Halbes Jahrtausend Zentralschweizer Bühnen

Immer dieses Theater!

Das reiche Zentralschweizer Theaterschaffen zusammenzufassen, dessen hat sich Bernd Isele angenommen. Nun ist «Bühnenlandschaften» erschienen. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

In der Zentralschweiz engagieren sich so viele Menschen für Theater wie sonst kaum irgendwo weltweit. In einem neuen Buch von Bernd Isele fassen zahlreiche Autoren zusammen, was unsere Bühnen alles zu bieten haben. Und dabei wird auch mit Klischees aufgeräumt.

Ein uriger Dorfschwank, eine Opernproduktion im Stadttheater, ein Freilichtspektakel oder eine wilde Performance der Freien Szene – die heutige Vielfalt des Theaters in der Zentralschweiz lässt sich nicht einfach mal kurz abhandeln. Und bisher existierte kaum eine Publikation, welche sich ausführlich mit all diesen Bereichen auseinandersetzte.

Deshalb hat sich Bernd Isele gemeinsam mit 19 weiteren Autoren an ein Buch gemacht, um einen Überblick über diese Vielfalt zu schaffen. Theater- und Literaturwissenschaftler, Journalisten und Historiker haben nun im Verlag Pro Libro Luzern das Buch «Bühnenlandschaften – Theater in der Zentralschweiz» herausgegeben. Darunter Christoph Fellmann, Pirmin Bossart, Anne-Christine Gnekow und Urs Hangartner.

Verlosung

Wir verlosen 2 x 1 Exemplar «Bühnenlandschaften», herausgegeben von Bernd Isele. Schreiben Sie uns eine E-Mail mit dem Betreff «Bühnenlandschaften» und Ihren Kontaktdaten bis Sonntag, 6. März 2016, 12 Uhr, an [email protected]. Die Gewinner werden ausgelost und per E-Mail informiert. Teilnahmeberechtigt sind alle Community-Mitglieder von zentral+. Mit Ihrer Teilnahme erklären Sie sich einverstanden mit unseren AGB.

Ein fundiertes «Who is Who» des Zentralschweizer Theaters ist dabei entstanden. Nicht nur geschichtlich, sondern auch aktuell. Ein Buch, das für jeden Theaterinteressierten und Theaterschaffenden aus der Zentralschweiz einen aktuellen und sauberen Überblick bietet und sich nicht auf eine Sparte oder Szene versteift, aber auch keine Verallgemeinerungen benötigt. Differenziert wird nicht nur historisches Theater und Hochkultur behandelt, sondern auch dem Volkstheater mit all seinen Facetten und Ambitionen räumt Christoph Fellmann viel Platz ein.

Der Herausgeber Isele nennt die Publikation im Vorwort ein «Gemeinschaftsprojekt» von Menschen mit einer langjährigen Liebe zum Theater und über diese. «Das vorliegende Buch stellt Menschen vor, die in den vergangenen Jahrhunderten und Jahrzehnten für ihr Theater gestritten und es mit Witz und Klugheit beständig weiterentwickelt haben», schreibt er.

Eine Fotografie von 1943. Margrit Winter als Gretchen vor dem Weinmarktbrunnen in Luzern. (Bild: Bühnenlandschaften)

Eine Fotografie von 1943. Margrit Winter als Gretchen vor dem Weinmarktbrunnen in Luzern. (Bild: Bühnenlandschaften)

Vom Spätmittelalter bis heute

Im 16. Jahrhundert war die Bühnenkunst in Luzern noch gut überschaubar. Das Osterspiel in der Altstadt war der Höhepunkt der künstlerischen Darstellung des Jahres. Heidy Greco-Kaufmann zeigt im ersten Kapitel den Anfang der Zentralschweizer Bühnenkunst auf: Fasnacht, Passionsspiele und Höllendarstellungen auf den historischen Plätzen unserer Städte.

Über das heutige freie Theaterschaffen in der Zentralschweiz zu schreiben, das sei nicht einfach, schreibt Hansruedi Hitz in seinem Kapitel «Das andere Theater». Theatergruppen und -vereine, die irgendwo zwischen Stadttheater und Kleinkunst, zwischen Freier Szene und Volkstheater nicht eingeordnet werden können.

Ebensowenig ist es einfach, das Theaterschaffen eines halben Jahrtausends in 320 Seiten abzubilden. Doch die Aufteilung in 19 verschiedene Thematiken wie «Theater der Jesuiten», «Kinder- und Jugendtheater», «Volkstheater» oder «Kleinkunstszene» macht das Schmökern einfacher. Aufgelockert mit Künstler-Biografien und Interviews, mit Rück- und Ausblicken.

Ein Querschnitt durch die Theaterschaffenden

Diverse Gruppen wie das Theater «Aeternam» oder die «Werkstatt für Theater», das Theater «Rostfrei» und viele andere werden in «Bühnenlandschaften» porträtiert. So finden auch Theatergruppen wie die «Grenzgänger» in einer interkantonalen Zusammensetzung Platz, sowie zahlreiche Menschen, welche die Theaterlandschaft der Zentralschweiz stark prägen, wie Livio Andreina, Lisa Bachmann, Walter Sigi Arnold, Reto Ambauen, Ursula Hildebrand oder Ueli Blum.

Weder das Kabarett, Tanzschaffende, aktuelle Dramatiker, die Spoken-Word-Szene noch die Kleinkunst im musikalischen Spektrum gingen vergessen. Und auch der Nachwuchs nicht.

Peter Carps Inszenierung von Thomas Hürlimanns «Das Gartenhaus». (Bild: Bühnenlandschaften)

Peter Carps Inszenierung von Thomas Hürlimanns «Das Gartenhaus». (Bild: Bühnenlandschaften)

Von Plänen und Träumen

Auch die Infrastruktur – sei es der Theater Pavillon, der Südpol, auch die Neue Theater Infrastruktur NTI alias Salle Modulable – wird in der Neuerscheinung thematisiert. Und auch grosse Ideen und unerfüllte Träume von schwimmenden Festpielhäusern sind Thema. Ob die NTI in einigen Jahren dasselbe Schicksal ereilen wird – eine Idee von vielen –, wird sich zeigen. So wie Hansruedi Hitz im Kapitel «Das andere Theater» schreibt: «Sie sollte als Weiterentwicklung der Salle Modulable den Vorstoss des Lucerne Festival in den Bereich Musiktheater ermöglichen, sie sollte das ehrwürdige, aber nicht mehr effizient zu betreibende Theater an der Reuss ersetzen und sie sollte mit einem Ausbau der Förderung die professionellen Produktionen der freien Szene besser unterstützen – und so wenig wie möglich kosten. Ob diese Rechnung aufgeht?»

Erst vor Kurzem gab es Neuigkeiten zur Salle Modulable. Den Artikel dazu finden Sie hier.

Der Herausgeber Bernd Isele

Geboren im Schwarzwald, studierte Bernd Isele Germanistik, Philosophie, Geschichte, Medienwissenschaften und Kunstgeschichte, zunächst in Konstanz, später an der Uni Münster, bevor er im Jahr 2006 mit einer Arbeit über das Phänomen religiöser Gewalt promovierte.

Parallel zu Studium und Promotion arbeitete er journalistisch und wissenschaftlich für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften. Es folgten Regieassistenzen und Stipendien an diversen Theatern und Festivals. Er war Gastassistent am Schauspielhaus Zürich, bevor er von 2006 bis 2012 am Luzerner Theater engagiert war, zunächst als Dramaturgieassistent und Leiter der Nebenspielstätte UG, seit 2009 als Dramaturg für die Sparte Schauspiel.

Kristina Brons in Beatrice Fleischlins Stück «mein törichter beweis von leidenschaft». (Bild: Bühnenlandschaften)

Kristina Brons in Beatrice Fleischlins Stück «mein törichter beweis von leidenschaft». (Bild: Bühnenlandschaften)

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