Podium zur Zukunft der IG Kultur Luzern

«Die IG Kultur braucht eine klare Haltung»

Hören auf das Publikum: Adrian Albisser, Angela Meier und Catherine Huth zwischen den Moderatorinnen Alice Reinhard (ganz links) und Lea Schüpbach (ganz rechts).

(Bild: jwy)

Die Vergangenheit hinter sich lassen und nach vorne schauen: Das will der neue Vorstand der IG Kultur Luzern. Doch noch ist vieles unklar, sogar wie man die Geschäftsstelle besetzen will. Eines indes scheint sicher: Der Vorstand wird sich unbequemen Fragen stellen müssen.

Eigentlich fies: Jeder neue Bundesrat erhält hundert Tage Schonfrist, um sich einzuarbeiten. Doch in der Kultur drängt’s: Keine Woche im Amt – und schon wird der neue Vorstand der IG Kultur mit Wünschen und Forderungen eingedeckt. Gefordert wird etwa Schützenhilfe in der Frage der blockierten Kulturgelder (zentral+ berichtete). Oder wie es Marc Unternährer, Musiker und selbsternannter Jazzstreithahn, auf Facebook schrieb: «Liebe IG Kultur, ich freue mich über einen neuen, aktiven Vorstand, Themen gibt’s genug!»

Themen gibt's genug: Zum Beispiel das von Musiker Marc Unternährer.

Themen gibt’s genug: Zum Beispiel das von Musiker Marc Unternährer.

(Bild: Screenshot)

Der Wunsch nach einem starken Vorstand, einer starken IG Kultur, ist gross. Und seit vergangenem Donnerstag hat man ihn – vorerst befristet bis Sommer (zentral+ berichtete). Es sind dies: Laura Breitschmid (Galerie sic! Raum für Kunst), Urs Bugmann (Journalist, Vorstand Literaturhaus Zentralschweiz lit.z), Angela Meier (Vorstand B-Sides), Dominik Deuber (Lucerne Festival) und Raphael Zingg (Musiker und Jurist).

Wie heisst die neue Geschäftsführung?

Am Dienstagabend war Neubad-Talk und der neue Vorstand erstmals geschlossen öffentlich zugegen. Thema: die IG Kultur – aber nicht der Streit, der überhaupt zur Neuwahl führte (zentral+ berichtete). Vielmehr: Wie geht es jetzt weiter? Was packt der Vorstand an? Und wie kann man Gräben überwinden? Es diskutierten Angela Meier (für den neuen Vorstand), Catherine Huth (ehemalige Geschäftsführerin) und Adrian Albisser (als Mitglied und Vorstand des Konzerthauses Sedel).

Doch so sehr es das Moderatorinnen-Duo aus Alice Reinhard (Radio 3fach) und Lea Schüpbach (SRF Regionaljournal) in der einstündigen Diskussion versuchte: Angela Meier wollte sich noch nicht auf die Äste hinauswagen und mitteilen, was die IG Kultur in den nächsten Monaten vorhat.

«Unbequeme Fragen werden kommen.»

Adrian Albisser, Vorstand Sedel

Meier sieht zwei Ziele: viele Gespräche zu führen und die Neubesetzung der Geschäftsstelle voranzutreiben. Dies ist nötig, nachdem sich der alte Vorstand von Edina Kurjakovic getrennt hat. Steht sie nun wieder zur Verfügung? Wird die Stelle neu ausgeschrieben? In einer Woche sollte man mehr wissen.

Viel zu reden im Pool: Adrian Albisser, Angela Meier und Catherine Huth zwischen den Moderatorinnen Alice Reinhard (ganz links) und Lea Schüpbach (ganz rechts).

Viel zu reden im Pool: Adrian Albisser, Angela Meier und Catherine Huth zwischen den Moderatorinnen Alice Reinhard (ganz links) und Lea Schüpbach (ganz rechts).

(Bild: jwy)

Ein unmöglicher Spagat

Am konkretesten wurde am Podium Adrian Albisser mit seinen Forderungen. Er wünscht sich einen schlagkräftigen Vorstand, der sich politisch einsetzt, besser und schneller kommuniziert und wichtige Themen anpackt. «Unbequeme Fragen werden kommen, ich wünsche mir eine klare Haltung, sonst wird man nicht wahrgenommen», sagte Albisser.

«Die IG Kultur kann per se nicht funktionieren, aber sie tut es doch.»

Catherine Huth, ehemalige Geschäftsleiterin

Catherine Huth, die sich aktiv für einen neuen Vorstand eingesetzt hatte, sagte: «Ich wünsche mir kulturpolitische Aktivitäten, der Vorstand muss spürbar sein – und ich traue ihm das zu.» Es war bewundernswert, wie Angela Meier stoisch die Ruhe wahrte angesichts der grossen Worte. Sie wolle die IG Kultur nicht von Grund auf neu erfinden, sondern den Austausch vorantreiben. «2016 wird ein wichtiges Jahr: die angespannte Finanzsituation, Entscheide zur Salle Modulable, Kulturförderung im Umbruch – dazu hatte man in Vergangenheit zu wenig gehört von der IG Kultur», sagte sie.

Es ist und bleibt die Krux des Vereins, dass er mit 200 Mitgliedern einen eigentlich unmöglichen Spagat hinkriegen muss und Interessen von KKL bis Sedel, von der Stadt bis zum Land, unter einem Hut vereint. Das war ein grosses Thema am Neubad-Talk. Catherine Huth dazu: «Das kann per se nicht funktionieren – und trotzdem tut es das. Es gibt gemeinsame kulturpolitische Interessen, gewisse Diskussionen gelten für alle.» Dass man die innerkulturellen Gräben überwinden muss, da war man sich einig – dazu braucht es viel Austausch, aber nicht immer zwingend einen Konsens.

Wie weiter mit der IG Kultur? Adrian Albisser, Angela Meier und Cathérine Huth zwischen den Moderatorinnen Alice Reinhard (ganz links) und Lea Schüpbach (ganz rechts).

Wie weiter mit der IG Kultur? Adrian Albisser, Angela Meier und Cathérine Huth zwischen den Moderatorinnen Alice Reinhard (ganz links) und Lea Schüpbach (ganz rechts).

(Bild: jwy)

Digitalisierung vorantreiben

Adrian Albisser forderte: «Die IG Kultur muss die Digitalisierung vorantreiben – Kulturdaten müssen besser verfügbar werden, damit man sich einfach informieren kann.» Weitere Punkte, die er nannte: die Themenführerschaft in Bezug auf die Salle Modulable («Das kann nur die IG Kultur!») und eine klare Haltung zum Budgetreferendum und den für die Kultur blockierten Subventionen.

«Das Kulturmagazin wird weiterhin kein Vereinsblatt sein und soll unabhängig bleiben.»

Angela Meier, Vorstand IG Kultur

Einig war man sich auch darüber, dass die IG Kultur eine politisch wichtige Stimme sein muss. Wie man diese Stimme transportieren, will, das blieb noch offen: Öffentliche Veranstaltungen, per Newsletter, auf der Website – oder gar über «041 – Das Kulturmagazin»? Angela Meier: «Das Kulturmagazin wird weiterhin kein Vereinsblatt sein und soll unabhängig bleiben, die IG Kultur hat andere Sprachrohre.» Adrian Albisser erhofft sich viel von der neuen Redaktionsleitung: «Ich bin froh um die spitze Feder von Ivan Schnyder.»

Ganz zum Schluss meldete sich Christoph Ruckli als Stimme aus dem Team unter der Noch-Geschäftsführerin Edina Kurjakovic – und somit als Angestellter der IG Kultur. Er richtete sich an alle Kulturmenschen, die sich bekanntlich gern beschweren. «Der neue Vorstand ist präsent und spürbar in der Kultur, ich hab vollstes Vertrauen. Habt das bitte auch und hört auf zu jammern!»

Nach einer Stunde war der kurzweilige und gut moderierte Talk vorbei – doch die Forderungen bleiben. Sie wurden an der Bar weiterdiskutiert.

Lesen Sie auch unser Interview mit Angela Meier: «Die IG Kultur braucht jetzt eine klare Führung»




Sehen Sie hier das Gespräch auf Video:

 

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