Im Luzerner Tribschen wird «aufgeräumt»

Tivoli und Tamilenschule vor dem Aus

Das Gewerbegebäude an der Tribschenstrasse zählt zu den frühesten Bauten des Neuen Bauens in Luzern. (Bild: Gerold Kunz)

Herber Schlag für die Luzerner Alternativkultur: Im Tribschenquartier sollen gleich mehrere Orte verloren gehen. Das «Tivoli» und die «Tamilenschule» müssen raus. So die Entscheidung der neuen Hausbesitzer. Doch noch ist das letzte Wort nicht gesprochen.

Schlechte Neuigkeiten für alle Luzerner, die nachts öfters mal weiter in die Tribschenstrasse pilgerten. Hier wurde gefeiert – im kleinen Rahmen, in einer rechtlichen Grauzone – aber umso farbiger.

Es scheint jedoch, als würde das Gewerbegebäude an der Tribschenstrasse 51 bald keine Feste mehr beherbergen. Das Haus, welches auch aus architektonischer und historischer Sicht immer wieder im Fokus steht, hat den Besitzer gewechselt. Und dem scheint das nächtliche Treiben ein Dorn im Auge zu sein.

Ende März laufen die Verträge aus

Die redinvest Immobilien Verwaltung Luzern teilte den Mietern Ende Januar telefonisch mit, dass der Mietvertrag im Gewerbegebäude an der Tribschenstrasse 51 per Ende März auslaufen werde und im Sinne des bestehenden Mietvertrages nicht verlängert werde wie bisher. So die Informationen, die zentral+ vonseiten des Vereins Tamilenschule erhielt.

Statement der CSS

«Als Vermieterin ist die CSS verantwortlich für die Sicherheit in ihren Gebäuden. Das gilt auch für die Tribschenstrasse 51», schreibt die Mediensprecherin Christina Wettstein. Dass dort jeweils grössere Partys und Veranstaltungen stattgefunden haben, sei weitherum bekannt. Dafür seien die Räume jedoch weder vorgesehen noch ausgerüstet. «Eine Begehung hat gezeigt, dass unter anderem keine Brandschutzeinrichtungen sowie Notausgänge vorhanden sind», so Wettstein. Eine gefährliche Situation und daher gerade für eine Versicherung nicht haltbar. Eine Sanierung würde jedoch für den Zeitraum bis zum Abbruch keinen Sinn mehr machen – und dieser sei schon in wenigen Monaten geplant.

Es gehe der CSS also keineswegs darum, der Luzerner Partyszene ein offenbar beliebtes Lokal wegzunehmen. Aber man könne nicht einfach beide Augen zudrücken in der Hoffnung, dass keine Unfälle passieren.

Die CSS hat das Gebäude im Dezember 2015 gekauft und wolle nun keine abendlichen Veranstaltungen mehr in ihrem Gebäude wissen. Daher werden die Parteien Verein Tamilenschule, Verein Tivoli und eventuell auch die Bude wohl bald nicht mehr als Mieter geduldet. Voraussichtlich werde wohl nur ein Mieter – ein Künstler – bleiben dürfen, so die Info von Seiten der CSS.

Legal? Illegal?

Die Verwaltung des Gebäudes wollen sich nicht offiziell dazu äussern. Aus verlässlicher Quelle weiss zentral+ jedoch, dass hinter den Kulissen eine gereizte Stimmung herrscht.

Ausführliche Gespräche konnten noch nicht geführt werden. Es bestehe aber Hoffnung, dass Teile der bisherigen Nutzungen bleiben können: interne Workshops, Treffen, Atelierarbeiten oder Bandproben – jedoch keine öffentlichen Veranstaltungen.

Es handle sich auch nicht um eine Kündigung, wie es zu Beginn hiess, sondern um eine Nichtverlängerung des auslaufenden Vertrages. Bereits über ein Jahr sind die betroffenen Mieter in den Räumlichkeiten aktiv. Man hat die nächtlichen Veranstaltungen also bisher geduldet.

«Es ist ein weiterer kultureller, kreativer Mikrokosmos, der verloren geht.»
Verein Tamilenschule

Doch die betroffenen Mieter hätten illegal in den Räumen Alkohol ausgeschenkt und würden ohne Bewilligungen veranstalten, wie es heisst.

Aufseiten der Tamilenschule reagiert man auf diese Aussagen mit Verwunderung. «Zu Beginn, als sich die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten entwickelten, war für uns unklar wie lange und in welchem Rahmen wir das Gebäude zwischennutzen können. Wir haben schliesslich das Gespräch mit der Gewerbepolizei gesucht und immer, wenn wir Alkohol ausgeschenkt haben, eine Ausschanklizenz eingeholt.»

Bei der Bude handelt es sich nochmals um einen anderen Fall, da in diesem Atelierraum keine öffentlichen Veranstaltungen, sondern Anlässe wie Sitzungen oder private Geburtstagspartys stattfinden.

Die betroffenen Vereine Tivoli und Tamilenschule wussten, dass sie die Räume nicht dauerhaft nutzen können, sind aber trotzdem enttäuscht über die Entscheidung der neuen Besitzer. «Leider gibt es immer weniger Platz für Alternativkultur wie diese. Und das missfällt uns», äussert sich die Tamilenschule. «Wir bedauern die Entscheidung der CSS sehr. Es ist ein weiterer kultureller, kreativer Mikrokosmos, der verloren geht. Dennoch sind wir dankbar über die Zeit, in der wir dem Gebäude ein letztes Mal Leben einhauchen durften.»

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