Erfolgreiches 2015 für das Luzerner Kulturhaus

Südpol: Trotz Rekordergebnis muss Kredit her

Mit einem neuen Programm in das neue Jahr: der Südpol. (Bild: PD/Montage zentral+)

Es läuft rund für das Kulturhaus Südpol: Es bekommt mehr Subventionen, zählt 20 Prozent mehr Gäste und hat sich künstlerisch etabliert. Doch die Budgetabstimmung Ende Februar trübt das Bild – die Beiträge für 2016 sind blockiert. Um die Löhne zu zahlen, müssen Notmassnahmen her.

Für 2015 schreibt der Südpol eine schwarze Null – und für 2016 bekommt das Haus erstmals mehr als 1’000’000 Franken von der Stadt (zentral+ berichtete). Das gibt dem Musik-, Tanz-, Theater- und immer mehr auch Gastronomie-Haus die nötige Luft. Denn lange lief der Südpol nach seiner Eröffnung 2008 auf den Felgen: Das Geld floss in die Infrastruktur und für grosse künstlerische Sprünge blieb fast nichts.

Doch jetzt stimmen nicht nur die buchhalterischen Zahlen – 2015 strömten so viele Besucher in den Südpol wie noch nie: 63’462 Gäste insgesamt, 10’000 mehr als im Vorjahr (zentral+ berichtete). Auch dank 315 Veranstaltungen, 28 mehr als im Vorjahr. Das Haus spricht von einer «signifikanten Steigerung», vor allem dank Konzerten in der grossen Halle (etwa jene von José Gonzales oder Nils Frahm) und erfolgreichen Theaterproduktionen. «Wir werden immer mehr wahrgenommen», freut sich der künstlerische Leiter Patrick Müller. Sowohl vom Publikum wie auch bei Künstlern als Produktionsstätte.

Die unterfinanzierte Zeit aufarbeiten

Finanziell hat das Haus jetzt also erstmals etwas Luft: «Es ist uns möglich, die lange Zeit der Unterfinanzierung und der damit entstanden Defizite etwas aufzuarbeiten und lange nötige Investitionen in die Infrastruktur zu tätigen», sagt Betriebsleiter Dominique Münch. Und es gibt mehr Möglichkeiten für grössere «Kisten», sprich Bands oder Theaterproduktionen (siehe Box).

Wenn da nur nicht die Budgetabstimmung am 28. Februar wäre – denn bis dahin sind Kulturgelder wie jene für den Südpol blockiert (zentral+ berichtete). Und wenn’s ein Nein zum Budget 2016 gibt, bleibt dies noch länger der Fall, im Extremfall bis im Sommer.

«Es wäre toll, wenn endlich Ruhe einkehrte und wir unserem Leistungsauftrag nachkommen könnten.»

Dominique Münch

Für den Südpol ist diese Situation belastend. Bis Ende Februar kommt man noch mit Rückstellungen über die Runden – darüber hinaus aber nicht. «Wir müssen bei der Bank einen Kredit aufnehmen, um liquid zu bleiben», sagt Dominique Münch.

Eine stressige Situation

Manuel Troller ist Associated Artist

Der Südpol startet in die zweite Hälfte der Saison: Mit dem Gitarristen Manuel Troller zieht ein neuer künstlerischer Gast – der Associated Artist – ins Haus. Mit seiner derzeit sehr erfolgreichen Band Schnellertollermeier präsentiert er an acht Abenden neue Songideen und «testet» sie vor Publikum. Danach soll daraus das neue Album entstehen. Im Juni ist Troller dann noch gemeinsam mit dem Literaten Michael Fehr auf der Bühne – etwas zwischen Musik- und Bühnenprogramm.

Weitere Programmhighlights: Im Juni hat das neue Stück von Regisseur Dimitri de Perrot zusammen mit dem Berner Schlagzeuger Julian Sartorius im Südpol Premiere. Für den künstlerischen Leiter Patrick Müller ein Meilenstein, einen «solch renommierten Künstler» zu haben. Die bisherige und erste Associated Artist, die Performerin Beatrice Fleischlin, ist mit verschiedenen Stücken im Februar und Mai im Südpol zu sehen.

Zwei nahe Konzerthighlights sind Howe Gelb (13.2.) oder Sophie Hunger (19.2.).

Eine absurde Situation: endlich genug Subventionsgeld – und trotzdem muss ein Kredit her. Klar, irgendwann kommt das Geld der Stadt schon, einfach später. Für das Haus trotzdem «eine unglaublich stressige Situation», so Dominique Münch. Einerseits ist es ein grosser administrativer Mehraufwand, dazu kommen Unsicherheiten im Team – es geht immerhin um den Lohn von 21 festangestellten Mitarbeitenden – und es fallen hohe Zinsen an. Wie viel genau, ist noch unklar. Und wer das letztlich bezahlt, ebenso. Aber immerhin bekam der Südpol von der Stadt eine Bürgschaft für den Kredit.

«Es wäre toll, wenn endlich Ruhe einkehrte und wir unserem Leistungsauftrag nachkommen könnten», sagt Münch. Das Einzige, das hilft: auf die positiven Aspekte konzentrieren, denn die gibt es. Das Renommee des Hauses über die Region hinaus steigt, «es hat inzwischen ein Stammpublikum, das weiss, dass die Qualität hier stimmt», sagt Münch.

Das Bistro als Dreh- und Angelpunkt

Und der Südpol hat einiges vor: Das Bistro läuft gut und hat sich zu einem Treffpunkt entwickelt – «ein Ort der Begegnung und des Austausches, ein Platz zur Entwicklung neuer Projekte», wie der Südpol es ausdrückt. Und das will man ausbauen: Münch denkt etwa an kombinierte Gastro-Kultur-Angebote. Dass man eine Probe besucht und danach im Bistro verweilt. «Wir wollen, dass die Besucher mehr partizipieren bei der Entstehung von Stücken», so Münch.

Das Bistro ist der Dreh- und Angelpunkt: «Wenn wie jetzt über die Fasnachtstage das Bistro geschlossen ist, ist das Haus wie ausgestorben», sagt Münch. Darum soll das Bistro nun auch am Abend immer öfters Nachtessen anbieten und noch mehr zum Begegnungsort werden. Schliesslich fliessen die Einnahmen aus der Gastro direkt ins Programm – eine Quersubventionierung.

Kritik am Südpol, die gibt’s zwar immer noch – und wird’s auch weiterhin geben. Aber der Dauerbeschuss, wie er in den Anfangszeiten des Hauses von gewissen Seiten zu hören war, ist abgeklungen. Und das Haus scheint bereit für die Zukunft. Wenn dann das Budget dereinst unter Dach und Fach ist.

zentral+ hat bereits über die blockierten Kulturgelder berichtet:


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