Turbulenzen vor Pressekonferenz

FCL verlängert mit Babbel – und attackiert die Medien

Markus Babbel dürfte auch an der PK diesen Freitag ein begehrter Interviewpartner sein. (Bild: Roman Beer)

Der FC Luzern freut sich über die Vertragsverlängerung mit Cheftrainer Markus Babbel. Aber er nervt sich tierisch über gewisse Journalisten. Besonders FCL-Legende Kudi Müller lässt kein gutes Haar an diversen Beiträgen der «Neuen Luzerner Zeitung» und des «Blick».

Das verlief nicht nach Plan. Zuerst teilte der FCL mit, dass Präsident Ruedi Stäger diesen Freitag um 13 Uhr «erfreuliche Neuigkeiten» vermelden kann. Dies im Rahmen der Medienkonferenz vor dem ersten Heimspiel der Rückrunde diesen Sonntag gegen den FC Zürich. Mehr liess sich der FCL nicht entlocken, in der Hoffnung natürlich auch auf eine gut besuchte Pressekonferenz.

Doch dann war offenbar der Teufel los. Am späten Donnerstagabend nämlich verschickte FCL-Mediensprecher Max Fischer schon die nächste Mail an die Medienschaffenden. Inhalt: «Nach einer Online-Meldung der Luzerner Zeitung und zig Telefonanrufen aus Ihren Kreisen kann ich bestätigen, dass morgen an unserer Medienkonferenz die Vertragsverlängerung mit Cheftrainer Markus Babbel ein Thema ist.»

FCL und NLZ im Dauerstreit

Dann tritt Fischer auf ungewöhnliche Weise nach und pinkelt dem für den FCL hauptverantwortlichen NLZ-Sportjournalisten ungeniert ans Bein: «Da dieser [Name wird im Mail genannt] mit den Zahlen auf Kriegsfuss steht – zum wiederholten Mal nennt er eine falsche Zahl –, empfehle ich Ihnen, morgen selber in der Swissporarena vorbeizukommen und mit den Hauptakteuren zu sprechen.» Die «Neue Luzerner Zeitung» nennt online bloss eine Zahl: «Wie Präsident Ruedi Stäger bereits Mitte Januar im Trainingslager in Marbella bekannt gegeben hatte, einigte sich der Verein mit dem Bayern erneut auf einen Einjahresvertrag. Also dürfte Babbels Anstellung bis Sommer 2017 fortgesetzt werden.» Sommer 2017 könnte folglich falsch sein.

Update: Verlängert Babbel für zwei Saisons?

Markus Babbel soll beim FCL einen Vertrag nicht nur für eine, sondern für zwei Saisons erhalten. Also bis Mitte 2018. Das zumindest schreibt am Donnerstagabend blick.ch. 

zentral+ will es aus erster Hand wissen und besucht für Sie diesen Freitagmittag die FCL-Medienkonferenz und spricht mit Stäger und Co. persönlich.

UPDATE: Lesen Sie hier alles zur turbulenten Medienkonferenz des FCL.

Der FCL und die NLZ liegen sich wegen angeblich oft falscher Zahlen, welche die NLZ vermelde, regelmässig in den Haaren. Zuletzt kritisierte der FCL speziell jene Zahlen, welche die Zeitung in Bezug auf die Transfers genannt hatte.

Babbel braucht starke Rückrunde

Nach dem Rauswurf von Sportchef Rolf Fringer und der Kündigung von Assistenztrainer Roland Vrabec auf diesen Sommer dürfte der FCL zweifellos froh sein, dass nun wenigstens Babbel bleibt. Vorerst, zumindest. Wenn die Rückrunde nicht nach Plan verläuft, dürfte es auch für den Deutschen in Luzern eng werden. Der Auftakt gegen Branchenprimus Basel letzten Sonntag ging schon mal in die Hose, 0:3 verloren die Luzerner, allerdings trotz ordentlicher Gegenwehr. Ein starker Auftritt diesen Sonntag gegen den FC Zürich wäre zweifellos herzlich willkommen.

Kudi Müller schreibt sich in Rage

Doch beim dem herzhaften Tritt ans Schienbein des NLZ-Journalisten via Medienmitteilung belässt es der FCL nicht. In der aktuellen Matchzytig lässt auch FCL-Legende Kudi Müller nichts anbrennen. In seiner Kolumne schreibt er: «Was ich nicht gutheissen kann, ist die Art und Weise der Berichterstattung einzelner Zeitungen.» Dann wird Müller etwas nebulös mit seinen Aussagen. Ihn würden diese Vorgänge an seine Zeit als Fussballer in Berlin erinnern. «Respektive das, was damals hinter der Mauer ablief. ‹Genosse Erich› diktierte, und das Parteiprogramm wurde unreflektiert medial heruntergebetet. Die Beweggründe der anderen Seite sind nicht oder nur im Nanobereich belichtet worden.»

Der 67-jährige Kudi Müller ist Inhaber eines gleichnamigen Sportgeschäfts und Botschafter des FCL.

Der 67-jährige Kudi Müller ist Inhaber eines gleichnamigen Sportgeschäfts und Botschafter des FCL.

(Bild: esa)

Damit bezieht sich Kudi Müller auf den Knatsch rund um Fringers Entlassung. Allen voran der «Blick» bezeichnete die gesamte FCL-Führung überheblich als «Nieten». Alle hätten versagt, weil sie Fringers Abgang nicht verhindert hätten. Fringer werden bekanntlich beste Kontakte in die Blick-Sportredaktion nachgesagt … Aber auch die NLZ sägte munter am Stuhl von FCL-Präsident Stäger. Sehr zum Verdruss der FCL-Führung, die sich doch seit Jahren schon über die angeblich viel zu polemische Berichterstattung des Maihofblattes ärgert.

Zum «Nietenvergleich» schreibt Kudi Müller in seiner Kolumne, dass er sich dazu nicht äussern wolle. Um es dann doch zu tun, wenn auch erneut auf eine verklausulierte Weise: «Denn wenn der eine Freund des anderen sich auf diese Weise artikulieren muss, qualifiziert er sich damit höchstens selbst – und seinen Arbeitgeber gleich mit.»

«Schulmeisterliche Besserwisser»

Manchmal beschleiche ihn, Kudi Müller, das Gefühl, dass einige Medien dem FCL nur Schlechtes wünschen würden. Um dann wieder «in gewohnter Manier auf die Pauke hauen zu können und sich nebenher schulmeisterlich als Besserwisser aufzuspielen».

«Da wurde mit Zahlenmaterial spekuliert, das jenseits von Gut und Böse lag.»

Kudi Müller, FCL-Legende über die NLZ-Berichterstattung

Doch das Problem liege tiefer, lässt Müller seinem Groll in der Matchzytig freien Lauf. «Denn in der Schweiz kann sich jeder als Journalist bezeichnen, ohne eine entsprechende Ausbildung vorlegen zu können.» Dann nimmt Müller nochmals Bezug auf die in der NLZ kürzlich erwähnten Transfersummen: «Da wurde mit Zahlenmaterial spekuliert, das jenseits von Gut und Böse lag. Die Übertreibungen lagen im Bereich von bis zu 500 %!»

Ungewissheit sei zwar nicht strafbar, aber eine «leise Ahnung von Hintergründen und Zahlendimensionen sollte doch vorhanden sein», ärgert sich Müller, um dann auch noch die Verschwörungstheoretiker zu bedienen: «Verfolgt man mit dem Suggerieren falscher Tatsachen eine Destabilisierungs-Strategie gegen einzelne Personen?»

Zum Schluss seiner Wutrede richtet sich Kudi Müller direkt an die Fans: «Wenn wir wenigstens auf Ihre Unterstützung zählen dürfen, ist das doch auch schon viel wert.»

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Hier unser aktueller Beitrag: «Nach Knatsch – FCL muss Antwort auf dem Platz geben»

Und hier geht’s zu unserem Porträt über Kudi Müller: «Ein Pionier mit Markenzeichen»

 

 


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1 Kommentar
  • Profilfoto von Casiboy
    Casiboy, 12.02.2016, 14:59 Uhr

    Seitdem Walter Stierli nicht mehr Präsident ist, hackt die LZ auf der Führung des FCL herum. Sie können nichts Recht machen. Alles ist falsch. Traurig ist, dass die Leser den sch… auch noch glauben. Da werden Fakten in den Raum gestellt die eines Medienpartners unwürdig sind. Das Verhältnis ist so gestört, dass man einander nicht traut. Als regelmässiger Matchbesucher rege ich mich auf, wie der Chefradaktor hinter mir wie ein Rohrspatz über den FC Luzern schimpft. Ich hätte keine Lust Aktionär beim FC Luzern zu sein. Da wirst Du in der Zeitung als Witzfigur und Fussballidiot hingestellt. Am Schluss musst Du noch jedes Jahr einen Betrag schicken um das Defizit zu tragen. Die LZ macht aus jeder Mücke einen Elefanten. Ich kann Kudi National verstehen, dass ihm der Kragen geplatzt ist. Der Vorstand macht seine Arbeit sehr gut unter den widrigen Umständen. Für mich ist der 4. Platz Ok und der Halbfinal im Cup. Hopp Lozärn

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