Reaktionen nach der Regierungsratswahl

CVP: «Es war zu erwarten»

Der Sieger: Martin Pfister, frisch gewählter Regierungsrat des Kantons Zug.

Martin Pfister (CVP) hat die Ersatzwahl klar gewonnen. Er ersetzt Peter Hegglin ab kommendem März im Zuger Regierungsrat. Doch im Regierungsgebäude wurde SP-Kandidat Zari Dzaferi ebenfalls gefeiert, als wenn er mitgewählt worden wäre.

Der CVP-Politiker Martin Pfister wurde gewählt. Und wie. Er erreichte insgesamt 17’844 Stimmen. Eine sehr gute Bilanz, lässt er doch seine Mitstreiter Zari Dzaferi (8540 Stimmen) und Stefan Thöni (1547) deutlich hinter sich. Auf die Frage, ob das gute Resultat überhaupt überraschend gewesen sei für Pfister, erwidert dieser: «Die Zeitungen haben es zwar immer prognostiziert, dass ich ein gutes Resultat erzielen würde. Doch ich freue mich natürlich sehr.»

«Zari Dzaferi verkörpert ein ganz anderes Naturell als ich und holt andere Wähler ab.»

Martin Pfister, neuer CVP-Regierungsrat

Denn ein wenig Respekt vor Dzaferis Kandidatur habe er schon gehabt. «Zari Dzaferi verkörpert ein ganz anderes Naturell als ich und holt andere Wähler ab. Ausserdem hatten wir bisher keine Erfahrungen mit Nachwahlen, wir wussten nicht, welches Wahlverhalten die Bürger an den Tag legen würden, wenn nicht alle Parteien antreten.»

Und welches Departement wäre ihm denn nun am liebsten? «Die Finanzen wären jetzt frei, aber die bisherigen Regierungsräte hätten dort Vorrang. Ich habe mich zwar nun jahrelang in der Bildung engagiert, doch ich könnte mir durchaus auch vorstellen, die Finanzen zu übernehmen», so Pfister.

Pfister arbeitet derzeit selbstständig als Geschäftsführer von Feusuisse. Durch seine Wahl muss Pfister nun Nägel mit Köpfen machen. «Ich habe schon eine gewisse Vorbereitungsarbeit geleistet dafür. Es wäre schwierig geworden, die Stelle innert weniger Wochen an meinen Nachfolger zu übergeben.»

Und was wird sich privat ändern? «Was ein grosser Vorteil sein wird, ist, dass ich von nun an in Zug arbeiten werde und näher an meiner Familie bin. Vorher war ich in der ganzen Schweiz unterwegs. Dennoch bin ich mir auch bewusst, dass das Regierungsratsamt eine starke Belastung sein wird», so Martin Pfister.

SP-Kandidat für Regierungsratswahlen 2018?

Doch nicht nur Pfister fühlt sich nach dieser Wahl gut. Der SP-Kandidat Zari Dzaferi habe es nach eigenen Worten geschafft, über das Wählerpotenzial der SP hinaus Stimmen zu holen. In den Berggemeinden zum Beispiel, wo die SP kaum Chancen hat.

«Zari Dzaferi ist der Regierungsrat von morgen.»

Barbara Gysel, Präsidentin SP Kanton Zug

SP-Präsidentin Barbara Gysel spricht von Dzaferi als «dem Regierungsrat von morgen». Der CVP-Sitz sei ja nicht bestritten gewesen, sagt sie, dafür habe die SP ein sehr gutes Resultat geholt. Angesichts des jugendlichen Alters Dzaferis von erst 30 Jahren sei das Ergebnis doppelt erstaunlich und erfreulich.

«2018 noch weit weg»

Tritt Dzaferi also 2018 zu den Regierungsratswahlen an? «2018 ist noch weit weg. Ich werde jetzt zuerst einmal mit Kollegen und Bekannten im Intermezzo anstossen», sagt Zari Dzaferi (die SP feierte dort am Sonntagnachmittag). «Ich habe mit einem sehr bescheidenen Budget sehr viel herausgeholt und alles gegeben. Halbe Sachen liegen mir nicht», sagt der SP-Regierungsratskandidat und Lehrer.

CVP-Wahlkampfleiter und Nationalrat Gerhard Pfister freut sich über das sehr gute Wahlresultat von Martin Pfister. «Es war zu erwarten. Aber in dieser Konstellation war es nicht einfach», sagt Pfister. Eine offene Frage sei die Wahlbeteiligung gewesen, die Linke habe gut mobilisiert.

Dzaferi habe einen sehr guten Wahlkampf gemacht, sagt Pfister anerkennend. «Ich gehe davon aus, dass er ein valabler Kandidat für eine kommende Regierungsratswahl ist und die SP ihn ins Rennen schicken wird.»

Gerhard Pfister enttäuscht über FDP

Enttäuscht ist Gerhard Pfister über die mangelnde Unterstützung von Martin Pfister durch die FDP. «Die FDP hat sich sehr vornehm zurückgehalten», sagt der Wahlkampfleiter. Er sei froh, dass die CVP nicht der Forderung der FDP gefolgt sei, eine Auswahl von zwei Kandidaten aufzustellen. «Das hätte die Stimmen noch mehr aufgesplittet», sagt er.

«Zum Glück sind wir der Forderung der FDP nicht gefolgt.»

Gerhard Pfister, CVP-Wahlkampfleiter

Thöni: «Es war schwieriger als 2014»

Stefan Thöni ist Aussenseiter geblieben und holte nicht halb so viele Stimmen wie bei den Regierungsratswahlen 2014. Damals erhielt er 3736 Stimmen, dieses Mal sind es 1547. «Damals traten zehn Personen für sieben Sitze an. Diesmal waren es drei für einen Sitz, da hat man es als Aussenseiter schwerer. Zudem kann ich nicht mit dem Wahlkampfbudget der CVP mithalten», sagt Thöni. Ob er aufgibt oder 2018 erneut antritt, lässt Stefan Thöni offen.

Zahlen und Vergleiche

28’563 Zuger Stimmberechtigte nahmen an der Ergänzungswahl für den Regierungsrat teil (die Stimmbeteiligung war 38,5 Prozent). Das absolute Mehr betrug 13’966 Stimmen. Martin Pfister wurde mit komfortablen 17’844 Stimmen klar in den Regierungsrat gewählt. Er holte 5183 Stimmen mehr als bei den Regierungsratswahlen 2014. Nicht gewählt wurden seine Mitbewerber Zari Dzaferi, SP, mit 8540 Stimmen sowie Stefan Thöni, Piratenpartei, mit 1547 Stimmen.

Martin Pfisters Wahlresultat war am besten in den ländlicheren und kleineren Gemeinden. Das beste Resultat holte er in Walchwil (77 Prozent der Stimmen), in Oberägeri und Unterägeri (78 Prozent und 71 Prozent) sowie in Neuheim (70 Prozent). Im urbanen Raum war Pfister bestrittener: In Cham holte der CVP-Kandidat 62 Prozent der abgegebenen Stimmen, in der Stadt Zug und in seiner Wohngemeinde Baar legten 60 Prozent Pfisters Namen ein.

SP-Kandidat Zari Dzaferi erhielt am meisten Stimmen in Zug (2470 Stimmen, 34 Prozent), in seiner Wohngemeinde Baar (1901 Stimmen, 34 Prozent) und in Cham (1077 Stimmen, 31 Prozent). Weit mehr Personen als das laut SP-Präsidentin Barbara Gysel übliche Fünftel oder sogar Viertel der Wählenden wählten also diesmal SP. Viele Stimmen erhielt Dzaferi auch in Steinhausen, Hünenberg und erstaunlicherweise in Unterägeri.

Der dritte Kandidat Stefan Thöni hatte keine Chance ob der starken Konkurrenz und holte nur halb so viele Stimmen wie an der Regierungsratswahl 2014. Am meisten Stimmen erhielt er noch in Zug, Baar und Cham. In seiner Wohngemeinde Steinhausen wählten nur 175 Personen Thöni.

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