Interview mit Angela Meier

«Die IG Kultur braucht jetzt eine klare Führung»

Angela Meier hat seit dem 7. Januar 2016 im Vorstand der IG Kultur Luzern das Co-Präsidium inne. (Bild: Caroline Schnider/ zvg)

Der neue Vorstand der IG Kultur Luzern steht vor einer riesigen Aufgabe. Nach der Eskalation interner Streitigkeiten wurde der gesamte Vorstand neu besetzt. Die neu gewählte Co-Präsidentin Angela Meier (25) erklärt im Interview, wo die wichtigsten Baustellen des Vereins liegen und was er eigentlich tun sollte.

Angela Meier ist knapp 12 Stunden im Amt, als wir sie erreichen. Wir wollen von ihr wissen, wie es nun mit der IG Kultur Luzern weitergeht.

Die Vorgeschichte: Nachdem sich der Vorstand der IG Kultur Ende Oktober von Geschäftsleiterin Edina Kurjakovic getrennt hatte, wurden kritische Stimmen laut. Eine Gruppe von ehemaligen Vorstandsmitgliedern und Mitarbeitern der IG Kultur Luzern schloss sich daraufhin zusammen.

Die Kündigung war der Auslöser, es habe jedoch schon länger gekriselt, so Aussagen aus der Gruppe, die den Rücktritt des alten Vorstands forderte. Dieser sei nicht spürbar gewesen, kulturpolitisch zu wenig aktiv und habe den Kontakt zum Grossteil der Mitglieder verloren gehabt.

Von beiden Seiten hörte man bei der ausserordentlichen Delegiertenversammlung am Donnerstagabend, die Gespräche seien verweigert worden. Ein Treffen liess die Fronten nur noch härter werden. Nun ist der alte Vorstand abgetreten, ein neuer übernimmt. Angela Meier (25) hat darin gemeinsam mit Dominik Deuber (36) das Präsidium übernommen.

zentral+: Wie haben Sie mit dem neuen Vorstand den Abend der Delegiertenversammlung erlebt?

Angela Meier: Wir wussten nicht, was uns vor Ort erwarten würde, wie sehr die Vorgeschichte Wellen geschlagen hatte und wie viele Leute anwesend sein würden. Wir waren daher sehr froh, dass der Theater-Pavillon mit rund 100 Leuten voll besetzt war und eine angenehme Stimmung herrschte. Und trotzdem hat man gemerkt: Die Leute haben ihre Meinungen und scheuen sich nicht, diese auch zu sagen.

zentral+: Stehen Sie mit dem ehemaligen Vorstand in Kontakt?

Meier: Bisher hat es noch kein persönliches Treffen gegeben. Wir hatten schon vereinzelt Kontakt, um die Übergabe zu planen. Jetzt geht es darum, dass wir dies so bald wie möglich machen können.

zentral+: Wie stehen Sie als neuer Vorstand zu den Vorkommnissen in den vergangenen Wochen und zu den Rücktrittsforderungen an den alten Vorstand?

Meier: Die genauen Gründe wurden nicht mehr thematisiert. Was ich weiss, ist, dass die Nähe des Vorstands zu den Mitgliedern wichtig ist und wir uns darauf konzentrieren werden. 

Die IG Kultur

Die Interessengemeinschaft Kultur Luzern (IG Kultur) ist eine Lobby-Organisation der Kultur in der Zentralschweiz. Sie wurde 1977 gegründet, ist als Verein organisiert und umfasst inzwischen annähernd 200 Mitglieder. Dabei sind die unteschiedlichsten Vereine, Organisationen, Fakultäten und Kulturhäuser vertreten.

zentral+: Also war der ehemalige Vorstand den Mitgliedern zu wenig präsent?

Meier: Das können wir so nicht allgemein beantworten. Aber ich glaube, dass es jetzt wichtig ist, die Vorgeschichte zu vergessen und mit der Arbeit loszulegen.

zentral+: Es ist keine einfache Situation, um den Vorstand zu übernehmen.

Meier: Einfach gibt es nicht. Es ist eine unruhige Zeit, doch das macht die Arbeit auch spannend. Die grosse Diversität in der IG Kultur, diesem einzigartigen Konstrukt, ist befruchtend. Und wir können darauf setzen, dass das Team und das Kulturmagazin funktionieren. Wir dürfen uns jetzt aber nicht zu sehr einen Kopf machen, sondern müssen nach vorne schauen.

zentral+: Was sind die drängenden Aufgaben, die Sie gleich in Angriff nehmen werden?

Meier: Es kommt einiges auf uns zu: Als Erstes muss entschieden werden, wie die Geschäftsleitung wieder besetzt wird. Und als Zweites müssen wir einen Weg finden, die Mitglieder in unsere Entscheidungen einzubeziehen – einen Konsolidierungsprozess ausarbeiten, wie es an der Versammlung gefordert wurde.

«Der Nutzen der IG Kultur muss wiederhergestellt und sichtbar werden.»

zentral+: Wie sieht es mit der Geschäftsleitung aus? Wird Edina Kurjakovic nun Geschäftsleiterin bleiben?

Meier: Uns ist klar, dass diese Frage die Leute beschäftigt. Doch wir haben uns noch keine definitive Meinung gebildet. Abgesehen davon würde dies nicht nur von uns, sondern auch von Edina Kurjakovic abhängen. Es gibt einige Dossiers, die wir erstmal prüfen werden. Dann werden wir das weitere Vorgehen intern sowie in Absprache mit Edina Kurjakovic besprechen und anschliessend informieren.

zentral+: Was beinhaltet eigentlich die Arbeit der IG Kultur? Es schien, dass auch viele Mitglieder an der Versammlung sich darüber nicht so ganz im Klaren waren.

Meier: Das ist tatsächlich so. Wichtig ist, dass wir den Mitgliedern diese Fragen wieder klar beantworten können und diese Arbeit auch dementsprechend ausführen. Der Nutzen muss wiederhergestellt und sichtbar werden. Grundsätzlich vertritt die IG Kultur die Kulturschaffenden in der Kulturpolitik, macht Lobbyarbeit und ist Anlaufstelle bei Fragen und Problemen. Wir wollen für die Bedürfnisse und Interessen der Mitglieder da sein. Die Mitglieder sollen vom Dachverband und der Vernetzung profitieren können.

zentral+: An der Versammlung wurde Kritik laut, die das Co-Präsidium infrage stellte und vor allem nach einer klaren Führung des gesamten Vorstands verlangte. Was sagen Sie dazu?

Meier: Natürlich – die IG Kultur braucht jetzt eine klare Führung. Doch von der Anfrage bis zur Wahl verging nur wenig Zeit. Und es ist auch nicht der normale Fall, dass ein kompletter Vorstand ersetzt wird. So haben wir uns dafür entschieden, die Verantwortung erst mal zu teilen. Wir müssen uns kennenlernen und unsere jeweilige Position im Vorstand und der IG Kultur finden. Einfach wird es nicht, aber jemand musste die Leitung jetzt übernehmen, damit die Kontinuität der IG Kultur Luzern gewährleistet wird.

Nach dem Gespräch mit Angela Meier haben wir auch Edina Kurjakovic für eine Stellungnahme erreicht. Sie werde sich in der kommenden Woche mit dem neu gewählten Vorstand zusammensetzen und man werde eine gemeinsame Lösung finden, die für alle stimme. «Es braucht jetzt einen Neustart», betont sie. Auf die Fragen, ob sie sich vorstellen könnte, weiterhin die Geschäftsleitung innezuhaben, wollte sie sich noch nicht offiziell äussern.

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