stehen.» Die als Entlassungsgrund angeführte mangelnde Auslastung sei hausgemacht. Die Auftragsbücher von Schindler seien voll, die Aufträge würden aber aus Gründen der Gewinnmaximierung nicht in der Schweiz produziert, sondern an andere Standorte vergeben.

Die Firma Schindler produziert seit 1874 im Kanton Luzern. «Als Firma, deren Wurzeln in Luzern liegen, muss Schindler ihre soziale Verantwortung gegenüber den Angestellten in Ebikon wahrnehmen und unabhängig vom Ausgang des Konsultationsverfahrens garantieren, dass im 2016 keine Kündigungen ausgesprochen werden», schreibt die Unia. Die Gewerkschaft fordert von Schindler zudem ein klares Bekenntnis zum Produktionsstandort Schweiz.

Schweiz ist zu teuer

Schindler bestätigt am Dienstagabend in einer Medienmitteilung die Entlassungen wie folgt: «Schindler produziert heute in der Fabrik am Standort Ebikon mit rund 200 Mitarbeitern Aufzugskomponenten für den globalen Markt. Durch das starke Marktwachstum in Asien und die hohen Produktionskosten in der Schweiz werden immer mehr Aufträge im Ausland abgewickelt. Daher ist es nicht mehr möglich, das Werk auszulasten, und Schindler muss sich den neuen Marktgegebenheiten anpassen.»

Ziel ist es laut Schindler, eine dauerhafte Lösung zu erarbeiten, welche die Konkurrenzfähigkeit des Werkes Ebikon sichert. Das vorgeschlagene Konzept sehe eine Straffung der Produktion vor und der Standort Ebikon soll zu einem «globalen Kompetenzzentrum für Spezialanfertigungen werden. Der Schindler-Konzern bekennt sich klar zum Standort Ebikon und will mit diesem Schritt den Fortbestand der Produktion in Ebikon sichern».

Hoffen auf Sozialplan

Das vorgeschlagene Konzept sieht bis Ende 2017 den Abbau von 120 Stellen am Standort Ebikon vor. Schindler arbeitet laut eigenen Aussagen eng mit den Sozialpartnern zusammen, um eine «verantwortungsvolle und faire Lösung für die betroffenen Mitarbeiter zu finden».

Ein Teil der Personalanpassungen könnte durch natürliche Fluktuation, interne Transfers und vorzeitige Pensionierungen realisiert werden. Aber Schindler verhehlt nicht: «Kündigungen können nicht ausgeschlossen werden.» Man verfüge für diesen Fall jedoch über einen gut ausgestatteten Sozialplan. Die Marktorganisation der Schindler Aufzüge AG in der Schweiz mit ihren knapp 3000 Mitarbeitern ist von diesen Massnahmen nicht betroffen. Der Konsultationsprozess mit der Arbeitnehmervertretung wurde eingeleitet.

Schindler bildet rund 300 Lehrlinge in der Schweiz aus, 16 von ihnen im betroffenen Bereich. Die Ausbildungsplätze und die bestehenden Lehrverträge sind von den erwogenen Massnahmen ausgenommen. Auch die Zusammenarbeit mit der Stiftung Brändi, die sich für die Integration von Menschen mit Behinderung einsetzt, wird weitergeführt.

Nachzug: Lesen Sie hier, wie die Unia Schindler zum Umdenken bewegen will.

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